Schweizer BrandschutzSo ausgeklügelt schützen Experten unsere Kirchen und Kathedralen
Philipp Dahm
16.4.2019
Nach dem Notre-Dame-Inferno stellt sich die Frage nach dem Brandschutz in Schweizer Kathedralen und Klöstern. Fachmann Christian Isler gibt Einblicke – und zeigt, wie umfassend sich die Retter vorbereiten.
Der Brand von Notre Dame hat über die Grenzen von Frankreich hinaus für Aufsehen gesorgt und wirft Fragen auf: Wie werden hierzulande die grossen Sakralbauten vor einem Inferno geschützt?
Die Kathedrale St. Gallen gehört zu den zwölf Schweizer Unesco-Welterben: Ihre Türme können zwar nicht mit jenen von Notre Dame mithalten, doch mit 68 Metern Höhe wären auch sie eine Herausforderung, finge es an zu brennen.
Brand von Notre Dame in Paris
Am Montagabend ist in der Kathedrale von Notre Dame in Paris ein Feuer ausgebrochen. Ein Kameramann der Pariser Feuerwehr hat die Löscharbeiten aus nächster Nähe dokumentiert.
16.04.2019
Schweizer Genauigkeit gegen unberechenbare Flammen
Was in so einem Notfall zu tun wäre, das weiss Christian Isler: Der erfahrene Kommandant führt seit vielen Jahren den Feuer- und Zivilschutz St. Gallen und hat in dieser Funktion unzählige Einsätze geleitet.
Was ist Ihnen durch den Kopf gegangen, als Sie vom Notre-Dame-Brand gehört haben?
Es macht betroffen, wenn man so eine Geschichte hört. Man denkt auch an die Kollegen, die dort im Einsatz sind. Ich denke, dass wir in einem ähnlichen Fall vorbereitet wären.
Wie kann man sich auf ein solches Unglück vorbereiten?
In Absprache mit dem Eigentümer haben wir in den letzten 15 Jahren verschiedene Massnahmen vorgeschlagen, um einen Grossbrand möglichst auszuschliessen. Die katholische Kirche hat daraufhin ein Konzept erstellt und rund zwei Millionen Franken investiert. Dabei geht es vor allem um Verbesserungen im baulichen Brandschutz.
Was heisst das?
Das umfasst ganz verschiedene Bereiche wie etwa die Zugänge zum Dach oder die angemessene Bereitstellung und Verteilung von Löschwasser. Zu den Massnahmen zählt auch die Früherkennung durch eine moderne Brandmeldeanlage: Das ermöglicht ein schnelles, aber auch ein gezieltes Eingreifen.
Wäre Ihr Leiterwagen im Notfall lang genug, falls in St. Gallen die Türme brennen würden? Müssten vielleicht andere Kantone aushelfen?
Man kann schon in anderen Kantonen nach Hilfe fragen, aber da gibt es auch nicht unbedingt Gerät, das grösser ist oder höher kommt.
Gibt es denn eine Alternative zur Drehleiter?
Wir haben das Problem anders gelöst: In den Türmen sind sogenannte Sprühflutanlagen installiert. Das sind Rohrsysteme, die bei Bedarf durch Einspeisen von Wasser aus dem Erdgeschoss betrieben werden. So kann ein Feuer zwar nicht sehr gezielt bekämpft, aber ein Ausbreiten im Turm sicherlich verhindert werden. Der Vorteil ist ausserdem, dass sich durch die Anlage wenig Personal in den engen Turm vorarbeiten muss, um zu löschen.
Worauf müssen Sie als Feuerwehrmann achten, wenn ein so voluminöser Bau brennt?
Die grösste Gefahr besteht sicherlich im Löschwasser, dass das Risiko für einen Einsturz erhöht: Die Kuppeln stellen hierbei ein besonderes Risiko dar. Eine Herausforderung ist auch der lange Anmarsch und Rückweg unter Atemschutz. Weiter können die Entwicklung des Feuers und Rauchs zu einem ernsten Problem werden.
Gibt es für den Notfall auch die für Reliquien oder Kunstschätze einen Evakuierungsplan?
Die Brandbekämpfung und die Unversehrtheit von Personen stehen klar im Vordergrund: Priorität hat in so einem Moment natürlich die Rettung der Menschen. Anschliessend kümmern wir uns auch aber um spezielle Gegenstände. Wir wissen, wo sich in der Kathedrale welche Kulturgüter befinden. Wenn es der Einsatz zulässt, bergen wir sie oder schützen sie vor dem Löschwasser.
