Es war eine gewaltige Flutwelle, die sich in der Nacht auf den 17. Mai 1943 vom Möhnesee durch das Ruhrtal bis ins Ruhrgebiet wälzte. Mit eigens für diesen Zweck entwickelten Bomben hatte die British Royal Air Force die Staumauer des Möhnesees zerstört.
Januar 2018, Nordrhein-Westfalen, Möhnesee: Die Zeitzeugen Karl-Heinz Wilmes (links) und Josef Rochel stehen an der Möhnetalsperre.
Noch heute haben viele das Rauschen des Wassers im Ohr. Noch heute kann sich Karl-Heinz Wilmes nicht vorstellen, je ins Tal zu ziehen, durch das sich damals die Flut wälzte. «Im unteren Dorf hätte ich nie wohnen können. Ich könnte da keine Nacht ruhig schlafen.»
Dem Angriff der britischen Bomber auf diese Talsperre und weitere Staudämme im heutigen Nordrhein-Westfalen und Hessen ging eine akribische Planung voraus. Die Aktion trug den Namen «Operation Chastise» - Operation Züchtigung. Davor gab es Monate des Probierens, Entwickelns, Planens.
Ein Kind steht vor der zerstörten Möhnetalsperre. 1943 brauchte Grossbritannien Erfolgsmeldungen. Und dafür war die «Operation Chastise» wie gemacht. Tapfere Piloten, Flugkunst, die Ingenieurleistung der Bombenbauer - und zwei Talsperren waren zerstört.
133 Männer aus Scampton in Grossbritannien machten sich in der Nacht auf den 17. Mai 1943 auf den Weg. An Bord: die unter hohen Sicherheitsvorkehrungen entwickelten «bouncing bombs», Hüpfbomben. Wie ein Stein, den man über den See flitschen lässt, sollten die springenden Rollbomben über das aufgestaute Wasser hüpfen, dann untergehen und in rund zehn Metern Tiefe explodieren.
Ein zerstörtes Haus steht nach der Möhnekatastrophe im Ruhrtal.
Entgleiste Züge nach dem Angriff und der Zerstörung der Möhnetalsperre.
Wer heute zur Möhnetalsperre geht, findet neben den Parkplätzen oberhalb des Überlaufbeckens eine Gedenkstätte. Seit 2015 steht dort eine steinerne Skulptur. Sie zeigt bildhauerisch die Fluten, die Opfer, die Zerstörung und eine Taube als Symbol des Friedens.
Trümmer liegen nach der Möhnekatastrophe am Dom in Arnsberg-Neheim. Verglichen mit der Bombardierung Hamburgs oder den Luftangriffen auf Dresden spielt der Angriff auf die Talsperren in der Nachkriegserinnerung eine untergeordnete Rolle.
Reichsbauminister Albert Speer (links) begutachtet am 3. Oktober 1943 den Wiederaufbau der zerstörten Möhnetalsperre. Auf deutscher Seite räumte man in der «Westfälischen Landeszeitung» ein, dass der Angriff eine «grosse Anzahl Menschenleben» gekostet und «teils erhebliche Schäden» verursacht habe.
Die Todesanzeigen der Zeitungen von damals lesen sich mitunter fast wie Hohn. Da sind Verstorbene einem «tragischen Geschick» zum Opfer gefallen. «Das war Zensur», meint Michael Gosmann vom Stadtarchiv in Arnsberg zur verklärten, nationalsozialistisch geprägten Darstellung.
Gosmann stellt Kartons und Mappen auf den Tisch unter den Dachschrägen des Stadtarchivs im Kloster Wedinghausen: Dutzende Dokumente und Bilder rund um die Katastrophe.
«Man wollte die Rüstungs- und Waffenindustrie schwächen, weil Wasser gebraucht wird für die Stahlerzeugung», erzählt Stadtarchivar Gosmann. «Aber die Mauer war schnell wieder aufgebaut.» Innerhalb von fünf Monaten war der Möhnedamm wieder funktionstüchtig. Die meisten Steine im vierzig Meter hohen Bau halten bis heute das Wasser zurück.
Der britische Historiker Robert Owen von der Gesellschaft der 617. Staffel hält die Geschichte der Möhnekatastrophe auch heute noch für relevant.
Weil sie Schülern ermögliche, ein Kriegsereignis aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.
