Bei einem ominösen Raketenunfall auf einem Militärgelände in Russland hat es Anfang August mehrere Tote gegeben. Ein behandelnder Arzt wirft den Verantwortlichen gefährliche Geheimniskrämerei vor.
Mindestens fünf Menschen kamen nach einem missglückten Test auf einem Militärgelände im Norden Russlands ums Leben. Offenbar wurde dabei Radioaktivität freigesetzt. Inzwischen erheben auch die behandelnden Ärzte schwere Vorwürfe wegen der Geheimniskrämerei der Verantwortlichen.
Laut der russischen Atombehörde Rosatom war es am 8. August auf dem Militärgelände nahe des Dorfes Njonoksa zum Unfall gekommen. Demnach lief beim Probelauf eines Raketenmotors für flüssigen Treibstoff etwas schief. Von offizieller Seite wurde später erklärt, es sei auch eine erhöhte Radioaktivität gemessen worden.
Amerikanische Experten vermuteten, dass es beim Test des neuartigen Marschflugkörpers «Burewestnik» mit Atomantrieb zu einer Explosion gekommen sei. Wladimir Putin hatte die neue Wunderwaffe im März 2018 angekündigt. Die «Burewestnik» soll durch eine Radionuklidbatterie angetrieben werden und soll so schnell sein, dass sie kaum bekämpft werden kann.
Messstationen fielen seltsamerweise aus
Offizielle russische Stellen fallen bis jetzt vor allem durch Desinformation und Intransparenz auf. Gut dazu passt, dass In den Tagen nach der Explosion gleich mehrere nahegelegene russische Messstationen ausfielen. Das legt den Verdacht nahe, dass nicht publik werden soll, was genau bei Njonoksa explodiert ist.
Auch die Ärzte, die im Gebietskrankenhaus von Archangelsk drei durch das Unglück verletzte Männer behandelten, wurden zunächst offenbar komplett im Dunkeln gelassen, dass sie es mit Strahlenopfern zu tun hatten, wie der «Spiegel» berichtet.
Ein Arzt, der anonym bleiben wollte, erklärte dem Nachrichtenmagazin, die schwerverletzten Männer im Alter von unter 30 Jahren seien bei der Einlieferung durch den Rettungsdienst des Spitals nackt gewesen und mit einer Folie bedeckt. Ihre Kleidung sei in Plastiktüten gesteckt. Alle hätten schwere, aber nicht lebensbedrohliche Verletzungen wie Frakturen an der Wirbelsäule oder dem Becken gehabt.
Ärzte wussten nichts von Strahlung
Weil keine Hinweise auf ein Strahlenunglück übermittelt wurden, seien die Patienten ohne Schutzkleidung und teils mit nackten Händen untersucht worden. Erst kurz vor der Operation sei eine Strahlenmesstechniker in den OP-Saal gekommen. Die Frau sei aber sofort hinausgerannt, als sie die Werte gesehen habe.
Am Kopf eines der Patienten sei demnach eine Betastrahlung von 25'000 Mikroröntgen je Stunde gemessen worden. Daraufhin habe man alle Patienten wieder in die Aufnahme gebracht und in einem Bad dekontaminiert. Das Bad sei danach so belastet gewesen, dass Militärs es später ganz entsorgt hätten.
Nach weiteren Messungen habe man sich dann zu Operationen bei den Männern entschlossen. Danach habe man sie nach Moskau verlegen wollen, wobei bereits zwei der drei auf dem Weg zum Flughafen starben – und zwar an Strahlenfolgen, ist sich der Informant sicher.
Geheimdienst nahm alle Krankenakten mit
Schon einen Tag später seien dann Agenten des Inlandsgeheimdienstes FSB ins Spital gekommen, hätten alle Krankenakten beschlagnahmt und alle Beteiligte Geheimhaltungserklärung unterschrieben lassen. Die Unzufriedenheit am Spital sei jedoch riesengross, weshalb die Leute sicher reden würden, meint der Arzt: «Uns interessiert nur eines: die Leute zu finden, die die Kontamination vor uns geheim hielten und die eine Evakuierung der Verletzten in unser Krankenhaus angeordnet haben.»
Ein Teil der Ärzte habe sich bereits beurlauben lassen, der andere tröste sich damit, dass man keine hohe Strahlendosis abbekommen habe. «Mich erinnert der Umgang mit uns Ärzten eins zu eins an Tschernobyl», meint der Mann. «Man denkt, seit Tschernobyl hat sich gar nichts geändert.»
Durch einen Bericht des russischen Wetterdienstes Rosgidromet verdichteten sich zuletzt die Hinweise, dass die gemessene Strahlung wohl eher nicht durch eine Radionuklidbatterie entstand, berichtet die «NZZ». Die durch Rosgidromet nachgewiesenen radioaktiven Isotope würden laut Expertenmeinung für einen Reaktorunfall sprechen. Der Einsatz eines Atomreaktors als Raketenantrieb gilt als viel riskanter für Mensch und Umwelt als die relativ harmlose Radionuklidbatterie.
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Auf den Hund gekommen: Vierbeiner der Indian Railway Protection Force zeigen anlässlich des indischen Nationalfeiertags ihre Kunststückchen.
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