Roboter gegen Coronavirus Der RoboPony ist immun gegen Keime

AP

24.3.2020

Ein Arbeiter betrachtet einen Roboter auf dem Gelände von ZhenRobotics.
Ein Arbeiter betrachtet einen Roboter auf dem Gelände von ZhenRobotics.
Bild: Mark Schiefelbein/AP/dpa

Die chinesische Regierung hat die Robotik als wichtige Exportbranche ausgemacht. Das Coronavirus wirkt da wie ein Marketingboost.

Während Millionen Unternehmer angesichts der Einschränkungen durch das Coronavirus weltweit mit Sorge in die Zukunft blicken, erlebt Liu Zhiyong ein rasantes Auftragswachstum. Für seine Firma ZhenRobotics wirkte das Virus wie eine Marketingkampagne, die auch noch von der chinesischen Regierung unterstützt wird. Flaggschiff von ZhenRobotics ist ein kniehoher Roboter, der Einkäufe ausliefert und in Einkaufszentren patrouilliert. Und all das absolut kontaktlos und damit keimfrei.

Der RoboPony ist knallgelb, blau oder weiss und rollt mit seinen sechs Rädern durch Geschäfte, Krankenhäuser, Einkaufszentren und Wohnanlagen. Dort bietet er Dienstleistungen an, die sonst von Menschen übernommen werden. Er wiegt 40 Kilogramm und wird über eine App gesteuert. Zu seinem Preis will das Unternehmen nichts sagen.

Massive Förderung durch die Regierung

Die Nachfrage ist auf jeden Fall da, schliesslich kehrt China nach wochenlangen Einschränkungen des öffentlichen Lebens langsam zur Normalität zurück. «Die Epidemie hat den Leuten die Verletzlichkeit des menschlichen Lebens aufgezeigt», sagt der Vorstandsvorsitzende Liu. «Roboter können diese Verletzlichkeit wettmachen und Leistungen anbieten, denen die Leute vertrauen.» Das Vertrauen in die Robotik sei deutlich gewachsen. Das schlägt sich in den Bestellungen bei ZhenRobotics nieder: Die Zahl verdreifachte sich seit Beginn der Coronakrise.

Der Einsatz von Robotern in der Fertigung und in der Konsumgüterindustrie wird von der chinesischen Regierung nach Kräften gefördert. Die chinesische Führung betrachtet die Robotik als profitable Exportchance und als Möglichkeit, in einer alternden Gesellschaft Arbeitskräfte zu ersetzen. Viel Geld floss bereits in Robotik-Abteilungen in Universitäten und Forschungsinstituten. Entwickler in der Privatwirtschaft können sich um Forschungskredite und andere Förderungen bewerben.

Roboter patroulliert und ermahnt Passanten

ZhenRobotics wurde 2016 gegründet und sitzt im Uni-Stadtteil Zhongguancun der chinesischen Hauptstadt Peking, umgeben von zahlreichen anderen Technologie-Unternehmen. Die Miete wird teilweise vom Staat übernommen. An seinem Hauptsitz erforschen die Mitarbeiter von ZhenRobotics autonome Navigation, maschinelles Lernen und Bilderkennung, wie Liu erklärt. Getestet werden die Neuentwicklungen in einem Zentrum in Zhejiang, südlich von Shanghai. Die Fertigung findet dann in der Metropole Shenzhen nahe Hongkong statt.

Einer der dort gebauten Roboter patrouilliert im Einkaufszentrum Taikoo Hui in Shanghai. Der RoboPony kann Kunden mit ungeschützten Gesichtern erkennen und sie auffordern, die vorgeschriebenen Atemschutzmasken aufzusetzen. Er verteilt auch Desinfektionsmittel für die Hände und informiert über den besten Schutz vor dem Coronavirus. Einer der grössten Einzelhändler Chinas, Suning.com, nutzt den RoboPony, um Lebensmittel und andere Waren des täglichen Bedarfs auszuliefern — völlig ohne menschlichen Kontakt zum Kunden.



Der elektronische Handel legte in China enorm zu, seit die Regierung Ende Januar den Zugang zu mehreren Städten mit insgesamt 60 Millionen Einwohnern stark beschränkte, um die Ausbreitung des Coronavirus zu bremsen. Hunderte Millionen weitere Menschen wurden aufgefordert, nach Möglichkeit zuhause bleiben. ZhenRobotics erfuhr noch einen weiteren Marketingschub, als die Stadtverwaltung von Peking das Unternehmen auf eine offizielle Liste mit «neuen Technologien zur Bekämpfung von Epidemien» setzte.

Liu will den Schwung nutzen und nun so schnell wie möglich die Arbeit im Büro vollständig wiederaufnehmen. Nach der Schliessung des Unternehmens über das chinesische Neujahr, kehrte Liu am 26. Januar zurück. Die meisten Angestellten folgten einige Tage später. Bis auf zwei Kollegen waren am 10. März alle 50 Mitarbeiter wieder vor Ort, wie der Vorstandsvorsitzende erklärt. Die beiden Verbliebenen arbeiten im Home Office in der Provinz Hubei, wo das Coronavirus im Dezember erstmals auftrat und immer noch Reisebeschränkungen gelten.

Liu will als nächstes die Forschung von Desinfektion durch ultraviolettes Licht vorantreiben und auch andere Hygienemassnahmen prüfen, die der Roboter durchführen kann. Und natürlich sollen weitere Roboter gebaut werden, allein 90 in den kommenden sechs Wochen. «Wir haben viele Bestellungen bei unseren Lieferanten aufgegeben.»


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