Das tönt, als wären Sie für so einen Sonderfall konkret vorbereitet.
Konkret kann man so einen Einsatz nicht planen: Wir wissen grundsätzlich, was in so einem Fall wichtig ist. Die Details kann man nicht vorhersehen, aber wir sind für den Ernstfall gewappnet und bereit.
Vorbeugung auch in Einsiedeln
Auch die Stützpunktfeuerwehr Einsiedeln ist auf den Fall der Fälle vorbereitet. Der Kommandant Marcel Zehnder erklärte «Bluewin», dass Löschmaterial zum Teil bei der Klosteranlage gelagert werde, um schneller reagieren zu können.
Der vorhandene Leiterwagen muss für die rund 60 Meter hohen Türme ausreichen: Bei Bedarf könnten die Kollegen aus Zürich hinzugerufen werden, deren Steigleiter 53 Meter misst. Zehnder gibt zu bedenken, dass nicht mehrere Millionen Franken teure Geräte angeschafft würden – nur weil das Kloster eventuell brennen könnte.
Die Einsiedler Feurwehr verfügt weiterhin über ein sogenanntes Schutzgutinventar für die barocke Stiftskirche und das Kloster, ergänzt der Kommandant gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA: Wie bei den Kollegen in St. Gallen arbeiten hier mehrere Behörden Hand in Hand, um Menschen, Bauwerk und Kulturgüter zu schützen.
Rauch, Trümmer und Löschwasser im Innern der Kathedrale. Nach ersten Fotos blieb die Skulptur der Kreuzabnahme auf dem Hochaltar von Nicolas Coustou (1658–1733) weitgehend unversehrt.
Bild: Keystone
Glutstücke fallen in den Innenbereich der Kathedrale.
Bild: Keystone
Ein grosser Teil der in der Kathedrale befindlichen Kunst- und Kulturgegenstände konnte von den Einsatzkräften in Sicherheit gebracht werden.
Bild: Keystone
Das nördliche Rosenfenster aus dem 13. Jahrhundert blieb offenbar unbeschädigt. Der Zustand der beiden weiteren Rosenfenster war zuletzt unklar.
Bild: Keystone
Statuen an der Fassade von Notre-Dame: Die Figuren der zwölf Apostel vom Dach der Kathedrale wurden zufällig gerettet. Sie waren erst vor wenigen Tagen für Renovierungsarbeiten entfernt worden – über den Zustand der berühmten Wasserspeier und Chimären kann noch nichts Genaues gesagt werden.
Bild: Keystone
Der französische Präsident Emmanuel Macron betrachtet die Zerstörungen im Kirchenschiff der Notre-Dame.
Bild: Keystone
Emmanuel Macron und seine Frau Brigitte besuchen den Brandort und sprechen mit Feuerwehrleuten.
Bild: Keystone
Der kleine Spitzturm auf dem Dach der Kathedrale stürzt ein.
Bild: Keystone
Eine riesige Rauchsäule steht über der Pariser Kathedrale Notre-Dame.
Bild: Christian Böhmer/dpa
Flammen und Rauch steigen von einem der berühmtesten Wahrzeichen der Welt, der Pariser Kathedrale Notre-Dame, auf.
Bild: AP
Die berühmte Kathedrale brennt lichterloh.
Bild: Keystone/EPA/Ian Langsdon
Ein Feuerwehrmann versucht, das Feuer in der Kathedrale Notre-Dame zu löschen.
Bild: Michael Euler/AP/dpa
Vom Dachstuhl der Kathedrale wird wohl nichts mehr übrig bleiben.
Bild: Julien Mattia/Le Pictorium Agency via ZUMA/dpa
Die Einsatzkräfte versuchen verzweifelt, den Brand unter Kontrolle zu bekommen.
Bild: Francois Guillot/AFP
Ein Feuerwehrmann kämpft gegen das Inferno.
Bild: Francois Mori/AP/dpa
Wie ein Sprecher der Kathedrale mitteilte, werde vom Dachstuhl wohl nichts mehr übrig bleiben.
Bild: Michael Euler/AP/dpa
Graue Rauchwolken steigen in die Höhe und sind kilometerweit zu sehen.
Bild: Keystone/AP/Lori Hinant
Eine riesige Rauchsäule im Herzen von Paris.
Bild: Jan Schmidt-Whitley/Le Pictorium Agency via ZUMA/dpa
Die Bürgermeisterin von Paris sprach von einem «verheerenden Brand».
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