Streit um NilpferdePablo Escobar hat Kolumbien ein dickes Problem hinterlassen
tafi
25.3.2020
Afrikanische Flusspferde, die der berüchtigte Drogenboss Pablo Escobar einst in seinem Privatzoo hielt, breiten sich in Kolumbien rasant aus. Die Folgen für angestammten Tierarten sind drastisch – aber einige Forscher sind begeistert.
Hippos in Südamerika? Lange Zeit waren Flusspferde lediglich in Afrika heimisch, doch dann kam der kolumbianische Drogenbaron Pablo Escobar auf die Idee, die Dickhäuter würden sich gut auf seiner rund 170 Autobahnkilometer von Medellín entfernten Hacienda Nápoles machen – die Geschichte klingt unglaublich, ist aber wahr.
Escobar wurde im Dezember 1993 im Alter von 44 Jahren von einer kolumbianischen Spezialeinheit auf dem Dach eines Wohnhauses in Medellín erschossen. Nach seinem Tod wurde neben seinem Kartell auch seine Ranch nebst Privatzoo aufgelöst.
Die Paarhufer waren allerdings gekommen, um zu bleiben: Sie haben sich das Gelände längst zu eigen gemacht und vermehren sich prächtig. Ein Prozess, der sich stark auf das ökologische Gleichgewicht auswirkt.
Rasante Ausbreitung
Pablos Nilpferde und deren stetig wachsende Population, der «Spiegel» berichtet von geschätzt 80 bis 100 Tieren, sind in Kolumbien zu einer drastischen Gefahr für das Umweltsystem geworden. Opfer der rasanten Ausbreitung sind einheimische Tierarten wie Otter oder Seekühe, die aus ihrem natürlichen Lebensraum gedrängt werden.
Unter den örtlichen Behörden und unter Wissenschaftlern weltweit herrscht Uneinigkeit, wie man das Problem mit den Dickhäutern am besten anpackt. Einerseits wurde auf Druck von Umweltschützern die kontrollierte Jagd strikt untersagt. Finanzielle Mittel zur Verhinderung einer unkontrollierten Fortpflanzung werden allerdings nur begrenzt zur Verfügung gestellt.
Die Rückkehr einer verlorenen Welt
Einige Wissenschaftler sind der Meinung, die «Kokain»-Nilpferde zeigen, wie eingeführte Arten eine verlorene Welt wiederherstellen können. Ihre Theorie widerspricht der herkömmlichen Auffassung, dass grosse invasive pflanzenfressende Säugetiere ausschliesslich negative Auswirkungen auf ihre neue Umgebung haben.
In einer im Fachblatt «Proceedings of the National Academy of Sciences» publizierten Studie argumentieren sie, dass die Hippos in Kolumbien, die ökologischen Funktionen anderer ausgestorbener Arten wiederherstellen würden. Dafür hat ein Team von Biologen die Merkmale und Auswirkungen auf das Ökosystem von invasiven Pflanzenfressern mit vergleichbaren Arten verglichen, die in den letzten 130'000 Jahren verschwunden sind.
«Die verwilderten Flusspferde in Südamerika ähneln in ihrer Ernährung und Körpergrösse den ausgestorbenen Riesen-Lamas, während sie ihre Vorliebe für halbaquatische Lebensräume mit der ebenfalls ausgestorbenen Huftierart Notoungulata teilen», erklärt Co-Autor John Rowan im «Guardian». «Obwohl Nilpferde eine einzige ausgestorbene Art nicht perfekt ersetzen, stellen sie ökologische Funktionen mehrerer Arten wieder her.»
«Überlebenswillen und Pioniergeist»
Dass die australische Ökologin Arian Wallach, ebenfalls Co-Autorin der Studie, im Zusammenhang mit Pablo Escobars Nilpferden von «Überlebenswillen, Handlungsfähigkeit und Pioniergeist» spricht, kommt freilich nicht bei allen Kollegen gut an. Eine Forschergruppe warnt in der Zeitschrift «Ecology» vor einem Kollaps des Gewässersystems. Das werde durch die Exkremente der Tiere extrem belastet.
Bis sich die Wissenschaftler einig sind, werden die Nilpferde wohl unbeeindruckt weitermachen wie bisher. Auch wenn das den Seekühe, Schildkröten und Ottern in der Gegend von Pablo Escobars altem Landsitz gar nicht gefällt.
Der aus Nordamerika nach Europa gebrachte Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus) ähnelt dem europäischen Edelkrebs, ist aber grösser und aggressiver. Er ist inzwischen in den meisten grossen Schweizer Gewässern zu finden. Weitere schädliche invasive Arten auf den folgenden Seiten dieser Bildstrecke.
Bild: Keystone
Im Tessin wurden erstmals Japankäfer (Popillia japonica) in freier Natur nachgewiesen. Das ursprünglich ausschliesslich in Japan beheimatete Insekt wurde 2017 erstmals im Tessin beobachtet. Der Käfer und seine Larven sind vor allem ein Problem für Trauben-, Mais- und Steinobstkulturen.
Bild: Keystone
Die aus Asien eingeschleppte Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys), umgangssprachlich auch Stinkwanze genannt, hat sich explosionsartig in der Schweiz ausgebreitet. Das Insekt saugt an Früchten wie Pfirsich, Apfel, Birnen und anderen. Die Früchte werden unansehnlich aber auch anfällig für andere Schädlinge. Ernteschäden aufgrund der Wanze können bis zu 50 Prozent betragen.