«Man kann es durch die Augen der Waffenentwickler sehen, der Flugzeugbesatzungen, der Leute an den Verteidigungsanlagen oder derjenigen, die in den überfluteten Gebieten lebten.»
Wenn der Zeitzeuge Karl-Heinz Wilmes aus dem Fenster seines Arbeitszimmers guckt, sieht er - etwa einen Kilometer entfernt - die Möhnetalsperre. Vor fünf Jahren, als sich die Bombennacht zum 70. Mal jährte, hatte eine private Initiative dort Sportflieger organisiert, die übers Wasser flogen und Blumengestecke abwarfen. «Die Mauer, dazu Flugzeuge, da hat sich bei mir im Bauch alles verkrampft», erzählt Wilmes mit der Hand auf dem Magen.
In Grossbritannien eine Legende, in weiten Teilen Deutschlands eher eine Randnotiz. Vor 75 Jahren wurden die Talsperren an Möhne, Sorpe und Eder bombardiert. Was bleibt sind Erinnerungen, ein Geräusch und unterschiedliche Sichtweisen.
Ein dreiviertel Jahrhundert später dient die Staumauer Wanderern, Spaziergängern und Freizeitsportlern als Ausflugsziel.
Angriff auf die Möhnetalsperre 1943: Die Nacht des grossen Rauschens
Es war eine gewaltige Flutwelle, die sich in der Nacht auf den 17. Mai 1943 vom Möhnesee durch das Ruhrtal bis ins Ruhrgebiet wälzte. Mit eigens für diesen Zweck entwickelten Bomben hatte die British Royal Air Force die Staumauer des Möhnesees zerstört.
Januar 2018, Nordrhein-Westfalen, Möhnesee: Die Zeitzeugen Karl-Heinz Wilmes (links) und Josef Rochel stehen an der Möhnetalsperre.
Noch heute haben viele das Rauschen des Wassers im Ohr. Noch heute kann sich Karl-Heinz Wilmes nicht vorstellen, je ins Tal zu ziehen, durch das sich damals die Flut wälzte. «Im unteren Dorf hätte ich nie wohnen können. Ich könnte da keine Nacht ruhig schlafen.»
Dem Angriff der britischen Bomber auf diese Talsperre und weitere Staudämme im heutigen Nordrhein-Westfalen und Hessen ging eine akribische Planung voraus. Die Aktion trug den Namen «Operation Chastise» - Operation Züchtigung. Davor gab es Monate des Probierens, Entwickelns, Planens.
Ein Kind steht vor der zerstörten Möhnetalsperre. 1943 brauchte Grossbritannien Erfolgsmeldungen. Und dafür war die «Operation Chastise» wie gemacht. Tapfere Piloten, Flugkunst, die Ingenieurleistung der Bombenbauer - und zwei Talsperren waren zerstört.
133 Männer aus Scampton in Grossbritannien machten sich in der Nacht auf den 17. Mai 1943 auf den Weg. An Bord: die unter hohen Sicherheitsvorkehrungen entwickelten «bouncing bombs», Hüpfbomben. Wie ein Stein, den man über den See flitschen lässt, sollten die springenden Rollbomben über das aufgestaute Wasser hüpfen, dann untergehen und in rund zehn Metern Tiefe explodieren.
Ein zerstörtes Haus steht nach der Möhnekatastrophe im Ruhrtal.
Entgleiste Züge nach dem Angriff und der Zerstörung der Möhnetalsperre.
Wer heute zur Möhnetalsperre geht, findet neben den Parkplätzen oberhalb des Überlaufbeckens eine Gedenkstätte. Seit 2015 steht dort eine steinerne Skulptur. Sie zeigt bildhauerisch die Fluten, die Opfer, die Zerstörung und eine Taube als Symbol des Friedens.
Trümmer liegen nach der Möhnekatastrophe am Dom in Arnsberg-Neheim. Verglichen mit der Bombardierung Hamburgs oder den Luftangriffen auf Dresden spielt der Angriff auf die Talsperren in der Nachkriegserinnerung eine untergeordnete Rolle.
Reichsbauminister Albert Speer (links) begutachtet am 3. Oktober 1943 den Wiederaufbau der zerstörten Möhnetalsperre. Auf deutscher Seite räumte man in der «Westfälischen Landeszeitung» ein, dass der Angriff eine «grosse Anzahl Menschenleben» gekostet und «teils erhebliche Schäden» verursacht habe.
