Nach Notfall in Japan Frauen aus Sumo-Ring geworfen - Sport gerät in Kritik

Von Lars Nicolaysen, dpa

5.4.2018

Frauen dürfen in der Welt des japanischen Sumo- Ringkampfs nur als Zuschauer teilnehmen. Den Ring dürfen sie nicht betreten (Symbolbild). 
Frauen dürfen in der Welt des japanischen Sumo- Ringkampfs nur als Zuschauer teilnehmen. Den Ring dürfen sie nicht betreten (Symbolbild). 
Kyodo News via AP

Als hätte Japans Nationalsport Sumo nicht schon genug Ärger am Hals: Nach Skandalen um Ringabsprachen, illegale Wetten und Drogenmissbrauch folgten jüngst weitere wegen Prügeleien. Doch damit nicht genug, jetzt kocht ein Tabu-Thema hoch: das Frauen-Verbot.

Frauen dürfen in der Welt des japanischen Sumo- Ringkampfs nur als Zuschauer teilnehmen. Niemals aber dürfen sie auch nur einen Zeh in den heiligen Ring setzen. Als nun ein Bürgermeister bei einer Rede im Kampfring einen Schlaganfall erlitt, eilten sofort mehrere Frauen, darunter Medizinerinnen, herbei und leisteten Erste Hilfe - und wurden prompt über Lautsprecher von einem Schiedsrichter zum Verlassen des Rings aufgefordert, und zwar gleich mehrfach.

Als Frauen dem kollabierten Bürgermeister von Maizuru erste Hilfe leisten wollten, wurden sie über Lautsprecher mehrfach aufgefordert den Ring zu verlassen.

Nach Kritik von Fernsehkommentatoren und Protesten in sozialen Medien sah sich der erzkonservative Sumo-Verband zu einer Entschuldigung gezwungen, wie japanische Medien am Donnerstag berichteten. Man sei den Frauen zutiefst dankbar, Erste Hilfe geleistet zu haben, sagte der Verbandsvorsitzende. Die Reaktion des Ringrichters sei nicht angemessen gewesen, da es eine Notfall-Situation gewesen sei.

Frauen im Ring tabu

Der Tradition nach darf der «dohyo», der sandige Kampfring, nach shintoistischem Brauch nicht beschmutzt werden. Vor jedem Kampf vollführen die Ringer Reinigungsrituale: Sie spülen sich den Mund mit Wasser aus und streuen Salz in den Ring. Sollte sich ein Ringer verletzen oder seine Nase bluten, werde unmittelbar nach dem Kampf der verschmutzte Sandfleck weggekratzt und mit Salz gereinigt, berichteten Medien. Die Monatsblutung der Frau liefere denn auch die Erklärung, warum in früheren Jahrhunderten die gedankliche Verbindung zwischen Frauen und dem Begriff «kegare», Schmutz, aufgekommen sei.

Bereits vor einigen Jahren hatte sich die damalige Gouverneurin von Osaka, Fusae Ota, mit dem Sumo-Verband angelegt, weil sie wie ihre männlichen Kollegen beim Sumo-Frühjahrsturnier in ihrer Funktion als Gouverneurin den Siegerpokal im Ring überreichen wollte. Das aber lehnte der Sumoverband strikt ab und nannte als Grund die uralte Tradition: Frauen seien im Ring nun mal tabu. Basta.

Der Bürgermeister der Stadt Maizuru, der bei seiner Rede im Ring kollabiert war, soll laut Medienberichten ausser Lebensgefahr sein.

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