Bild: Getty Images
Der vor allem im Mittelmeerraum und Südeuropa beheimatete Prozessionsspinner macht sich inzwischen ebenfalls im Tessin auf Wanderschaft. Die Raupen des Falters gefährden Mensch und Tier, indem sie schwere Allergien auslösen können.
Bild: Falko Seyffarth/CC-BY-SA 3.0
Der Hammerhaiwurm (Bipalium kewense) stammt aus Asien, schaffte den Sprung aber mit dem Transport von Pflanzen bis in das Tessin. Es handelt sich um eine aggressive Spezies: Der Wurm rollt seine Beute auf, vergiftet sie und löst sie durch Sekrete aus seinem Verdauungstrakt auf. Zu seinen Lieblingsspeisen gehört der Regenwurm – und so bedroht er auch das von diesem abhängige Ökosystem.
Bild: SRF
Die Tigermücke (Ades albopictus) gelangte laut der Tessiner «Arbeitsgruppe Mücke» im Sommer 2003 erstmals in die Schweiz, vermutlich mit Gütern aus Südeuropa. Die Stiche des Insekts sind sehr schmerzhaft und können Erreger wie beispielsweise den Zika-Virus, den Chikungunya-Virus und den Dengue-Virus auf den Menschen übertragen.
Bild: Keystone
Seit sie 2004 zum ersten Mal in Europa im Südwesten Frankreichs auftauchte, breitet sich die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) rasant aus. Inzwischen ist sie auch in der Schweiz im Kanton Jura angekommen und wird hier zur Gefahr für Bienen und heimische Hornissen.
Bild: Getty Images
Raupen des Buchsbaumzünslers (Diaphania perspectalis) in einem nahezu kahlgefressenen Waldstück bei Grenzach-Wyhlen am Hochrhein. Die Raupen des seit wenigen Jahren in Deutschland beobachteten Falters haben einen rund 150 Hektar grossen Buchswald bis auf die Rinde aufgefressen. Natürliche Feinde hat der eigentlich in mediterranen Zonen beheimatete Buchsbaumzünsler nicht zu fürchten. Vögel verschmähen die Raupen, möglicherweise weil Buchsbäume toxisch sind.
Bild: Keystone
Der Asiatische Laubholzbockkäfer (Anoplophora glabripennis) treibt inzwischen auch in der Schweiz sein Unwesen und könnte für Millionenschäden in der Forstwirtschaft und im Tourismus sorgen, wenn ihm nicht Einhalt geboten wird.
Bild: Jean-Christophe Bott/Keystone
Das Grauhörnchen (Sciurus carolinensis), eine ursprünglich nordamerikanische Nagetier-Art aus der Familie der Hörnchen (Sciuridae) wurde an mehreren Stellen in Europa eingebürgert. Hier verdängt der Allesfresser das kleinere einheimische Europäische Eichhörnchen.
Bild: Keystone/Rick Osentoski
Die Zuiderzeekrabbe (Rhithropanopeus harrisii) stammt ursprünglich von der nordamerikanischen Atlantikküste und verbreitete sich mit dem Schiffsverkehr: 1874 wurde sie in den Niederlanden gesichtet, in den 1930er-Jahren dann in der Ostsee, 2011 schliesslich in der Bucht von Pärnu. Die Krabbe vermehrt sich stark, weil sie kaum natürliche Feinde hat, und wird mit der Dezimierung heimischer Arten in Verbindung gebracht.
Bild: dpa
Die Aga-Kröte (Rhinella marina) gehört zu den grössten Froschlurchen der Welt. Sie wurde ursprünglich als Schädlingsbekämpfer gezielt nach Jamaika und Barbados, später auch nach Australien importiert. Dort breitet sie sich nach wie vor rasant aus. Durch giftiges Drüsensekret ist die Riesenkröte für die meisten potenziellen Fressfeinde unattraktiv.
Bild: AP Photo/Frogwatch, HO
Die bis zu 30 Zentimeter langen Afrikanischen Riesenschnecken vertilgen nicht nur 500 verschiedene Pflanzenarten, sondern fressen auch den Putz von Wänden, um ihren Kalkbedarf zu decken. Auf Kuba ist die eigentlich aus Ostafrika stammende Schnecke schleichend auf dem Vormarsch und wird zunehmend zum Problem für die Landwirtschaft.
Bild: AP Photo/Scott Burton
Aus ökologischer Sicht sind Katzen alles andere als harmlose Haustiere. Nach Hochrechnungen töten allein in den USA jedes Jahr verwilderte Hauskatzen etwa eine Milliarde Vögel.
Bild: Alessandro Della Bella/Keystone
Stete Begleiter des Menschen und der Klassiker unter den Neozoen: Ratten. Sie verbreiteten als Zwischenwirt die Pest und gelangten auf Schiffen bis in die letzten Winkel unseres Planeten und selbst auf die abgelegensten Inseln. Das Aussterben von mehreren hundert Spezies könnte nach wissenschaftlichen Schätzungen auf ihr Konto gehen.
Bild: AP Photo/Rafael Garcia Jr. via APTN
Die Europäischen Stare wurden nach Nordamerika eingeschleppt, wo sie einheimische Vögel wie den Specht verdrängen und Obstbauern und Winzern auf die Nerven gehen.
Bild: FotoWare fotostation/Sigi Tischler
Einige Ameisenarten wie die Feuerameise, die Argentinische oder die Gelbe Spinnerameise gelten vielerorts als ausgemachte Plagen. Sie können riesige Superkolonien bilden, die verheerende Schäden anrichten.
Bild: Christian Bernasconi/Keystone/Photopress/SNF
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