Die Todesanzeigen der Zeitungen von damals lesen sich mitunter fast wie Hohn. Da sind Verstorbene einem «tragischen Geschick» zum Opfer gefallen. «Das war Zensur», meint Michael Gosmann vom Stadtarchiv in Arnsberg zur verklärten, nationalsozialistisch geprägten Darstellung.
Gosmann stellt Kartons und Mappen auf den Tisch unter den Dachschrägen des Stadtarchivs im Kloster Wedinghausen: Dutzende Dokumente und Bilder rund um die Katastrophe.
«Man wollte die Rüstungs- und Waffenindustrie schwächen, weil Wasser gebraucht wird für die Stahlerzeugung», erzählt Stadtarchivar Gosmann. «Aber die Mauer war schnell wieder aufgebaut.» Innerhalb von fünf Monaten war der Möhnedamm wieder funktionstüchtig. Die meisten Steine im vierzig Meter hohen Bau halten bis heute das Wasser zurück.
Der britische Historiker Robert Owen von der Gesellschaft der 617. Staffel hält die Geschichte der Möhnekatastrophe auch heute noch für relevant.
Weil sie Schülern ermögliche, ein Kriegsereignis aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.
«Man kann es durch die Augen der Waffenentwickler sehen, der Flugzeugbesatzungen, der Leute an den Verteidigungsanlagen oder derjenigen, die in den überfluteten Gebieten lebten.»
Wenn der Zeitzeuge Karl-Heinz Wilmes aus dem Fenster seines Arbeitszimmers guckt, sieht er - etwa einen Kilometer entfernt - die Möhnetalsperre. Vor fünf Jahren, als sich die Bombennacht zum 70. Mal jährte, hatte eine private Initiative dort Sportflieger organisiert, die übers Wasser flogen und Blumengestecke abwarfen. «Die Mauer, dazu Flugzeuge, da hat sich bei mir im Bauch alles verkrampft», erzählt Wilmes mit der Hand auf dem Magen.
In Grossbritannien eine Legende, in weiten Teilen Deutschlands eher eine Randnotiz. Vor 75 Jahren wurden die Talsperren an Möhne, Sorpe und Eder bombardiert. Was bleibt sind Erinnerungen, ein Geräusch und unterschiedliche Sichtweisen.
Ein dreiviertel Jahrhundert später dient die Staumauer Wanderern, Spaziergängern und Freizeitsportlern als Ausflugsziel.
In Grossbritannien eine Legende, in weiten Teilen Deutschlands eher eine Randnotiz. Vor 75 Jahren wurden die Talsperren an Möhne, Sorpe und Eder bombardiert. Was bleibt sind Erinnerungen, ein Geräusch und unterschiedliche Sichtweisen.
«Das erste Flugzeug flog so tief, dass ich den Piloten in seiner Kanzel sehen konnte», erinnert sich Karl-Heinz Wilmes. Als in der Nacht auf den 17. Mai 1943, mitten im Zweiten Weltkrieg, die Möhnetalsperre bombardiert wurde, war er fast fünf Jahre alt. «Wir sind geweckt worden durch den Motorenlärm der Flieger und die Schüsse der Flak. Dann zog ich mir den Trainingsanzug an, und wir sind ab in den Keller. Wir haben alle gezittert. Oma hat den Rosenkranz gebetet, wie das so war bei Luftalarm.»
Und doch war dieses Mal vieles anders. Aus dem Kellerfenster seines Elternhauses sah Wilmes die tieffliegenden britischen Lancaster-Bomber. «Dann gab es ein Ballern, irgendwann war Stille. Dann hörte man ein riesendonnerndes Rauschen. Da hat meine Oma gesagt: Jetzt haben sie die Möhne getroffen.»
Und so war es. Dem Angriff der britischen Bomber auf diese Talsperre und weitere Staudämme im heutigen Nordrhein-Westfalen und Hessen ging eine akribische Planung voraus. Die Aktion trug den Namen «Operation Chastise» - Operation Züchtigung. Davor gab es Monate des Probierens, Entwickelns, Planens. Monate der Geheimhaltung, des Trainings und der Fokussierung auf diese eine Nacht, in der Staumauern etwa an Möhne, Sorpe und Eder zum Bersten gebracht werden sollten.
