Schwerwiegende Folgen Rätselhafte Erkrankung: Wenn Frauen Endometriose plagt

dpa

10.10.2019

Starke Regelschmerzen können ihre Ursache in einer Edometriose haben.
Starke Regelschmerzen können ihre Ursache in einer Edometriose haben.
Christin Klose/dpa-tmn

Hinter starken Regelbeschwerden kann eine Endometriose stecken. Viele Frauen nehmen die Beschwerden lange aber einfach hin – mitunter mit schwerwiegenden Folgen.

Die einen haben Kopfschmerzen, andere Unterleibsschmerzen, und die nächsten plagt permanente Übelkeit. Solche und andere Beschwerden kennen viele Frauen kurz vor oder während ihrer Monatsblutung. Doch bei manchen sind die Schmerzen im Zuge der Periode derart intensiv, dass sie es kaum aushalten können.

Noch dazu werden Betroffene in ihrem Umfeld oft nicht ernstgenommen. «Jetzt stell dich mal nicht so an», heisst es nicht selten. Viele der Frauen glauben, dass die Schmerzattacken ein unabwendbares Schicksal sind. Aber normal sind Höllenqualen bei der Periode nicht. Betroffene sind womöglich an Endometriose erkrankt.

In der Bezeichnung steckt das Wort Endometrium, das übersetzt Gebärmutterschleimhaut bedeutet. Bei Endometriose handelt es sich um gutartige Schleimhautzellen, die sich ausserhalb der Gebärmutter ansiedeln. Das kann an den Eierstöcken oder an der Wand der Gebärmutter, aber etwa auch an der Blase oder im Darm sein.

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Süsser Name für ein tückisches Problem

«Weil die Schleimhautzellen mit Blut volllaufen und dann wie Schoko-Kugeln aussehen, heissen sie auch Schokoladenzysten», sagt Prof. Michael Untch. Er ist Chefarzt der Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie am Helios Klinikum Berlin-Buch. Doch ihrem Namen zum Trotz: Schokoladenzysten sind tückisch. Sie sorgen oft für nur schwer erträgliche Schmerzen.

Das Problem: Nicht immer wird die Krankheit gleich erkannt - eben weil Betroffene Regelbeschwerden als normal einstufen. Das kann zur Folge haben, dass nicht selten Jahre vergehen, bis die Diagnose Endometriose gestellt wird. In der Zwischenzeit ist es möglich, dass beispielsweise Verwachsungen oder Entzündungen in den befallenen Organen auftreten. Das geht mitunter soweit, dass die Organe ihre Funktionen nicht mehr richtig erfüllen können.

Erkrankung wirft Rätsel auf

Was die Ursache der Erkrankung ist, ist bislang unklar. «Vermutlich ist eine Endometriose genetisch bedingt», sagt Prof. Stefan P. Renner. Er ist Chefarzt der Frauenklinik und des Perinatalzentrums an den Kliniken Böblingen im deutschen Baden-Württemberg.

Es gibt aber auch Patientinnen, die Endometriose-Herde im Körper, aber keinerlei Beschwerden haben. Endometriose ist laut Renner bislang eine «absolut rätselhafte Erkrankung». Ihren Gynäkologen sollten Frauen zurate ziehen, wenn durch die Schmerzattacken die Lebensqualität stark leidet und den Beschwerden mit Schmerzmitteln nicht beizukommen ist.

«Ungewollte Kinderlosigkeit kann ebenfalls ein Hinweis auf Endometriose sein», sagt Untch. Gleiches gilt für Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder beim Wasserlassen. Haben sich im Unterleib der Frau Endometriose-Herde bereits ausgebreitet, treten nicht selten auch nach der Periode Schmerzen auf.

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Nur eine Bauchspiegelung bringt Klarheit

Die Erkrankung ist allerdings nicht über eine reguläre gynäkologische Untersuchung mit Ultraschall allein zu diagnostizieren. «Letzte Gewissheit bringt nur eine Bauchspiegelung, die unter Narkose erfolgt», erklärt Renner, der Mitglied im Vorstand der Europäischen Endometriose Liga ist. Dabei entnimmt der Arzt verdächtiges Gewebe, das im Labor untersucht wird.

Nicht wenige Patientinnen sträuben sich jedoch gegen eine Bauchspiegelung, weil sie glauben, dass sie unangenehm sei. Sie lassen sich daher im Fall von Regelbeschwerden von ihrem Gynäkologen eine Hormontherapie verschreiben.

Behandlungsoptionen für Betroffene

Das kann zum Beispiel die Einnahme der Antibabypille sein. «Die meisten Antibabypillen können Endometriose-bedingte Schmerzen lindern», erläutert Ursula Sellerberg von der Bundesapothekerkammer in Berlin. Sie werden zum Teil durchgängig eingenommen - das sollte man aber mit seinem Arzt absprechen. Der Nachteil: Die Antibabypille ist kein Ersatz für eine Bauchspiegelung und beseitigt auch nicht Endometriose-Herde.

«Eine andere Option sind Gestagenpräparate», so Sellerberg. Gestagene wirken wachstumshemmend auf die Gebärmutterschleimhaut. Sie sorgen somit dafür, dass sich die Endometriose-Herde nicht weiter ausbreiten. Nimmt eine Frau Gestagene ein, bleibt bei ihr die Monatsblutung aus. Damit nimmt die Schmerzintensität stark ab. Mitunter treten auch keine Beschwerden mehr auf.

Bei Frauen mit Kinderwunsch helfen oft sogenannte GnRH-Analoga. Sie können vor einer Kinderwunschbehandlung gegeben werden - das steigert in fortgeschrittenen Stadien die Chance, schwanger zu werden. Auch bei anhaltenden Schmerzen trotz Operation oder einer Hormontherapie kommen sie in Betracht.

Endometriose kann wiederkehren

Die Folge von GnRH-Analoga: «Das bringt für die Frauen nicht selten die mit den Wechseljahren einhergehenden unerwünschten Nebenwirkungen mit sich», so Sellerberg. Das können etwa Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen oder Schlafprobleme sein. Damit diese Begleiterscheinungen des Hormonmangels abgemildert werden, verschreibt der Arzt zusätzlich zu GnRH-Analoga häufig einen Östrogen-Ersatz.

Hilft keine der drei medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten weiter, führt an einer Operation kein Weg vorbei. Dabei entfernt der Arzt das Gewebe. Doch eine langfristige Lösung des Problems ist das nicht immer: «Endometriose kann jederzeit wiederkommen», betont Untch. Bei häufigen OPs sind Narben und Verwachsungen möglich, die ebenfalls zu Problemen führen.

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