Plagegeister für Hund und Mensch Unbekannter Blutsauger: Die Hirschlausfliege macht sich breit

dpa

7.8.2018

Die Gefährlichkeit und Verbreitung der Hirschlausfliegen sind noch kaum erforscht.
Die Gefährlichkeit und Verbreitung der Hirschlausfliegen sind noch kaum erforscht.
dpa

Sie ist rund fünf Millimeter klein, dunkel - und ziemlich lästig: Auf den ersten Blick erinnert die Hirschlausfliege an eine Zecke mit Flügeln. In diesem Jahr gibt es in Deutschland eine massenhafte Vermehrung der Tiere - um die Schweiz scheinen sie dagegen noch einen Bogen zu machen.

«Vor allem Hundehalter haben grosse Probleme mit den Hirschlausfliegen, weil es diesmal extrem viele sind», erklärt der Tierarzt Markus Zeißler von der Tierklinik Vogtland im ostdeutschen Auerbach.

Sie setzen sich im Fell der Hunde fest, ihre Bisse können zu entzündeten Stellen der Haut führen, die dann behandelt werden müssen. «Ich habe das Gefühl, dass die Verbreitung der Hirschlausfliege seit Jahren zunimmt, aber noch nie war es so schlimm», ergänzt der Tierarzt.

Als kleine Blutsauger befallen die Hirschlausfliegen in erster Linie die Säugetiere des Waldes. Wie ihr Name vermuten lässt, gehören dazu Hirsche, Rehe und junge Wildschweine, erklärt Lutz-Florian Otto vom Kompetenzzentrum Wald und Forstwirtschaft in Pirna (Sachsen). Aber auch Pferde, Hunde oder Menschen werden angeflogen und können gebissen werden.

Noch keine Nachweise in der Schweiz

Hierzulande sieht alles danach aus, dass die Hirschlausfliege noch nicht für grössere Probleme sorgt. Laut Marie Müller von der Schweizerischen Vereinigung für Kleintiermedizin ist das Insekt bei ihr und ihren Kollegen noch nicht während einer Behandlung entdeckt worden. Allerdings sei es bei Haustieren häufig so, dass der Verursacher eines Stichs nicht zweifelsfrei bestimmt werden könne. Selbst wenn sich die Hirschlausfliege also auf Schweizer Boden ausgebreitet habe, falle es extrem schwer, dies bei den Tieren nachzuweisen.

Bruno Gottstein, Professor am Institut für Parasitologie an der Universität Bern, geht davon aus, dass die Hirschlausfliege in ganz Mitteleuropa und demnach auch in der Schweiz verbreitet ist. Genaue Zahlen gebe es jedoch nicht - deshalb könne auch nicht gesagt werden, ob die Hirschlausfliegen-Population zu- oder abgenommen habe.

In der Bevölkerung noch unbekannt

Die Hauptsaison der Hirschlausfliege steht eigentlich noch bevor, sagt Gottstein. Von Anfang August bis Anfang September, bei warmem, klaren Wetter, seien die Tiere am aktivsten. Dann könne es vorkommen, dass auch Jäger, Förster und Waldspaziergänger in den Nachmittagsstunden befallen werden. Die Folgen sind schmerzhafte Stichreaktionen.

In Deutschland heisst es, dass die Hirschlausfliege in der Bevölkerung noch recht unbekannt ist. «Wir bekamen schon mehrere Einsendungen von Leuten, mit der Bitte, ob wir die Tiere für sie bestimmen könnten.», sagt Ronald Schmäschke vom Institut für Parasitologie in Leipzig. Da sie vorrangig Wild befällt, kommt sie auch dort am häufigsten vor, wo dieses lebt - nicht nur in Sachsen. «In manchen Gebieten scheint es richtige Plagen zu geben. Sie fliegen beim Menschen besonders den Nackenbereich an», erklärt Schmäschke. Haben sie ihren Wirt erreicht, brechen ihre Flügel ab.

Folgen noch wenig untersucht

Der Professor für Medizinische Mikrobiologie Volkhard Kempf erklärt: Die Tiere tragen oft ein bestimmtes Bakterium - den Erreger Bartonella schoenbuchensis - in sich. Bei Untersuchungen aus dem letzten Jahr konnten die Wissenschaftler bei ungefähr 90 Prozent der Parasiten Bartonellen nachweisen. 

Es sei aber noch nicht sicher, ob Bakterien auf den Menschen übertragen werden. Kempf: «Die Datenlage ist sehr dünn.» Es gebe wenige Fallberichte, die auf unspezifische Beschwerden und Hautentzündungen bei gebissenen Menschen hinweisen. Dass es zu schweren Entzündungen des Herzens kommen könne, wie in der Öffentlichkeit manchmal dargestellt, sei noch Spekulation, ergänzt Kempf.

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