Fünf Kippsysteme gefährdet Klima-Forscher warnen – Grundnahrungsmittel in Gefahr

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7.12.2023

Folgen eines gekippten Klimasystems: Der Anbau von Pflanzen für Grundnahrungsmittel  wäre nicht mehr möglich.
Folgen eines gekippten Klimasystems: Der Anbau von Pflanzen für Grundnahrungsmittel  wäre nicht mehr möglich.
Armin Weigel/dpa

Die Klimakrise bringt die Natur aus dem Gleichgewicht. Einem Bericht zufolge drohen grossen Systemen nicht umkehrbare Veränderungen. Mit dramatischen Folgen, wie Forscher jetzt aufzeigen.

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  • Heute wurde der neue «Global Tipping Points Report» veröffentlicht.
  • Dem Bericht zufolge stehen fünf grosse Klimasysteme auf der Kippe.
  • Sollten diese «kippen», drohen der Menschheit dramatische Folgen.
  • Die Forscher empfehlen als Gegenmittel «positive Kipppunkte».
  • Die «Tipping Points» sind wissenschaftlich nicht unumstritten.

Durch die Klimaerwärmung drohen fünf grossen Natursystemen möglicherweise unumkehrbare Umwälzungen. Das geht aus dem neuen «Global Tipping Points Report» (Kipppunkte-Bericht) hervor.

Unter «Tipping Points» versteht man, wenn durch Veränderungen ein klimatischer Domino-Effekt ausgelöst wird. Die Folgen können unter Umständen nicht mehr rückgängig gemacht werden.

Fünf Systeme stehen bereits auf der Kippe

Fünf grosse Kippsysteme laufen laut Bericht aktuell bereits Gefahr, «bei der derzeitigen globalen Erwärmung ihren jeweiligen Kipppunkt zu überschreiten». Das schreibt das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, das an der Untersuchung beteiligt war.

Diese fünf Systeme sind: das grönländische Eisschild, das westantarktische Eisschild, die subpolare Wirbelzirkulation im Nordatlantik, Warmwasserkorallenriffe sowie mehrere Permafrost-Gebiete.

Luftaufnahme der russischen Tundra im Lena-Delta, das das typische Muster der Permafrostgebiete zeigt.
Luftaufnahme der russischen Tundra im Lena-Delta, das das typische Muster der Permafrostgebiete zeigt.
Torsten Sachs/Alfred-Wegener-Institut/dpa

Würden mehrere dieser Kipppunkte überschritten, besteht laut den Forschern das Risiko eines katastrophalen Verlusts der Möglichkeit, Pflanzen für Grundnahrungsmittel anzubauen.

Ab 2030 könnten zudem drei weitere Faktoren dazukommen. Zu den potenziell bedrohten Systemen gehören: die nördlichen Wälder, Mangroven und Seegraswiesen.

Positive «Tipping Point» einleiten

«Ohne dringliches Handeln, um die klimatische und ökologische Katastrophe aufzuhalten, werden Gesellschaften überfordert sein, wenn die Natur aus den Fugen gerät», schreibt die Universität Exeter.

Die bisherigen Reaktionen der Regierungen weltweit seien nicht ausreichend. Deshalb legen die Forscher sechs Empfehlungen vor, um die negativen Kipppunkte zu vermeiden – und positive Kipppunkte einzuleiten.

Zu den sechs Empfehlungen gehört unter anderem, Emissionen durch fossile Brennstoffe und durch Landnutzung deutlich vor der Jahrhundertmitte zu stoppen. 

Sollen positive Kipppunkte möglich machen: erneuerbare Energien.
Sollen positive Kipppunkte möglich machen: erneuerbare Energien.
Daniel Reinhardt/dpa

Es brauche koordinierte Bemühungen, um positive Kipppunkte auszulösen. Als Beispiele für positive «Tipping Points» gelten etwa der Ausbau erneuerbarer Energien und der Umstieg auf die Elektromobilität.

«Eine Häufung positiver Kipppunkte würde Millionen von Leben retten, Milliarden Menschen Leid ersparen, Billionen von Dollar an Schäden verhindern – und den Anfang für eine Wiederherstellung der Natur machen, auf die wir alle angewiesen sind», heisst es in der Mitteilung.