Eine Spezialstaffel wurde ins Leben gerufen, Nummer 617. Die besten Leute. Als Kommandeur Guy Gibson seinen Auftrag erhielt, kannte er das Ziel der Mission noch nicht. Nur, dass es «möglicherweise einer der zerstörerischsten Trips aller Zeiten werden könnte», schreibt er in seinem Buch «Enemy Coast Ahead».
In den folgenden Wochen übten die Piloten, mit hohem Tempo knapp über dem Wasser zu fliegen und Bomben präzise abzuwerfen. 2000 Flugstunden und 2500 Test-Bomben zählte Gibson. Um Ziele zu treffen, die als sehr wichtig galten für die Strom- und Wasserversorgung der deutschen Rüstungsindustrie. Und die einer speziellen Waffe bedurften.
Ganz spezielle Bomben
133 Männer aus Scampton in Grossbritannien machten sich in der Nacht auf den 17. Mai 1943 auf den Weg. An Bord: die unter hohen Sicherheitsvorkehrungen entwickelten «bouncing bombs», Hüpfbomben. Wie ein Stein, den man über den See flitschen lässt, sollten die springenden Rollbomben über das aufgestaute Wasser hüpfen, dann untergehen und in rund zehn Metern Tiefe explodieren.
Erst die fünfte abgeworfene Bombe, so wird berichtet, tat genau das an der Möhnetalsperre. «Ich traute meinen Augen kaum. Da war eine etwa 100 Meter breite Lücke in der Mauer, und das Wasser strömte ins Ruhrtal in Richtung des Industriezentrums des deutschen Dritten Reiches», erinnert sich Guy Gibson. «Es war jetzt ganz ruhig, bis auf das Rauschen des Wassers. Wir begannen über Funk zu schreien und haben uns wie Verrückte aufgeführt. Das war ein unglaublicher Blick. Einer, den vermutlich nie jemand wieder sehen wird.»
Das grosse Rauschen der Fluten
75 Jahre später eint die Zeitzeugen vor allem die Erinnerung an dieses ungewöhnliche Geräusch: das Rauschen des ausströmenden Wassers. Autor Helmuth Euler war neun Jahre alt und lebte in Werl, etwa zwanzig Minuten entfernt von der Möhnetalsperre, als das, wie er sagt, «gewaltige Rauschen» das Ruhrtal erfüllte.
Später forschte er in Archiven zur Möhnekatastrophe, schrieb viele Bücher darüber. «Die Mauer ist nicht etwa zerbröselt», ist Euler sich sicher, «sondern in einem Block rausgebrochen».
Millionen Kubikmeter Wasser strömten ins Ruhr- und Möhnetal. Die Fluten rissen mit, was ihnen im Weg stand. «Da war so viel Unrat auf dem Wasser», beschreibt Josef Rochel aus Möhnesee-Günne das Chaos am Tag danach. «Tote Pferde, das Holz aus den Sägewerken, das floss alles in einem breiten See da runter.» Rochel, heute 88, war ebenfalls noch ein Kind bei dem Angriff.
Über 1300 Todesopfer
Ein dreiviertel Jahrhundert später steht er auf der Staumauer, die Wanderern, Spaziergängern und Freizeitsportlern als Ausflugsziel dient. Seine braune Jacke hält den kalten Wind nur dürftig ab. Es zieht. Rochel kann nicht mehr gut sehen, ist nicht mehr so mobil, aber genau wie sein Freund Karl-Heinz Wilmes sind ihm aus der Mainacht 1943 Momente prägend im Gedächtnis geblieben.
Im Tal hinter dem Auffangbecken wohnte er seinerzeit mit seinen Eltern. «Bei uns hinter dem Haus, da hatten wir so einen kleinen Bunker, da waren wir erst drin. Dann sagte Vater aber: 'Hier können wir nicht bleiben. Die greifen die Mauer an!' Und dann sind wir hoch, das Dorf rauf. Und dann hörte man schon das Rauschen. Und dann sind wir zurück, um die Tiere zu retten. Wir haben die Ziegen auf die Wiese und die Schweine ins Wohnzimmer nach oben getrieben. Am Ende lief das Wasser gerade so eben bei uns ins Haus rein.»
