Inferno von Notre-Dame Nach der Brandkatastrophe: So geht es jetzt weiter mit Notre-Dame

dpa/AFP/tsha

16.4.2019

Nach dem verheerenden Brand von Montagabend blickt Paris in die Zukunft: Notre-Dame soll wiederaufgebaut werden. Die wichtigsten Antworten im Überblick.

Wie ist die Situation vor Ort?

Seit Dienstagvormittag ist das Feuer komplett gelöscht. Nach Angaben des französischen Innenstaatssekretärs Laurent Nuñez entdeckten Fachleute «einige Schwachstellen» in dem Gebäude. Diese betreffen vor allem das Gewölbe, wie Nuñez sagte, ausserdem einen Giebel im nördlichen Querschiff, der nun abgesichert werde. «Im Ganzen hält die Struktur gut», fügte er hinzu. Im Zuge der Absicherung der historischen Kirche seien fünf Wohnhäuser in der unmittelbaren Nachbarschaft geräumt worden.

Den Kirchenschatz konnten die Flammen nicht erreichen. So wurden die Kunstgegenstände und Reliquien, die in der Kirche verwahrt wurden, von der Feuerwehr gerettet. Darunter befindet sich auch die Dornenkrone, die Jesus Christus bei seiner Kreuzigung getragen haben soll.

Was ist die Ursache des Brandes?

Die Pariser Staatsanwaltschaft geht von einem Unfall aus. «Nichts weist derzeit in die Richtung einer vorsätzlichen Tat», sagte Staatsanwalt Rémy Heitz am Dienstag. Die Staatsanwaltschaft hatte bereits in der Nacht bestätigt, dass sich die Ermittlungen um eine «unbeabsichtigte Zerstörung» durch Feuer drehen. Heitz zufolge werden nun Zeugen angehört. Dazu gehören auch Arbeiter, die mit Renovierungsarbeiten in der Kathedrale beschäftigt waren. Auf dem Dach hatten die Bauarbeiter ein Gerüst angebracht.

Fünf Unternehmen seien an den Arbeiten beteiligt gewesen, sagte Heitz. Am Dienstag habe die Vernehmung von Arbeitern und Angestellten der Firmen begonnen. Etwa 15 Mitarbeiter seien am Montag mit Arbeiten betraut gewesen. Die Untersuchen würden «lang und komplex» sein, so die Pariser Staatsanwaltschaft. Zuständig dafür seinen 50 Ermittler. 

Wie lange dauert der Wiederaufbau?

Schon am Montagabend hatte der französische Präsident Emmanuel Macron angekündigt, dass Notre Dame wieder aufgebaut werde. Der Kölner Dombaumeister Peter Füssenich glaubt, das dies mehrere Jahrzehnte dauern könnte. «Wenn man die Fernsehbilder gesehen hat, weiss man, dass es nicht nur Jahre sein werden, bis der letzte Schaden beseitigt ist, sondern dass es da um Jahrzehnte geht.»

Die nächsten Tage seien nun entscheidend, betont der Experte. Die steinernen Deckengewölbe unterhalb des verbrannten Dachstuhls hätten sich mit Löschwasser vollgesogen. «Das hat dazu geführt, dass es zu einer Gewichtszunahme der überwölbten Decken um ein Vielfaches gekommen ist. Man wird die nächsten Tage abwarten müssen, ob die Gewölbe standhalten trotz dieses Gewichts.»

Der russische Präsident Wladimir Putin hat Frankreich Hilfe von russischen Spezialisten beim Wiederaufbau angeboten. «Er schlug vor, die besten Experten nach Frankreich zu schicken. Sie haben grosse Erfahrung in der Restaurierung von Weltkulturerbe», teilte der Kreml am Dienstag in Moskau mit.

Wie wird der Wiederaufbau finanziert?

Die französischen Milliardärsfamilien Arnault, Pinault und Bettencourt sowie der Ölkonzern Total wollen insgesamt 600 Millionen Euro für den Wiederaufbau spenden, die Stadt Paris sagte weitere 50 Millionen Euro.

Ausserdem soll eine internationale Geberkonferenz Geld für den Wiederaufbau sammeln. Einen entsprechenden Vorschlag verkündete die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, über Twitter. Sie wolle die Spenderkonferenz im Rathaus von Paris veranstalten, um die notwendigen Mittel zusammenzubekommen.

Zum Vergleich: Der Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche, die im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war, hat 183 Millionen Euro gekostet.

Hätte die Katastrophe verhindert werden können?

Der Direktor des Gotteshauses sieht nach eigener Darstellung keine Sicherheitsmängel beim Brandschutz. So hätten Brandaufseher dreimal täglich den Dachstuhl geprüft, sagte Patrick Chauvet dem Sender France Inter. «Ich denke, dass man nicht mehr machen kann.» Aber es gebe natürlich immer Vorfälle, die man so nicht habe vorhersagen könne.

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