Sicherheitslücke am Flughafen Kloten Vergessene Passagiere: «Wir standen allein beim Flugzeug»

Silvana Guanziroli

18.10.2018

Die Familie konnte sich in der Fluggastbrücke frei bewegen und war dabei unkontrolliert.
Die Familie konnte sich in der Fluggastbrücke frei bewegen und war dabei unkontrolliert.
Bild: Keystone

Eine defekte Tür sorgte Freitag bei 150 Passagieren für Ärger. Über 15 Minuten blieben sie in einer Schleuse stecken. Kein Einzelfall: «Bluewin» kennt einen weiteren Fall von vergessenen Fluggästen in Kloten.

Der Vorfall ist nur zwei Tage nach dem Debakel mit der defekten Tür passiert: Am Sonntag reist Fluggast Andreas P. * mit seiner Lebenspartnerin, seinem Kleinkind und den Eltern von Berlin zurück in die Schweiz. Der Swiss-Flieger landet pünktlich um 17.10 Uhr in Kloten und dockt beim Terminal B 38 an. Die Familie will nur noch nach Hause und verlässt so schnell wie möglich die Maschine. «Bei der Flugzeugtüre fragten wir die Stewardess nach unserem Kinderwagen», erzählt der Passagier. «Sie sagte, er werde gleich gebracht.» 

Die Gruppe wartet eine längere Zeit, doch es passiert nichts. Schliesslich kommt der Pilot, als letzter, aus dem Flieger. «Der sagte uns, wir müssen zur Gepäckausgabe. Der Kinderwagen sei nicht mehr da.» Die Familie macht sich auf, sie kommt allerdings nicht weit. «Die Türe in die Gepäckhalle war verschlossen. Wir waren eingesperrt. Weit und breit war niemand da, der uns rauslassen konnte.»

Die Gruppe war während 30 Minuten im Terminal B am Flughafen Kloten eingesperrt (Symbolbild).
Die Gruppe war während 30 Minuten im Terminal B am Flughafen Kloten eingesperrt (Symbolbild).
Keystone

Die Familie geht zurück zum Flieger und steht dort unbeobachtet bei der unverschlossenen Maschine. «Wir hätten ohne Probleme wieder rein gehen können», sagt der Mann – und ergänzt: «Das ist also schon eine gravierende Sicherheitslücke.» Schliesslich kann seine Lebenspartnerin einen Tankwart auf sich aufmerksam machen. «Er sagte, so etwas hätte er auch noch nie erlebt. Helfen konnte er uns aber auch nicht, weil er mit seinem Badge die Türe zur Halle nicht öffnen konnte.»

Flughafen bedauert Vorfall

Nach rund 30 Minuten schliesslich kommt eine Flugbegleiterin, die mit der Maschine weiter nach Paris fliegen soll. «Sie war total verdutzt, uns in diesem Bereich anzutreffen. Immerhin konnte sie endlich die Türe öffnen.» Seither fragt sich Andreas P. warum am Flughafen niemand kontrolliert, ob alle Passagiere die heiklen Bereiche auch wirklich verlassen haben. «Der Fall ist in der Tat eine unglückliche Verkettung von Umständen und Missverständnissen», sagt Philipp Bircher, Sprecher beim Flughafen Zürich. «Für die Familie war das sicher unangenehm – und wir bedauern das.»

Eine Flugbegleiterin befreite die Familie schliesslich aus ihrer misslichen Lage (Symbolbild).
Eine Flugbegleiterin befreite die Familie schliesslich aus ihrer misslichen Lage (Symbolbild).
Keystone

Von einem Sicherheitsrisiko will der Flughafen aber nichts wissen. «Die Familie befand sich ja in der Fluggastbrücke und nicht etwa auf dem Vorfeld. Als Passagiere waren sie zudem sicherheitsüberprüft», so Bircher. Passagieren, die vor verschlossenen Türen stehen, empfiehlt der Flughafen: «Man sollte sich via der Telefonnummer 043 816 22 11 bei der Kundenzentrale des Flughafens melden. Dieser Anschluss ist rund um die Uhr besetzt.»

Dritter Fall innert kürzester Zeit

Dennoch bleibt es derzeit eine ungewöhnliche Häufung von vergessenen Fluggästen in Kloten. Die Familie am Sonntag – wie auch die 150 Passagiere am Freitag – sind von Airport-Personal mehr oder weniger zufällig entdeckt worden. Genau wie bei einem ähnlichen Zwischenfall vor etwas mehr als zwei Wochen. Auch damals blieben Passagiere stecken, weil Türen zu früh abgeschlossen worden waren.

* Name der Redaktion bekannt.

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