Forscher warnen Erderwärmung hat deutliche Folgen für die Gesundheit

SDA/dpa/afp/uri

14.11.2019

Besucher der Gletscherlagune Jökulsarlon in Island: Kinder die heute geboren werden, dürften viele Gletscher nicht mehr zu Gesicht bekommen – dafür aber mit verschiedenen Gesundheitsproblemen konfrontiert werden. (Symbolbild) 
Besucher der Gletscherlagune Jökulsarlon in Island: Kinder die heute geboren werden, dürften viele Gletscher nicht mehr zu Gesicht bekommen – dafür aber mit verschiedenen Gesundheitsproblemen konfrontiert werden. (Symbolbild) 
Bild: dpa

Mit dem Klimawandel kommen auch Krankheiten: Laut Forschern werden steigende Temperaturen und Emissionen die Gesundheit von heute geborenen Kindern gefährden.

Der Klimawandel bedroht die Gesundheit der kommenden Generationen: Zu dieser Einschätzung kommt der Jahresbericht des internationalen Klimaforschungsprojekts «The Lancet Countdown». Bereits heute seien Kinder den Auswirkungen von Luftverschmutzung und extremen Wetterereignissen ausgesetzt.

Bei einem Weiterwirtschaften wie bisher «wird das Leben jedes heute geborenen Kindes tiefgreifend vom Klimawandel beeinträchtigt werden», berichtet das Konsortium The Lancet Countdown, zu dem rund 100 Expertinnen und Experten gehören. Einen halben Monat vor der Uno-Klimakonferenz in Madrid bilanzieren die Fachleute aus 35 Institutionen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Universitäten im Fachjournal «The Lancet» die aktuellen und künftigen Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit.

Sollten die klimaschädlichen Kohlendioxidemissionen nicht umgehend eingedämmt werden, erhöhe dies die Gesundheitsgefahren für die kommenden Generationen erheblich, schrieben die Forschenden.

Langfristige Gesundheitsfolgen

Falls nichts gegen den Klimawandel unternommen werde, werde ein Kind, das heute geboren wird, im Verlauf seines Lebens eine Erderwärmung um vier Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter ertragen müssen, sagte der Hauptautor der Studie, Nick Watts. Kinder seien den klimabedingten Gesundheitsrisiken im besonderen Masse ausgesetzt. Ihr Körper reagiere empfindlicher auf Krankheiten und Schadstoffe, mit den gesundheitlichen Schäden müssten sie dann ein Leben lang kämpfen.

Auch Ernterückgänge durch den Klimawandel und infolgedessen Unterernährung träfen Kinder am schlimmsten, schreiben die Forschenden. Sie litten stärker an Durchfall und an von Mücken übertragenen Erkrankungen wie Dengue. Neun von zehn Jahren mit besten Bedingungen für Dengue-Mücken gab es laut Report seit dem Jahr 2000. Auch die Bedingungen für den Cholera-Erreger hätten sich seit Anfang der 80er Jahre verbessert.

Darüber hinaus werde die Gesundheit von Kindern durch die zunehmende Luftverschmutzung in den Städten bedroht, da sich ihre Lunge noch entwickele. Die Luftverschmutzung habe 2016 weltweit zu 7 Millionen Todesfällen geführt, 2,9 Millionen davon habe Feinstaub verursacht.

Klimaschutz fördert Gesundheit

Würden die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzt – wie im Pariser Klimaabkommen gewünscht – und Versprechen der Länder eingehalten, sehe die Zukunft anders aus, so die Forschenden. Ein Kind in England könnte dann mit sechs Jahren den Kohleausstieg erleben, in Frankreich mit 21 Jahren den Abschied von Benzin- und Dieselautos und alle heute Geborenen weltweit könnten mit 31 Jahren erleben, dass nur noch so viel CO2 produziert wird, wie von der Natur oder mit technischen Mitteln aufgenommen werden kann. Zugleich könnte die Luft reiner und die Infrastruktur besser sein.

«Eine nie dagewesene Herausforderung verlangt eine nie dagewesene Reaktion und es benötigt die Mitarbeit der 7,5 Milliarden derzeit lebenden Menschen, um sicherzustellen, dass ein heute geborenes Kind nicht durch ein sich wandelndes Klima bestimmt wird», betonen die Autoren. Sie riefen dazu auf, die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit bei der Uno-Klimakonferenz COP25, die Anfang Dezember in Madrid beginnt, ganz oben auf die Agenda zu setzen.

Viele Massnahmen gegen den Klimawandel hätten einen zusätzlichen Nutzen für die Gesundheit, erklärte Martin Röösli vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut. Fördere man beispielsweise den Langsamverkehr, also die Fortbewegung zu Fuss oder mit dem Velo, so senke dies einerseits CO2-Emissionen, andererseits entstehe auch weniger Feinstaub und die Bevölkerung werde körperlich aktiver.

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