Es ist allgemein bekannt, dass viele Schimpfwörter für Frauen sexistisch sind: Begriffe wie «Schlampe», «Bitch», «Nutte», «Dorfmatratze» oder «Flittchen» sind nur ein kleiner Teil einer viel längeren Liste. Was weniger oft diskutiert wird, ist, dass auch Männer mit sexistischen Schimpfwörtern bedacht werden.
Wie «SRF» berichtet, werden Frauen für vermeintlich zu hohe sexuelle Aktivität abgewertet. Bei Männern sieht es anders aus. Bezeichnungen wie «Stecher», «Frauenheld», «Casanova» oder «Schürzenjäger» sind eher Komplimente als Beleidigungen.
Mangelnde Potenz bietet Angriffsfläche
Doch wenn die Männlichkeit selbst zum Schimpfwort wird, geht es oft um «verschwendete» oder mangelnde Potenz: Begriffe wie «Schlappschwanz» oder «Wichser» dominieren hier.
Männer sollen sich durch hohe sexuelle Aktivität und Potenz auszeichnen, während Frauen nur in Massen und nicht mit «zu vielen» Partnern sexuell aktiv sein dürfen. Diese unterschiedlichen Normen haben sich über Jahrhunderte in unsere Kultur eingeschrieben und sind noch immer spürbar.
Daraus könnte man ableiten: Frauen sollen ja nicht zu viel (oder mit zu vielen Männern) Sex haben; Männer hingegen können sich durch hohe Potenz und sexuelle Aktivität auszeichnen.
Vorwurf der «Unmännlichkeit»
Die Schimpfwörter zeigen auf, welche verschiedenen gesellschaftlichen Normen über Jahrhunderte für Männer und Frauen galten – und teilweise immer noch in unseren Köpfen sind.
Schimpfwörter gegen Männer greifen jedoch nicht nur die Sexualität an. Männer, die als «Weichei», «Warmduscher» oder «Heulsuse» bezeichnet werden, sehen sich mit dem Vorwurf der Unmännlichkeit konfrontiert, weil sie vermeintlich schwach oder sensibel sind.
Abwertung durch Gleichstellung mit Frauen
Oft schwingt in den Schimpfwörtern ein abwertendes weibliches Element mit – so werden «unmännliche» Männer als «Pussy» oder «Susi» verspottet. Besonders auffällig ist dies auch bei Beleidigungen gegen homosexuelle Männer, die als «Tunte», «Schwuchtel», «Trine» oder «Schwester» nicht zufällig mit Weiblichkeit verunglimpft werden sollen.
«Männer verlieren an Ansehen, wenn sie mit Frauen gleichgestellt werden», erklärt Professorin Deborah James, in einer Studie zu geschlechtsspezifische Schimpfwörtern. Dies liege daran, dass Frauen in patriarchal geprägten Gesellschaften als weniger wert angesehen werden.
Beleidigungen gegen Männer offenbaren ein toxisches Bild von Männlichkeit. Denn festgefahrene Geschlechterrollen, die sich in Schimpfwörtern widerspiegeln, engen auch Männer ein.
Die strikte Zuordnung von Eigenschaften und Verhaltensweisen als männlich oder weiblich verwehrt Männern oft, ihre Gefühle auszudrücken und zu zeigen – zumindest nicht, ohne dafür ausgelacht oder beschimpft zu werden. Das kann auf Dauer belastend und schädlich sein.
Fazit: Viele Schimpfwörter spiegeln Jahrhunderte alte Rollenbilder wider, die in unserer Gesellschaft überholt scheinen, aber dennoch tief verankert sind – für alle Geschlechter.