Chuchichäschtli, langsame Berner und FondueWie das ZDF den Deutschen die Schweiz erklärt
SDA
11.9.2022 - 18:08
Warum heisst es in Deutschland eigentlich «deutschsprachige Schweiz» und Deutsche verstehen dann oft doch kaum ein Wort? Diesen Fragen geht eine ZDF-Doku zusammen mit bekannten Schweizern, darunter Emil Steinberger, nach.
Keystone-SDA
11.09.2022, 18:08
SDA/amo
So nah und doch so fremd. Obwohl sich Deutschland mit der Schweiz eine Landesgrenze teilt, verstehen sich die Deutschen und die Schweizer nicht immer auf Anhieb, und auch das nicht immer nur aus sprachlichen Gründen. In der ZDF-Doku «Ziemlich beste Nachbarn - Wir und die Schweizer» nimmt der deutsche Schauspieler und Comedian Michael Kessler seine südlichen Nachbarn genauer unter die Lupe.
«Die Deutschen sind natürlich schlagfertiger»
Im Gespräch mit Mundart-Experte André Perler lernt Kessler (55) zum Beispiel, dass es «das» sogenannte Schweizerdeutsch eigentlich gar nicht gibt, sondern dass mehr als 100 Dialekte existieren.
«Die Deutschen sind natürlich schlagfertiger, also da sind wir neidisch», sagt der Kabarettist und Autor Emil Steinberger in der Doku über Sprache und Sprechen. «Sie können reden, sie finden die Wörter, und alles geht ruckruck, zackzack. Und wir Schweizer brauchen wahrscheinlich mehr Zeit zum Denken zwischen den Wörtern», sagt der 89-Jährige – freundlicherweise in Hochdeutsch.
Seine Frau Niccel Steinberger stammt aus Deutschland, ist aber inzwischen Schweizerin. Verschmitzt ergänzt Emil allgemein über den Unterschied zwischen Schweiz und Deutschland, vielleicht komme ja etwas Positiveres raus, «als wenn man schnell spricht und gewisse Elemente vergisst beim Sprechen».
Zitiert wird in der ZDF-Doku eine Studie, nach der etwa die Berner tatsächlich langsamer laufen als zum Beispiel die hastigen Berliner. Ausserdem glauben einer zitierten Umfrage zufolge 58 Prozent der Schweizer, Wilhelm Tell habe wirklich gelebt. In Deutschland gehörte das 1804 von Friedrich Schiller veröffentlichte Schauspiel über den Freiheitskämpfer jahrzehntelang zum Bildungskanon ("Durch diese hohle Gasse muss er kommen. Es führt kein andrer Weg nach Küssnacht.").
Schudels Käsefondue mit viel Weisswein
Den ZDF-Zuschauerinnen und -Zuschauern wird auch etwas über die Geschichte des legendären Bankgeheimnisses und die Erfindung des Minigolfs durch einen Schweizer erklärt. Mit dem TV-Koch René Schudel bereitet Kessler ein Käsefondue mit viel Weisswein zu und erörtert die Frage, ob und – wenn ja – wie der Schnaps nun dazugehöre.
Fasziniert besucht Kessler die Wiese des Rütlischwurs und befasst sich anerkennend mit der Geschichte und Politik der Schweiz. Er wohnt etwa der Landsgemeinde auf dem Zaunplatz in Glarus bei, der gesetzgebenden Versammlung des Kantons Glarus, einer Versammlung aller stimmberechtigten Bürger, bei der Landammann Benjamin Mühlemann (der Vorsitzende der Kantonsregierung) unanfechtbar die Mehrheiten durch Abschätzen der hochgehaltenen Stimmrechtsausweise festhält.
Der Schweizer Wirtschaftswissenschaftler und Glücksforscher Bruno S. Frey sagt: «Die Schweizer macht glücklich, dass sie sich wirklich an politischen Entscheidungen beteiligen können bei Volksabstimmungen und bei Landsgemeinden. Die Regierung ist nicht so wichtig und das Parlament auch nicht, sondern am Schluss steht eine Volksabstimmung, und da muss die Regierung tun, was entschieden wurde.»
Die Reihe mit Kesslers Länderporträts aus deutscher Sicht startete 2019 als Dreiteiler. Damals hiess es zunächst «Wir und die Russen», «Wir und die Briten» und «Wir und die Italiener».
Es bleibt ein kleines Geheimnis, warum das Zweite Deutsche Fernsehen die Reihe auch schon vor drei Jahren «Ziemlich beste Nachbarn» taufte – denn die Länder waren keine direkten Nachbarn Deutschlands, es liegen Staaten dazwischen, die das seltsam auffassen könnten.
In der neuen Staffel von 2022 werden nun echte Nachbarländer und ihre Bewohner mit den Deutschen verglichen: die Franzosen (6.9.), die Niederländer (20.9.) und eben die Schweizer (13.9.). Die neuen Filme stehen alle schon seit 5. September in der ZDF-Mediathek.
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