«Grenzt an Gier»Schweizer bezahlen hunderte Millionen zu viel für Strom – und das jedes Jahr
Sven Ziegler
20.10.2024
Schweizer*innen bezahlen jedes Jahr hunderte Millionen zu viel für Strom, sagt der Preisüberwacher. Er will eine Änderung der Formel für den erlaubten Gewinn. Die Branche wehrt sich mit Händen und Füssen.
Sven Ziegler
20.10.2024, 08:45
Sven Ziegler
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Schweizer*innen bezahlen jedes Jahr hunderte Millionen zu viel für Strom, sagt der Preisüberwacher. Er will eine Änderung der Formel für den erlaubten Gewinn.
Der Streit um die Höhe der Netzgebühren spitzt sich zu. Private und Unternehmen zahlen jährlich Millionen zu viel, kritisieren sowohl der Preisüberwacher als auch die Wirtschaft. Die Bundesnetzbetreiber erwirtschaften durch das Monopolgeschäft enorme Gewinne – 900 Millionen Franken jährlich, wie aus Berechnungen hervorgeht. Der Bundesrat plant, ab 2026 diese Gewinne durch eine neue Berechnungsformel zu senken, was zu einem Rückgang von rund 127 Millionen Franken führen würde.
Die Elektrizitätsbranche wehrt sich heftig gegen diese geplante Änderung, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. Michael Frank, Direktor des Verbandes der Elektrizitätsunternehmen, betont, dass das gegenwärtige System sich bewährt habe und warnt vor negativen Auswirkungen auf die langfristigen Investitionen in die Strominfrastruktur. Auch Swissgrid äussert sich besorgt, dass die vorgeschlagene Senkung die Investitionssicherheit gefährden könnte.
«Völlig risikoloses Monopolgeschäft»
Auf der anderen Seite fordert der Preisüberwacher Stefan Meierhans eine noch stärkere Senkung. Er kritisiert, dass die aktuellen Zinssätze zu überhöhten Gewinnen für die Strombetreiber führen, was den Stromkunden jährlich 400 Millionen Franken zu viel kostet. «Wir vergolden das Netz der Strombranche», sagt er. Meierhans schlägt eine neue Methode vor, die sich stärker an den Renditen von Staatsanleihen orientiert.
Roger Ambort, Geschäftsführer der Gruppe Grosser Stromkunden, kritisiert gegenüber der «NZZ am Sonntag» die hohen Gewinne der Netzbetreiber. «Das grenzt aus meiner Sicht schon an Gier und ist befremdlich», wird Ambort zitiert. «Es ist ein völlig risikoloses Monopolgeschäft mit einem staatlich garantierten Gewinn.»
Ausserdem investieren grosse institutionelle Investoren in das Geschäft. So hat die Pensionskasse des Kantons Zürich letztes Jahr 15 Prozent von Swissgrid gekauft. Wie viel die Kasse bezahlt hat, ist unklar.
Laut der «NZZ am Sonntag» dürfte sich die Investion jedoch lohnen. «Das Stromnetz ist das neue Eldorado für die Pensionskassen», so Roger Ambort. Und stellt die Frage: «Ist es wirklich Aufgabe der Stromkonsumenten, den Zürcher Kantonsangestellten eine gute Pension zu sichern?»