Präexpositionsprophylaxe «Pille gegen HIV» – PrEP wird auch in der Schweiz billiger

tsha

10.10.2019

Die sogenannte PrEP verändert derzeit das Sexleben vieler schwuler Männer – die Angst, sich mit HIV zu infizieren, schwindet.
Die sogenannte PrEP verändert derzeit das Sexleben vieler schwuler Männer – die Angst, sich mit HIV zu infizieren, schwindet.
Bild: iStock

Die sogenannte Präexpositionsprophylaxe schützt so gut vor HIV wie ein Kondom. Bislang aber konnten sich nur wenige Schweizer das Medikament leisten. Das soll sich nun ändern.

In der Schweiz werden immer weniger Menschen mit HIV diagnostiziert. Und die Zahl könnte noch weiter sinken – PrEP sei Dank. Bei der sogenannten Präexpositionsprophylaxe nehmen HIV-negative Menschen jeden Tag eine kleine Pille, die so gut vor einer Ansteckung schützt wie ein Kondom. Bislang aber war die PrEP teuer. Wie SRF berichtet, soll der Preis im Rahmen eines bestimmten Programmes nun jedoch von 900 auf 40 Franken für eine Monatspackung fallen.

«PrEP-Anwender können neu ein in der Schweiz zugelassenes Medikament für den Preis von 40 Franken beziehen», erklärt Benjamin Hampel, Studienleiter von Swiss Prepared, gegenüber «10vor10». Dabei müssen Nutzer an einem Programm von Swiss Prepared teilnehmen, das eine medizinische Betreuung und eine wissenschaftliche Auswertung vorsieht.

Die PrEP wird vor allem von schwulen Männern genutzt. Dafür wird ein Medikament, das ursprünglich nur zur Behandlung einer HIV-Infektion verwendet wurde, präventiv eingenommen – entweder täglich oder nach einem bestimmten Schema anlassbezogen, also vor dem Sex.

Schweizer PrEP-Nutzer, die sich die 900 Franken im Monat nicht leisten konnten, bezogen das Medikament bislang oft aus dem Ausland, etwa aus Indien, Südafrika oder Thailand. Online-Apotheken bieten das einzige in der Schweiz zugelassene Medikament Truvada für rund 30 bis 40 Franken pro Monatspackung an.

«Hocheffizient und unglaublich wirksam»

Um potenziellen Nutzern einen anderen Weg zu bieten, hat Swiss Prepared den neuen, niedrigen Preis von 40 Franken mit dem Hersteller Gilead ausgehandelt. Für die Nutzung des Medikaments zur Behandlung einer bestehenden HIV-Infektion bleibt der hohe Preis aber bestehen.

In anderen Ländern sind die Preise für die PrEP in den letzten Monaten und Jahren bereits dramatisch gefallen. In Deutschland wird das Medikament seit wenigen Wochen von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt; der US-Bundesstaat Kalifornien will gar die Rezeptpflicht für die Pillen abschaffen, um Risikogruppen so besser zu erreichen.

«PrEP-Medikamente haben gezeigt, dass sie hocheffizient und unglaublich wirksam sind», erklärt Jan Fehr, Studienleiter von Swiss Prepard, gegenüber SRF. «Zahlen aus verschiedenen Ländern weltweit haben gezeigt, dass man damit die HIV-Epidemie in den Griff bekommen kann.»

2018 wurden dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) 425 neue HIV-Fälle gemeldet. Das sind 4,5 Prozent weniger als 2017. Das Medikament schützt zwar zuverlässig vor einer Infektion mit dem AIDS-Erreger, nicht aber vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten. So nahmen in der Schweiz zuletzt die Fälle von Gonorrhö deutlich zu. Experten nehmen an, dass die hohen Zahlen aber vor allem auf ein verstärktes Screening zurückzuführen sind.

Bilder aus der Schweiz

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