Anti-Terror-Aktion Mutmassliche Komplizen von Attentäter Amri in Italien gefasst

DPA

29.3.2018

Einer der Verdächtigen im Falle der Verhaftung fünf mutmasslicher Komplizen von Anis Amri wird von zwei Polizisten aus der Polizeizentrale in Latina eskortiert. Foto: Massimo Percossi/ANSA/AP
Einer der Verdächtigen im Falle der Verhaftung fünf mutmasslicher Komplizen von Anis Amri wird von zwei Polizisten aus der Polizeizentrale in Latina eskortiert. Foto: Massimo Percossi/ANSA/AP
Source: Massimo Percossi

Was trieb Anis Amri in Italien, bevor er seinen tödlichen Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt verübte? Die Polizei fasst nun mehrere mutmassliche Komplizen. Die neue Anti-Terror-Aktion macht den Italienern kurz vor Ostern Angst.

Mehr als ein Jahr nach dem Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt sind in Italien mehrere mutmassliche Komplizen des Terroristen Anis Amri verhaftet worden.

Fünf Verdächtige gefasst

Gegen fünf Verdächtige wurden in der Gegend um Rom und der nahe gelegenen Stadt Latina Haftbefehle vollstreckt. Die Ermittler haben aber keine Hinweise darauf, dass die Verdächtigen Amri bei seinem Anschlag direkt geholfen hätten oder der Attentäter sie auf seiner Flucht in Italien aufsuchen wollte.

Amri war am 19. Dezember 2016 mit einem Lastwagen am Breitscheidplatz in eine Menschenmenge gerast. Bei dem bislang schwersten islamistischen Anschlag in Deutschland waren zwölf Menschen getötet und fast 100 verletzt worden. Er wurde kurz darauf vor Heiligabend auf der Flucht bei Mailand erschossen. Der gebürtige Tunesier war einst mit einem Flüchtlingsboot in Sizilien angekommen. Er sass dort längere Zeit in einem Gefängnis, wo er sich radikalisiert haben soll. In der Gegend um Latina lebte er, bevor er im Juli 2015 nach Deutschland reiste.

Tunesisches Netzwerk

Vier Tunesier bildeten den Ermittlern zufolge ein Netzwerk. Es sei sehr wahrscheinlich, dass Amri sich bei ihnen gefälschte Dokumente für seinen Aufenthalt in Deutschland beschafft habe, sagte der Chef der Polizeieinheit Digos in Rom, Giampietro Lionetti, bei einer Pressekonferenz. Ihnen wird Begünstigung von illegaler Einwanderung und Dokumentenfälschung vorgeworfen.

Bei dem fünften handelt es sich um den einzigen Terrorverdächtigen. Der Mann, der sich als Palästinenser ausgibt, aber den Ermittlern zufolge ebenfalls Tunesier sein könnte, soll Anschläge geplant und dazu aufgerufen haben, Ungläubigen «die Kehle und die Genitalien abzuschneiden». «Sehr intensiv» und nahezu zwanghaft habe er im Internet nach allen möglichen Informationen über Waffen gesucht und wie diese beschafft werden könnten, sagte Ermittler Luca Montella. Der 37-Jährige habe indirekt Kontakt zu Amri gehalten. Er sass bereits wegen Drogendelikten im Gefängnis.

Drei weitere Tunesier, denen die Ermittler direkten Kontakt zu Amri nachgewiesen haben, wurden bereits im Januar und März 2017 wegen Gefährdung der Staatssicherheit ausgewiesen. Weder sie noch die fünf Verdächtigen hätten Amri aber direkt dabei geholfen, den Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche zu verüben, sagte Ermittler Walter Dian. «Es gibt keinen Hinweis, der uns - auch nicht im geringsten - zu solch einem Schluss kommen lässt.»

Andauernde Ermittlungen in Italien

Seit langem wird in Italien ermittelt, welche Kontakte Amri dort hatte und vor allem, warum er nach dem Berliner Anschlag zurückkehrte. Es gebe keine Hinweise darauf, dass Amri auf seiner Flucht zu einem der Verdächtigen oder bereits ausgewiesenen Tunesier wollte, sagte Dian. Die Mailänder Staatsanwaltschaft hatte Ende letzten Jahres ihre eigenen Ermittlungen zu den Akten gelegt und erklärt, Amri habe zumindest in der norditalienischen Region Lombardei kein Netzwerk gehabt.

Bei der jetzigen, gross angelegten Anti-Terror-Operation «Mosaico» gab es auch in den Städten Viterbo, Matera, Neapel und Caserta Durchsuchungen.

Der Fall alarmiert die Italiener kurz vor Ostern besonders: In den vergangenen Tagen gab es in dem Land mehrere Anti-Terror-Aktionen. Das Innenministerium erhöhte daraufhin noch einmal die Sicherheitsvorkehrungen. «Es gibt aber seit einiger Zeit keine konkrete Bedrohungslage», betonte Lionetti. Die Osterfeierlichkeiten erforderten erhöhte Wachsamkeit - und somit noch stärkere Kontrollen. Besonders die Gegend um den Petersplatz und das Kolosseum in Rom wird noch strenger überwacht. Dort finden die Osterfeierlichkeiten mit Papst Franziskus statt.

Am Mittwoch wurde ein mutmassliches Mitglied der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Turin gefasst. Der Mann mit marokkanischen Wurzeln soll sich unter anderem informiert haben, wie man mit einem Lastwagen einen Anschlag verüben könnte. Gegen 13 andere Verdächtige wird ermittelt.

Zuvor wurde ein Haftbefehl gegen ein anderes mutmassliches IS-Mitglied vollstreckt, das Kinder zu Selbstmordattentaten aufgerufen haben soll. Der Verdächtige war Leiter eines islamischen Kulturzentrums in Foggia in Apulien.

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