Dumping-Löhne und Co. So prekär arbeiten Velo-Kuriere für den Lieferdienst «Uber Eats»

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4.12.2019

Kurierfahrer für den Essens-Lieferdienst «Uber Eats» arbeiten meist unter prekären Bedingungen.
Kurierfahrer für den Essens-Lieferdienst «Uber Eats» arbeiten meist unter prekären Bedingungen.
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Nach dem Fahrdienst «Uber» steht nun auch «Uber Eats» in der Kritik: Die Kuriere des Essens-Lieferdienstes würden unter überaus prekären Arbeitsverhältnissen beschäftigt.

Schon länger wird der Fahrdienst «Uber» für seine prekären Arbeitsverhältnisse kritisiert, insbesondere für die schlechte Bezahlung und die mangelnde Sozialversicherung. Nun, da das Unternehmen mit dem neuen Ableger «Uber Eats» auch auf dem Markt der Essens-Lieferdienste mitmischt, stellt sich die Frage: Unter welchen Bedingungen arbeiten die Velo-Kuriere? Beim SRF-Magazin «Kassensturz» ging man daher nun genau dieser Frage nach.

Eine SRF-Reporterin arbeitete zu diesem Zweck undercover eine Woche lang als Fahrerin für «Uber Eats». Das Ergebnis ihrer Recherche: Die geäusserte Kritik an den Arbeitsbedingungen trifft weitgehend zu. Gelockt werden Fahrerinnen und Fahrer vor allem in grossen Städten wie Zürich mit dem Versprechen maximaler Flexibilität: «Kein Vorgesetzter. Flexibler Zeitplan. Schnelle Auszahlungen», heisst es auf der Website. Zu den Bedingungen gibt es eine so genannte Infosession, deren Zeitpunkt man laut «Kassensturz» nach der Anmeldung per App sogar selbst festlegt.

120 Franken für den Rucksack

Der für das Gespräch verlangte Strafregisterauszug muss bei der Infosession in einem Zürcher Büro nicht vorgezeigt werden, dafür bekommt die SRF-Mitarbeiterin 30 Minuten lang Informationen zu Einsatzgebieten, Bezahlung und App-Funktionen. Und muss zunächst selbst zahlen: 120 Franken werden laut SRF und «Watson» für den «Uber Eats»-Rucksack fällig. Ein Beitrag, der durch den geringen Lohn erst nach einiger Zeit wieder reingeholt ist.

Schliesslich verdiente die SRF-Reporterin in ihrem Experiment nach drei Stunden Arbeit gerade einmal 35 Franken. Die Dumping-Löhne bei «Uber Eats» scheinen Realität zu sein. Warum dennoch viele Menschen diese Art der Arbeit verrichten? Weil es keine anderen Möglichkeiten gäbe, wie «Watson» aus Gesprächen mit anderen Kurieren erfährt. Viele der Fahrer sind Migranten, die kaum Chancen auf andere Einkommensquellen haben.

Trügerische Selbständigkeit

Wie es im SRF-Beitrag heisst, wird ist auch die angebliche Selbständigkeit nur ein Trugschluss: «Weder die SUVA noch die AHV haben das bisher akzeptiert», heisst es. Sozialversichert sind die Kuriere daher nicht – weshalb der Dienst etwa in Genf verboten wurde. «Uber Eats» geht vor Gericht dagegen vor. Derweil warnen Gewerkschaften wie Unia davor, dass die Fahrer nicht unfallversichert sind und die AHV-Beiträge nicht ordnungsgemäss abgerechnet würden. 

In der «Kassensturz»-Sendung kam dann auch das Unternehmen selbst zu Wort: Auf Nachfrage des Moderators Ueli Schmezer nach fehlenden Sozialleistungen verwies die «Uber»-Kommunikationsverantwortliche Luisa Elster darauf, dass Uber sich nicht als Arbeitgeber verstehe. Die Sprecherin hob die angebotene Gratis-Unfallversicherung heraus – eine Versicherung, die indes nicht mit der Arbeitgeber-Unfallversicherung vergleichbar ist und nur ein Minimum abdeckt. Rechtfertigung auch hinsichtlich der tiefen Löhne: Es komme auf die Anzahl der Aufträge an, und ob die Fahrer während der Rushhour führen, so Elster. 

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