So viel Glück wie Rochels Familie hatten nicht alle. Durch den Angriff und seine Folgen starben über 1300 Menschen. Die genaue Opferangabe schwankt, liegt teils deutlich darüber. Etwa weil einige Menschen vermisst blieben. Ausserdem waren unter den Toten auch viele Zwangsarbeiter.
Ein paar Kilometer von der Möhnesperre entfernt, in Arnsberg-Neheim, richtete die Flutwelle ihren wohl grössten Schaden an. Alleine dort starben etwa 700 Menschen. Vorwiegend Frauen aus Osteuropa. Sie waren als Zwangsarbeiterinnen in der Rüstungsindustrie beschäftigt, wohnten in einem Arbeitslager in Baracken und konnten nicht mehr rechtzeitig fliehen. Ihre letzte Ruhestätte ist ein Massengrab.
Zeitungen verklären
Die Todesanzeigen der Zeitungen von damals lesen sich mitunter fast wie Hohn. Da sind Verstorbene einem «tragischen Geschick» zum Opfer gefallen. «Das war Zensur», meint Michael Gosmann vom Stadtarchiv in Arnsberg zur verklärten, nationalsozialistisch geprägten Darstellung. Gosmann stellt Kartons und Mappen auf den Tisch unter den Dachschrägen des Stadtarchivs im Kloster Wedinghausen: Dutzende Dokumente und Bilder rund um die Katastrophe.
Der britische «Chronicle» spricht einen Tag nach der Bombardierung von einem «Major Victory» und nennt den zerstörten Damm das «grossartigste Luftbild des Krieges». Der «Daily Telegraph» schreibt, dass der Verlust von acht Maschinen samt Besatzungen durchaus heftig sei. Der Erfolg der Operation zeige jedoch, dass es das Opfer wert gewesen sei.
Auf deutscher Seite räumte man in der «Westfälischen Landeszeitung» ein, dass der Angriff eine «grosse Anzahl Menschenleben» gekostet und «teils erhebliche Schäden» verursacht habe. Der Text ist bebildert mit Jungen, die Keller auspumpen, und Frauen, die mit Reinigungsarbeiten beschäftigt sind. «Das Möhne- und Ruhrtal zeigte nach dem Britenangriff unbeugsamen Widerstandswillen», heisst es.
Fragen zum wahren Ergebnis der Mission
1943 brauchte Grossbritannien Erfolgsmeldungen. Und dafür war die «Operation Chastise» wie gemacht. Tapfere Piloten, Flugkunst, die Ingenieurleistung der Bombenbauer - und zwei Talsperren waren zerstört. Allerdings kamen bald Zweifel am militärischen Erfolg auf. Auch weil Deutschland nicht so stark getroffen war, wie von britischer Seite erhofft.
George «Johnny» Johnson flog die Sorpe-Staumauer an, die anders als die Talsperren an Eder und Möhne kaum Schaden nahm. «Unsere Verluste wurden schnell übertüncht und kaum noch erwähnt», schreibt der Pilot in seiner Autobiografie. Immerhin kehrten 56 Flieger in dieser Nacht von der Operation nicht zurück, weil sie verunglückten oder abgeschossen wurden.
Das will Johnson nicht vergessen. Er gibt sich aber wütend, dass Historiker rückblickend den Wert der Mission anzweifeln. «Es wurde vielleicht so etwas wie Mode, Zweifel zu hegen. Der Angriff wurde in Kriegszeiten als Erfolg gewertet, und das ist, was zählt.»
Der Effekt auf die Industrieproduktion sei 1943 durch das britische Militär übertrieben dargestellt worden, aber signifikant gewesen, schreibt Johnson. Der Wiederaufbau habe viele Ressourcen beansprucht.
«Man wollte die Rüstungs- und Waffenindustrie schwächen, weil Wasser gebraucht wird für die Stahlerzeugung», erzählt Stadtarchivar Gosmann. «Aber die Mauer war schnell wieder aufgebaut.» Innerhalb von fünf Monaten war der Möhnedamm wieder funktionstüchtig. Die meisten Steine im vierzig Meter hohen Bau halten bis heute das Wasser zurück.
