Kolumne Oh-oh, Kavanaugh! «Ich kenne nicht einmal die Bedeutung von ‹Stopp›!»

Philipp Dahm

1.10.2018

Wütend wie sein Vorbild: Matt Damon als Brett Kavanaugh.
Wütend wie sein Vorbild: Matt Damon als Brett Kavanaugh.
Screenshot: YouTube

«Ich gebe nicht auf, ihr Hurensöhne», kontert Matt Damon als Brett Kavanaugh den Vorwurf der sexuellen Belästigung – und  bingt noch ein derbes Argument: Willkommen bei der US-Kult-Comedy «Saturday Night Life».

«Hallo! Ich bin Harris Faulkner», sagt die Komikerin und Schauspielerin Leslies Jones mit breitem Grinsen in die Kamera. Die 51-Jährige imitiert bei «Saturday Night Life» (SNL) die ein Jahr ältere Moderatorin des konservativen US-Senders Fox, der für seine Nähe zu Präsident Donald Trump bekannt ist. Ganz im  Gegensatz zu SNL, der wöchentlichen Kult-Comedy von Konkurrent NBC.

Die Samstagabend-Show, die für ihre Auftritte prominenter Gäste bekannt ist, thematisiert stets das, was Amerika am meisten bewegt. Und sie legt den Finger in die Wunde – auch wenn es wehtut. Was Uncle Sam derzeit unter den Nägeln brennt, dürfte klar sein – also dreht sich die Fox-Sondersendung dann auch um die Anhörung von Brett Kavanaugh: Der oberste Richter in Spe musste im US-Senat sich unangenehme Fragen anhören. Zur Erinnerung: Drei Frauen werfen ihm sexuelles Fehlverhalten vor.

Willkommen im Affenzirkus

«Schalten wir nun ins Sitzungszimmer, wo zwei der ältesten weissen Leute, die ich je gesehen habe, einen Zirkusaufführen», leitet unsere Moderatorin die «Sondersendung» ein und gibt an Senator Chuck Grassley ab. Der parteiische Republikaner, der den Vorsitz des Justiausschusses des Senats innehat, wird von SNL-Comedian Alex Moffat gespielt, während seine Kollegin Cecily Strong die Rolle der demokratische Senatorin Dianne Feinstein übernimmt

Wen diese zwei darstellen, steht auf den Schildern vor ihnen. Wer sie wirklich sind: Alex Moffatn und Cecily Strong.
Wen diese zwei darstellen, steht auf den Schildern vor ihnen. Wer sie wirklich sind: Alex Moffatn und Cecily Strong.
Screenshot: YouTube

«Das angebliche Opfer hat gesprochen, aber jetzt ist Zeit, den Helden anzuhören – Richter Brett Kavanaugh», beginnt Grassley, bevor die Hauptperson dieser Farce die Bühne betritt: Kavanaugh wird von niemand Geringerem als Hollywoodstar Matt Damon dargestellt. «Was?», begrüsst der zum Auftakt die Senatoren und zieht fortan in schöner Regelmässigkeit die Nase hoch.

Kotzen – «ganz ohne Bier»

«Richter Kavanaugh, können wir beginnen?», fragt Grassley. «Ja, zur Hölle», giftet der sichtlich angefressene Kavanaugh zurück. Und verspricht: «[Auf einer Skala von 1 bis 10] starte [ich] bei einer 11 und drehe ganz schnell auf 15 auf.» Man merkt, dass Matt Damon seinen Durchbruch mit «Good Will Hunting» hatte: Er kennt den Typus des Ivy-League-Absolventen aus dem Effeff.

«Ich bin heute Abend hier wegen eines politischen Betrugsversuchs, den die Clintons, [Milliardär] George Soros, [Comedian] Kathy Griffin und Ronan Sinatra angeleiert haben. Aber was ich von den Monstern dieses Kommitee gehört haben, lässt mich kotzen – ganz ohne Bier», ätzt der falsche Kavanaugh mit Blick auf den Vorwurf, er habe die Frauen unter massivem Alkoholeinfluss belästigt.

«Ich hatte viele, viele, viele Jahre keinen Sex»

Was soll den der Papp-Aufsteller von Alyssa Milano in dem Sketch?
Was soll den der Papp-Aufsteller von Alyssa Milano in dem Sketch?
Screenshot: YouTube

Er solle bloss vor seiner Frau, seinen Eltern Familie und [Schauspielerin] Alyssa Milano niedergemacht werden. «Ich gebe nicht auf, ihr Hurensöhne», pöbelt Richter Damon und versichert doppeldeutig: «Ich kenne nicht mal die Bedeutung von ‹Stopp›!» Dann wird sein Held, der Proptagonist aus «Gran Torino», zitiert: «Geh zur Hölle von meinem Rasen!» 

Der Hintergrund: Alyssa Milano verfolgte die Anhörung und äusserte sich zu dem Fall.

Es folgt eine Befragung durch die anwesenden SNL-Senatoren und die «weibliche Ermittlerin», die auch das Thema «boofing» streift. Das Wort meint anale Zufuhr von Alkohol und anderen Drogen. Und dann geht es natürlich auch um Geschlechtsverkehr: «Ich hatte viele, viele, viele Jahre keinen Sex. Ich habe einfach bloss viel Bier getrunken und nicht an Sex gedacht. Ich war die stolzeste, besoffenste Jungfrau, die man je gesehen hat! Damit kann jeder etwas anfangen.»

Screenshot: YouTube

«Ich war in Yale. Ich habe mir den Arsch abgearbeitet, um hier zu sein. Ich habe meinen Hintern ruiniert, ich habe Gewichte gestemmt ... jeden Tag ... [...] Ob ich wütend bin? Verdammt richtig. Aber wenn Sie glauben, dass ich jetzt wütend bin, warten Sie nur, bis ich am Obersten Gerichtshof bin. Dann werdet Ihr alle bezahlen!!!» Und zum guten Schluss wird dann auch noch eine Dose Bier gestochen. Na dann, Prost, liebe USA!

Fernsehen bildet: Für seine Kolumne «Amerika verstehen» schaut Philipp Dahm regelmässig die besten US-Late-Night-Shows.

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