Debatte über Arktis-Reisen Riesige Empörung nach Tötung von Eisbär

DPA/uri

30.7.2018

Der nach einem Angriff auf einen Wächter getötete Eisbär.
Der nach einem Angriff auf einen Wächter getötete Eisbär.
Keystone

Kreuzfahrt-Passagiere zahlen viel Geld, um im hohen Norden Eisbären zu beobachten. Auf einer der Reisen griff ein Tier nun einen mitreisenden Eisbärenwächter an und wurde daraufhin erschossen. Die Reaktionen in den sozialen Medien fallen heftig aus.

Auf Spitzbergen kam es zu einer der seltenen Attacken eines Eisbären auf einen Menschen. Das Tier griff ein deutsches Crew-Mitglied des Kreuzfahrtschiffes «Bremen» an. Der Spitzenprädator verletzte den Eisbärenwächter dabei am Kopf, wie der Veranstalter Hapag-Lloyd Cruises mitteilte. Der Mann sei ansprechbar und ausser Lebensgefahr. «Er bleibt aber zur Beobachtung im Krankenhaus in Tromsø», sagte Veranstaltersprecherin Negar Etminan am Sonntag in Hamburg. Das Schiff habe seine Reise am Samstagabend fortgesetzt.

Der Mann war am Samstag mit anderen Wächtern - aber ohne Touristen - an Land gegangen. Wie Ole Jakob Malmo von der Polizei in Svalbard berichtete, habe ein Hubschrauber den Verletzten ins Spital von Longyearbyen, des Hauptorts der arktischen Inselgruppe Spitzbergen, geflogen. Am Samstagabend sei er ins Krankenhaus nach Tromsø gebracht worden. Laut Hapag-Lloyd-Sprecherin Etminan hätten andere Wächter den Eisbären «aus Gründen der Notwehr» erschossen. Weitere Crewmitglieder und Passagiere seien vom Vorfall nicht betroffen.

Die Reise kostet mindestens 6730 Franken

Wie Etmiman erklärte, würden jeweils vier bis fünf Eisbärenwächter an Bord der Schiffe von Hapag-Lloyd Cruises dafür sorgen, dass Passagiere gefahrlos an Land gehen könnten. Sie seien speziell ausgebildet und bewaffnet. Der Vorfall vom Samstag sei geschehen, als die Wächter eine Landstation zur Absicherung eines Landgangs einrichten wollten. Die Passagiere würden Eisbären aber nicht von Land, sondern von Bord des Schiffes beobachten.

Hapag-Lloyd Cruises bewirbt die Reise Longyearbyen – Tromsøe auf der eigenen Webseite unter anderem damit, hier würden «Eisbären die Wildnis regieren» und «die Natur den Verlauf ereignisreicher Tage» bestimmen. Eine zehntägige Reise mit der «Bremen», die 160 Passagiere mitnehmen kann, kostet mindestens 5810 Euro (rund 6730 Franken).

Die Reaktionen auf den Abschuss des Eisbären in den sozialen Medien fielen heftig aus. Der britische Komiker Ricky Gervais etwa twitterte: «'Lasst uns einem Eisbären in seiner natürlichen Umgebung zu nahe kommen und ihn dann töten, wenn er uns zu nahe kommt'. Idioten.»

«Wie weit soll der Wahnsinn der Kreuzfahrtindustrie noch gehen?»

Ein weiterer User schrieb: «Wie weit soll der Wahnsinn der Kreuzfahrtindustrie noch gehen?»  Ein anderer meinte: « Wenn der Mensch den natürlichen Lebensraum der Tiere respektieren würde, wäre nichts passiert. Davon spricht niemand!». Daneben wurde das Bild des getöteten Tieres mit Hashtag «allpolarbearlivesmatter» geteilt.

Hapag-Lloyd erklärte inzwischen in einer Medienmitteilung, man sei sich der «Verantwortung bei Reisen in den sensiblen Gebieten und dem respektvollen Umgang mit der Natur und Tierwelt sehr bewusst.» Man habe zur «Rekonstruierung und Aufklärung des Vorfalls vor Ort intensiv und kooperativ mit den norwegischen Behörden gearbeitet und wird dies weiterhin tun.» Laut der Polizei in Svalbard soll der erschossene Bär in Longyearbyen obduziert werden.

Die Behörden der Region warnen regelmässig vor der Gefahr, die von Eisbären ausgeht. Im Jahr 2015 verletzte ein Polarbär einen Tschechen, der dort eine totale Sonnenfinsternis beobachten wollte. Die letzte tödliche Attacke eines Eisbären geschah 2011, als ein britischer Student ums Leben kam.

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