Der Jubel und die Trauer
Dass Darstellungen in Kriegszeiten auseinandergehen, überrascht nicht. Schon eher, dass auch Jahrzehnte nach der Bombardierung der Dämme unterschiedliche Sichtweisen existieren. In Deutschland interessiert das Ereignis eher regional. Wer im Umland der Sorpe, Eder und Möhne aufwächst, dürfte früher oder später davon erfahren. In der Schule, in der Familie. Aber verglichen mit der Bombardierung Hamburgs oder den Luftangriffen auf Dresden spielt der Angriff auf die Talsperren in der Nachkriegserinnerung eine untergeordnete Rolle.
Anders in Grossbritannien: «No. 617 Squadron» erreichte Legendenstatus. «The dambusters», die Dammbrecher. Das ist noch heute ein Begriff. Ein Film wurde 1955 gedreht, Bücher geschrieben, Zeremonien abgehalten. George Johnson, der letzte lebende britische «dambuster», etwa trat 2017 mit weit über 90 Jahren im Buckingham Palast zur Ordensverleihung vor die Queen.
Der britische Historiker Robert Owen von der Gesellschaft der 617. Staffel hält die Geschichte der Möhnekatastrophe auch heute noch für relevant. Weil sie Schülern ermögliche, ein Kriegsereignis aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. «Man kann es durch die Augen der Waffenentwickler sehen, der Flugzeugbesatzungen, der Leute an den Verteidigungsanlagen oder derjenigen, die in den überfluteten Gebieten lebten.»
In dem überschwemmten Gebiet lebte damals Karl-Heinz Wilmes. Der Angriff hat den 79-Jährigen ein Leben lang begleitet. Nicht nur emotional. Wilmes, gross gewachsen, schlank und mit grauem Haupthaar, spricht strukturiert. Der langjährige Ortsvorsteher von Möhnesee-Günne macht in Erzählungen Unterschiede zwischen dem, an das er sich erinnert, und Aspekten, die ihm zugetragen wurden oder die er recherchiert hat.
Wachsende Wahrnehmung für die zivilen Opfer
Und nachgeforscht hat er viel. Für Vorträge und Gedenkveranstaltungen. «Bei Gedenkveranstaltungen habe ich immer an alle Toten erinnert, auch die Flieger, die Zwangs- und Fremdarbeiter, und natürlich besonders die Leute aus Günne.»
Der Militärhistoriker Owen erläutert, dass die Wahrnehmung in Grossbritannien lange geprägt war durch den Kinofilm «The Dam Busters», in dem der Fokus auf Erfindergeist und Tapferkeit gelegen habe. Andere Perspektiven rückten erst später ins Bewusstsein.
Durch die Übersetzung des Buchs «Wasserkrieg» von Helmuth Euler etwa lasen Briten Augenzeugenberichte von Menschen am Boden. Auch wenn es 2018 nicht die bestimmende Sicht ist: «Seit etwa 20 Jahren gibt es in Grossbritannien eine wachsende Wahrnehmung für die zivilen Opfer der Möhnekatastrophe», berichtet Owen. Er legt Wert darauf, dass 75 Jahre nach dem Angriff nicht gefeiert, sondern gedacht werde.
Wer heute zur Möhnetalsperre geht, findet neben den Parkplätzen oberhalb des Überlaufbeckens eine Gedenkstätte. Seit 2015 steht dort eine steinerne Skulptur. Sie zeigt bildhauerisch die Fluten, die Opfer, die Zerstörung und eine Taube als Symbol des Friedens. Drum herum sind Metallplatten mit Schlagwörtern angebracht: Heldentote, Kollateralschäden, Kriegsopfer, verschleppte Zwangsarbeiter, Kinder, Mütter, Väter, Schwestern. Ein Krieg - und viele Verlierer.
Die Rückkehr
Flieger Johnson, heute 96, kehrte an eine der geschichtsträchtigen Stätten zurück. Vor wenigen Jahren nahm er die Einladung eines Filmteams an und spazierte an der Sorpe entlang, die er bombardiert hatte. Er sprach mit Leuten, die an der Absturzstelle eines britischen Fliegers dem Piloten ein Andenken bewahren, erfuhr mehr von lokalen Opfern.
«Eine emotionale Erfahrung», schreibt Johnson in seiner Biografie. Dennoch: «Ich bleibe weiterhin stolz auf das, was wir an den Dämmen erreicht haben, bin stolz, Teil dieser Staffel gewesen zu sein. Ich habe damals geglaubt, dass wir etwas taten, um zu helfen, den Krieg zu gewinnen. Und das glaube ich noch heute.»
