«Tickende Zeitbombe» Schiesserei in Sitten war laut Polizeichef kaum zu verhindern

clsi, sda

21.12.2023 - 04:43

«Man muss ehrlich sein, man wird nie verhindern können, dass ein Fall wie dieser eintritt», sagt der Walliser Polizeikommandant Christian Varone der Zeitung Le Nouvelliste. (Archivbild)
«Man muss ehrlich sein, man wird nie verhindern können, dass ein Fall wie dieser eintritt», sagt der Walliser Polizeikommandant Christian Varone der Zeitung Le Nouvelliste. (Archivbild)
KEYSTONE

Die Schiesserei mit zwei Toten in Sitten hätte laut der Polizei kaum verhindert werden können. «Man fragt sich immer, was man hätte besser machen können», sagt der Kommandant der Walliser Kantonspolizei, Christian Varone. Aber der Täter sei eine «tickende Zeitbombe» gewesen.

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Am 11. Dezember hatte ein 36-jähriger Mann in Sitten im Wallis zwei Menschen erschossen. Er wurde noch am gleichen Tag gefasst.

Die Polizei habe sehr schnell eingegriffen, sagt heute der Walliser Polizeichef Christian Varone in einem Interview mit der Westschweizer Zeitung «Le Nouvelliste». Die der Kantonspolizei bekannten Informationen über den Täter hätten es objektiv gesehen kaum erlaubt, die Tat zu verhindern, so der Kapo-Kommandant.

Der gesetzliche Rahmen müsste nach Auffassung des Polizeichefs verschärft werden, um zusätzliche Ermittlungen zu ermöglichen. Zudem seien zusätzliche personelle Ressourcen nötig.

Mehrere Personen seien seit längerem von dem 36-Jährigen belästigt worden. Sie hätten aber keine Anzeige erstattet. «Einfache Meldungen reichen nicht aus», sagt Varone. «Um handeln zu können, braucht die Kantonspolizei konkrete Hinweise durch Strafanzeigen.»

Kein Eintrag im Strafregister

Dasselbe gelte für die Schusswaffe des Täters. Als der Mann 2016 einen Antrag auf einen Erwerbsschein für die Waffe gestellt hatte, sei nichts in seinem Strafregister vermerkt gewesen, sagt Varone. Somit sprach zu diesem Zeitpunkt nichts gegen die Erteilung des Erwerbsscheins.

Zum Zeitpunkt der Schiesserei stand der Mann nicht auf der Liste gefährlicher Personen der Kantonspolizei Wallis. Darauf sind 80 Personen aufgeführt. «Vor dem 11. Dezember war er eine Person, deren einzige rechtskräftige Verurteilung eine Gehorsamsverweigerung in der Armee betraf», so Varone.

«Tickende Zeitbombe»

Für die Polizei sei es viel einfacher, Kriminalität zu bekämpfen, als mit Personen umzugehen, die sich an der Grenze zum Strafrecht befänden. Diese Personengruppe sei eine «tickende Zeitbombe», sagt Varone. Sie würde der Polizei seit Jahren Sorgen bereiten.

Seit dem 1. Januar 2022 hat die Walliser Polizei 1670 Anzeigen wegen Drohungen, Beleidigungen und Verleumdungen bearbeitet. «Das ist enorm», sagte der Kommandant. Allerdings würden nur wenige dieser Anzeigen weiterverfolgt.

Bei der Schiesserei vom 11. Dezember waren zwei Personen getötet und eine Person verletzt worden. Der 36-Jährige kannte seine Opfer und lag mit ihnen in einem Rechtsstreit. Bei einer Anhörung durch die Staatsanwaltschaft hat er die Tat gestanden. Für den Mann gelte die Unschuldsvermutung, teilte die Walliser Staatsanwaltschaft weiter mit.