OrnithologieKrähen sind noch klüger als angenommen
SDA
4.11.2020 - 07:00
Krähen suchen sich im Voraus das passende Werkzeug für eine Aufgabe aus, die sie erst später durchführen können. Solche Fähigkeiten zur Vorausplanung hielt man bisher als einzigartig für Menschen. Sie müssen also mindestens zweimal in der Evolution entstanden sein.
Ein Team aus Wien und Cambridge zeigte Geradschnabelkrähen (Corvus moneduloides, auch Neukaledonienkrähen genannt) zunächst Fleischstücke, die sich entweder in einem Apparat befanden, den sie mit einem Holzhaken «aufsperren» konnten, oder wo sie einen Stein einwerfen mussten, damit sich die Plattform mit dem Leckerbissen zur Öffnung bewegte. Wie sie dies bewerkstelligen können, haben sie vorher gelernt, aber ihnen fehlte in diesen Versuchen zunächst das Werkzeug dazu, also der Holzhaken oder Stein.
Dann kamen die Tiere in einen anderen Raum, wo ihnen die Forscher fünf Minuten später einen Holzhaken, einen Stein, andere Gegenstände als Ablenkung und ein Apfelstückchen zur Wahl gaben. Sobald die Krähen ein Ding nahmen, verschwanden die anderen. Weitere zehn Minuten später durften sie wieder in den Raum mit dem Apparat. Hatten sie das falsche Werkzeug oder einen anderen Gegenstand im Schnabel, war das Fleischstück darin für sie unerreichbar, ebenso, wenn sie das für sie im Vergleich zum Fleisch recht unattraktive Apfelstückchen gewählt hatten.
Bisher dachte man, nur Menschen planen so gut
Eine Krähe wählte jedoch in neun von zehn Fällen, und zwei ihrer Artgenossen in sieben von zehn Versuchen das jeweils richtige Werkzeug. Sie hatten sich demnach wohl gemerkt, welches Werkzeug sie später brauchen würden, erklären der österreichische Biologe Markus Böckle und Kollegen im Fachjournal «Proceedings of the Royal Society B».
Bisher waren solche speziellen Planungsfähigkeiten nur von Menschen bekannt. Da die Entwicklungslinien von Krähen und Menschen sich bereits vor 300 Millionen Jahren trennten, sind sie wohl gesondert und mindestens zweimal in der Evolution entstanden, schrieben sie.
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