Wenn Karl-Heinz Wilmes aus dem Fenster seines Arbeitszimmers guckt, sieht er - etwa einen Kilometer entfernt - die Möhnetalsperre. Vor fünf Jahren, als sich die Bombennacht zum 70. Mal jährte, hatte eine private Initiative dort Sportflieger organisiert, die übers Wasser flogen und Blumengestecke abwarfen. «Die Mauer, dazu Flugzeuge, da hat sich bei mir im Bauch alles verkrampft», erzählt Wilmes mit der Hand auf dem Magen.
Und so sei es auch anderen Zeitzeugen ergangen. Noch heute haben viele das Rauschen des Wassers im Ohr. Noch heute kann sich Karl-Heinz Wilmes nicht vorstellen, je ins Tal zu ziehen, durch das sich damals die Flut wälzte. «Im unteren Dorf hätte ich nie wohnen können. Ich könnte da keine Nacht ruhig schlafen.»
Evakuierungsaktion bei der Seilbahn Lungern-Turren in Lungern im Kanton Obwalden: Wegen einer technischen Panne mussten rund 27 Personen mit dem Helikopter gerettet werden.
Zu zweit durch dick und dünn – und durch heiss und eiskalt: Dieses Liebespaar sprang am Valentinstag in Hamburg ins kalte Wasser.
Fasnächtliche und farbenfrohe Puppen zieren das Dorf Seelisberg im Kanton Uri über die Fasnachtstage. Die Fasnacht 2021 ist im Kanton Uri aufgrund der Corona-Ppandemie praktisch verboten, es duerfen maximal nur 5 Personen unterwegs sein, aber als einer der wenigen Kantone ist in Uri das Spielen von Musikinstrumenten erlaubt. (13.02.2021)
Die Pandabären-Geschwister Paule (r) und Pit (l) spielen in ihrem Gehege im Zoo Berlin im Schnee. (13.02.2021)
Halb Euroopa friert. Diese Heidschnucken in Braunschweig jedoch lassen sich von den frostigen Temperaturen nicht beeindrucken. (13.02.2021)
Sahara-Sand färbt Schnee und Himmel orange im Skigebiet Anzère in der Schweiz.
Menschen drängen sich in der Einkaufsstrasse Via del Corso in Rom nachdem die Corona-Massnahmen gelockert wurden.
Irgendwo dort versteckt sich die A7: Nahe Hannover herrscht dichtes Schneetreiben auf der Autobahn.
Eine Replik der Saffa-Schnecke fotografiert vor der Schweizer Nationalbank während einer Jubiläumsaktion organisiert von Bern Welcome, zu 50 Jahren Frauenstimm- und -wahlrecht. (06.02.2021)
Ein Porträt von Elisabeth Vischer-Alioth wartet darauf, an eine Hauswand geklebt zu werden, während der Vorbereitungen zur Ausstellung «Hommage 2021: Porträts von mutigen Frauen in der Berner Altstadt». (06.02.2021)
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Mehr als zwei Kilometer durch den eiskalten Bodensee: Der Extremschwimmer Paul Bieber hat mit seinem Versuch den deutschen Rekord im Distanz-Eisschwimmen gebrochen. Der 37-Jährige schwamm bei unter fünf Grad Wassertemperatur 2210 Meter weit. 43,03 Minuten brauchte er dafür. (30.1.2021)
Gleich zwei Mal binnen 48 Stunden gab es in Raron im Kanton Wallis infolge der Schlechtwettersituation in den letzten Tagen Felsstürze. (30.1.2021)
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Ein internationales Forscherteam hat auf Madagaskar eine neue Chamäleonart entdeckt, bei der das Männchen lediglich 13,5 Millimeter lang ist. Obwohl das männliche Tier das kleinste unter rund 11‘050 Reptilienarten ist, verfügt es in Relation zur Körpergrösse über die die grössten Genitalien. Der Grund: Eine erfolgreiche Paarung mit den bedeutend grösseren Weibchen wäre sonst nicht möglich. (28.1.2021)
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«Minor Canyon»: Schwere Regenfälle haben im kalifornischen Monterey County zu Schlammlawinen, Überschwemmungen und zu dieser beeindruckenden Mini-Schlucht geführt. (28.1.2021)
