Mieses Wetter, mieser Umsatz Für Schweizer Bierbrauer schmeckt dieser Frühling besonders bitter

Von Gil Bieler

24.5.2021

Corona-Frühling 2021: Winterjacken-Wetter in einer Gartenbeiz in Lausanne.
Corona-Frühling 2021: Winterjacken-Wetter in einer Gartenbeiz in Lausanne.
Bild: Keystone/Laurent Gilliéron

Erst waren monatelang alle Restaurants und Beizen zu, dann noch ein verregneter Frühling: Für die Schweizer Bierbrauer fällt auch das laufende Jahr ins Wasser. Da gibt es nur eines: Den Blick nach vorne richten. 

Von Gil Bieler

Das Wetter lädt nicht gerade dazu ein, mit Freunden in der Gartenbeiz einen bierseligen Abend zu verbringen. Das bekommen nicht nur die Wirte, sondern auch die Schweizer Bierbrauer zu spüren. Nicolo Paganini ist Präsident des Schweizer Brauerei-Verbandes und hat die nötigen Statistiken zur Hand: Der Ausstoss im hiesigen Biermarkt ging im ersten Quartal 2021 gegenüber dem Vorjahr um elf Prozent zurück. In der Gastronomie beträgt das Minus sogar über 68 Prozent.

«Die Schweizer Brauereien wurden besonders hart getroffen», sagt Paganini im Gespräch mit «blue News». Wegen des Shutdowns der Gastronomie mussten Herr und Frau Schweizer ihr Bier vermehrt im Laden kaufen – und griffen öfter zu Importbieren. «In der Beiz oder an einem Fussballmatch trinkt man dagegen eher einheimisches Bier.»

Damit setzt sich das bittere Corona-Jahr für die hiesigen Brauereien nahtlos fort. Im vergangenen Braujahr, das jeweils im September endet, ging der Bierabsatz in der Gastronomie um 23 Prozent zurück. Das sind 34 Millionen Stangen Bier, die weniger getrunken wurden. Im Detailhandel gab es ein Plus von 7,6 Prozent, was aber die Verluste laut Paganini nicht aufwiegen kann.

Auch der Blick nach vorn ist wenig ermutigend: Egal, wie der kommende Sommer und auch der Herbst werden: «Es wird unmöglich sein, dieses Jahr noch zu retten», sagt Paganini, die Ausfälle von Januar bis Mai seien nicht mehr aufzuholen. Der Frühling sei für die Branche generell eine wichtige Saison, und eigentlich hätte die Wiedereröffnung der Restaurantterrassen vor einem Monat Linderung bringen sollen – wegen des garstigen Wetters kam es aber anders. «Brauer jammern normal nicht über einen verregneten Mai. Aber dass der Neustart jetzt mit diesem Wetterpech zusammenfällt, das schmerzt schon», sagt Paganini.

Feldschlösschen beliefert sonst 7000 Events im Jahr

Auch bei der Feldschlösschen-Brauerei bedauert man den garstigen Frühling: «Natürlich hätten wir uns für die Schweizer Gastronomen und auch für die Bierbrauer schönes Frühlingswetter gewünscht», sagt Mediensprecherin Gabriela Gerber. Die Gastronomie habe für Feldschlösschen eine sehr grosse Bedeutung, mache mehr als 50 Prozent des Umsatzes aus. Daneben beliefere man in einem normalen Jahr bis zu 7000 Events, von der Grossveranstaltung bis zum Grümpelturnier. Daher hoffe man nun auf einen guten Sommer.



Bei Heineken Switzerland heisst es, Gastronomie und Veranstaltungen seien zwar wichtig. «Aber in erster Linie geht es darum, die Pandemie in den Griff zu kriegen. Und zwar nachhaltig», so Mediensprecher Antonio Govetosa. Denn: Öffnen, nur um dann wieder schliessen zu müssen, helfe niemandem. Konkrete Angaben zu den Folgen der Pandemie machen aber beide Grossbrauereien nicht.

Hoffen auf den Drei-Phasen-Plan

Auch Bierbrauer-Präsident Paganini richtet den Blick in die Zukunft. Er wartet gespannt die Lockerungen der kommenden Wochen ab, sagt aber: Ein Zurück zur Normalität werde es so schnell nicht geben.

Der St. Galler Mitte-Nationalrat denkt hierbei an die weiterhin geltenden Vorgaben für die Gastronomie – etwa nur vier Personen pro Tisch – und den Fahrplan für die Grossveranstaltungen. «Wir hoffen aber, dass der Drei-Phasen-Plan des Bundesrats funktioniert und Grossveranstaltungen vielleicht sogar wieder rascher als gedacht möglich werden», so Paganini. Die grosse Hoffnung der Branche sei, dass das Braujahr 2021/22 – das im Oktober beginne – wieder weitgehend normal ausfallen werde.

Und immerhin, es gibt in der Pandemie auch Positives: Der Absatz von alkoholfreiem Bier zog zünftig an. Plus 17,8 Prozent waren es im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr. «Dieser Trend hält schon seit einigen Jahren an.» Er führt das auf das laufend ausgebaute Angebot in diesem Sektor zurück.