Wohnen hinter schwedischen Gardinen Im alten Knast für Schwerverbrecher sollen Luxus-Appartements entstehen

uri

13.5.2018

Wer es mit Feng Shui und Karma nicht so hat, dem bietet sich jetzt eine besondere Gelegenheit: In «Her Majesty’s Prison Gloucester» in England sitzen keine Serienmörder und Schwerverbrecher mehr ein - dafür können freie Bürger hier aber bald ihren Wohntraum leben.

Besonders dünnhäutig und abergläubisch sollte man indes nicht sein, wenn man sich für eine der 38 Wohnungen im denkmalgeschützten Trakt des 1840 gebauten und 2013 geschlossenen Gefängnisses interessiert: Noch bis zum Jahr 1939 wurden hier zum Tode verurteilte Delinquenten gehängt und häufig in namenlosen Gräbern verscharrt. Nach Meinung eines Historikers könnten bis zu 120 Hingerichtete noch auf dem Gelände begraben liegen.

Auch sassen einige der schlimmsten Verbrecher Grossbritanniens in den Zellen, die schon bald wohnliche Zimmer abgeben sollen. So war laut der «Daily Mail» etwa der Serienkiller Fred West kurzfristig in Gloucester inhaftiert. Er wurde 1994 wegen der Morde an 12 Frauen verurteilt, kurz darauf erhängte er sich.

Auch die Kray-Zwillinge «Reggie» und «Ronnie», brutale Unterwelt-Paten im London der 1950er und 1960er Jahre und bekannt aus dem Film «Legend» von 2015, sassen temporär in Gloucester ein. Am Galgen hauchte hier auch eine Vorfahrin von Pop-Queen Kylie Minogue ihr Leben aus. Die damals 69-jährige Dinah Riddiford wurde 1816 allerdings lediglich wegen des Diebstahls von Nahrungsmitteln und eines kupfernen Teekessels öffentlich gehängt - und zwar gut sichtbar auf dem Dach des Gefängnisses. In die Geschichte Gloucesters ging die Urteilsvollstreckung als das «Oma-Hängen» ein.

Geht es nach dem auf Luxus-Appartements spezialisierten Projektentwickler City & Country, dann soll die düstere Vergangenheit des Gebäudekomplexes schon bald einer strahlenden Zukunft weichen. Nachdem das Planungskomitee der Stadt in einer anonymen Abstimmung am 1. Mai entschied, dass die Umwandlung des Knasts in Wohnraum erfolgen soll, will «City & Country» schnellstmöglich loslegen.

Noch sieben weitere Gebäude mit insgesamt 164 Appartements sollen am Gefängnisgelände entstehen. In der alten Gefängniskapelle sind ein Café und ein kleines Informationszentrum zur Geschichte des Gefängnisses geplant. Durch einen gläsernen Boden auf dem ehemaligen Basketballfeld des Gefängnisses können Besucher dann auch die Fundamente des alten Bergfrieds einer Festung aus dem 12 Jahrhundert bestaunen. Gut möglich ist allerdings auch, dass die Bauarbeiten noch aufgehalten werden: Unter dem historischen Gefängnis werden nicht nur archäologische Zeugnisse aus dem Mittelalter, sondern auch aus Zeiten der alten Römer vermutet.

Bilder des Tages
Zurück zur Startseite