Gedenken: Die New Yorker Verkehrsbetriebe ehren 136 Mitarbeiter, die am Coronavirus gestorben sind, mit einer digitalen Gedenkstätte an 107 U-Bahn-Stationen – wie hier in der Moynihan Train Hall im New Yorker Stadtteil Manhattan. (29.1.2021)
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Da kann man auch grosse Augen machen: Auf einer österreichischen Landstrasse ist eine Waldohreule mit einem Auto zusammengestossen. Der Vogel überstand den Crash mit dem Bruch eines Flügels und wird derzeit auf einer Greifvogelstation aufgepäppelt. (28.1.2021)
Phantompatienten: An der Universität Leipzig warten Dummys mit einem Metallkopf, in den künstliche Gebisse hineingeschraubt werden können, auf Zahnmedizinstudenten. (28.1.2021)
Winston hat das Coronavirus besiegt: Der Gorilla erholt sich im Zoo von San Diego nach einer umfangreichen medikamentösen Behandlung von einem schweren Verlauf seiner Corona-Infektion. Bei dem 48-jährigen Silberrücken Winston waren im Zuge der Infektion eine Lungenentzündung und Herzprobleme aufgetreten. Er wurde daraufhin mit einer Antikörper-Therapie, Herzmedikamenten und Antibiotika behandelt. (26.1.2021)
Auf glühenden Kohlen: Ein Mann produziert im Gaza-Streifen beim dort grössten Produzenten Holzkohle. Als bestes und teuerstes Holz für diesen Zweck gilt das von Zitrusbäumen, aber auch das von Olivenbäumen wird gerne verwendet. (26.1.2021)
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Schnack beim Snack: Fischer Willy Rivas scherzt im peruanischen Lima mit einem Freund beim Essen in der Fischerbucht in Chorrillos. (26.1.2021)
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Stausee verkommt zu «fliessenden Müllhalde: Ein Mann geht an Tonnen von Müll vorbei, die am Fusse des Wasserkraftwerks am Potpecko-Stausee in Serbien schwimmen. Vor allem Plastikabfälle gelangen durch Nebenflüsse in den Stausee und sammeln sich hier an. Eine serbische Zeitung schrieb bereits von einer «fliessenden Müllhalde». (26.1.2021)
Dickschädeltest: Stirn an Stirn messen zwei Rinder im deutschen Naturschutzgebiet Boberger Niederung ihre Kräfte. (25.1.2021)
Nasskaltes Ende: Zwischen Frauenfeld und Matzingen ist eine 33-jährige Wagenlenkerin bei Glatteis von der Strasse abgekommen und im Murgkanal gelandet. Die Frau wurde mit leichten Verletzungen ins Spital gebracht. (26.1.2021)
Opfer der Zerstörungswut: Ein Mann räumt in einem Fast-Food-Restaurant in Rotterdam auf. Die Niederlande sind erneut von sogenannten Corona-Krawallen erfasst worden. Hunderte gewaltbereite Jugendliche hatten nach Polizeiangaben in mehreren Städten randaliert und dabei auch die Polizei angegriffen. (25.1.2021)
Auf den Hund gekommen: Vierbeiner der Indian Railway Protection Force zeigen anlässlich des indischen Nationalfeiertags ihre Kunststückchen.
Galionsfigur mit Kettensäge: Im ungarischen Szilvásvárad streckt sich ein Feuerwehrmann auf dem Dach eines Zugs, um einen Ast abzusägen, der unter der Schneelast heruntergebrochen ist und die Bahnstrecke blockiert. (25.1.2021)
Und sie tun es immer noch: In Rio De Janeiro tummeln sich grosse Menschenmengen auf engem Raum am Strand von Ipanema in Rio de Janeiro. Und das obwohl Brasilien nach wie vor sehr hohe Corona-Fallzahlen hat.
Himmlische Hilfe: Feuerwehrfrau Tegan Rayner von der Belair Brigade CFS freut sich über den Regen, während sie nach Löscharbeiten der Buschbrände in Cherry Gardens in der Nähe von Adelaide, Australien, steht. (25.1.2021)
Winterfest: Stammrosen sind im Rosenpark Dräger in Steinfurth, Deutschland, mit Folie kältesicher verpackt. (25.1.2021)
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