Waffen-Exporte Pulverfass Nahost – und am meisten profitieren die USA

Philipp Dahm

11.3.2019

Im Nahen Osten herrscht Krieg. Für die USA ein guter Absatzmarkt für Waffen.
Im Nahen Osten herrscht Krieg. Für die USA ein guter Absatzmarkt für Waffen.
Keystone/Archiv

Neue Zahlen zeigen, dass die Zufuhr von Waffen in den Nahen Osten stetig zunimmt. Die Rüstung in Russland und China steht im globalen Fokus –  dabei sind es die USA, die den Abstand seelenruhig ausbauen.

Das Friedensforschungsinstituts Sipri in Stockholm hat neue Zahlen zum weltweiten Waffenhandel veröffentlicht. Dieser hat in den verglichenen Zeiträumen um 7,6 Prozent zugelegt – das mag zunächst noch moderat tönen.

Diese Flugzeuge wollen die USA 2019 in Dienst stellen:

Bei genauerer Betrachtung ist jedoch eine Entwicklung ersichtlich, die bedrohlich scheint. In sämtlichen Regionen ist der Import von Kriegsmaterial zurückgegangen – dies jedoch nur, weil jenes militärische Gerät samt und sonders in den Nahen Osten strömt: 35 Prozent aller weltweiten Waffenexporte landen dort. Kein Wunder, bei dieser Vorgeschichte, liesse sich abermals konstatieren.

Der Fluss der Waffen.
Der Fluss der Waffen.
Grafik: Sipri

Fängt einer an, rüsten alle nach

Seit Briten und Franzosen 1916 am Verhandlungstisch das Gebiet geteilt haben, ohne den ethnographischen Gegebenheiten Rechnung zu tragen, teilen sich Schiiten und Sunniten oder Völker wie Kurden und Alewiten einen Staat. Das Fundament vieler Staaten dort ist latent wacklig, und sobald einer aufrüstet, setzt sich ein Kreislauf in Gang. Die Waffen sind dann der Funke, der das ohnehin brüchige Haus zum Einsturz bringen kann.

Der Nahe Osten zieht mehr Waffen an.
Der Nahe Osten zieht mehr Waffen an.
Grafik: Sipri

Diese Fahrzeuge beschafft die US Army 2019:

Bezüglich Waffen ist Saudi-Arabien ein erster Kandidat. Das Land ist zum grössten Importeuer von Kriegsgerät weltweit aufgestiegen – der Zuwachs bei der Nachfrage beträgt 192 Prozent. Andere Staaten ziehen nach: Ägypten hat seine Waffenimporte um 206 Prozent gesteigert, Israel um 354 Prozent, Katarr um 225 Prozent, der Irak um 139 Prozent und die Türkei um 170 Prozent. Sipri vergleicht die Zahlen der Perioden 2014 bis 2018 und 2009 bis 2013.

Neue Raketen- und Raumfahrt-Projekte des Pentagon 2019:

Zwischen 2009 und 2018 gab es insgesamt 87 Prozent mehr entsprechende Exporte in den Nahen Osten. Das Gros der Geschäfte wickelten die USA ab: 52 Prozent ihrer Waffenverkäufe gehen in jene Krisenregion. Insgesamt hat die Industrie um 29 Prozent zugelegt und den Abstand zum Rest der Welt weiter vergrössert. 2009 bis 2013 war Washington für 30 Prozent des Handels verantwortlich, 2014 bis 2018 stieg der Anteil auf zuletzt 36 Prozent an.

In fünf Jahren 98 Staaten exportiert

«Die USA haben in den letzten fünf Jahren Waffen in wenigstens 98 Staaten exportiert», veranschaulicht Sipri-Chefin Aude Fleurant. «Zu diesen Lieferungen gehören oftmals fortschrittliche Waffen wie Kampfflugzeuge, Kurzstrecken-Raketen und eine Vielzahl gelenkter Bomben.» Bei grossen Waffensystemen liegt Washington 75 Prozent vor Moskau – im Vergleichszeitraum davor waren es noch zwölf Prozent.

Wer dazugewonnen und wer Anteile verloren hat.
Wer dazugewonnen und wer Anteile verloren hat.
Grafik: Sipri

Doch nicht nur die Vereinigten Staaten profitieren von der politischen Situation in Nahost, weiss Sipri-Forscher Pieter D. Wezeman. «Waffen aus den USA, [aber auch aus] Grossbritannien und Frankreich sind in der Golfregion gefragt, wo sich Konflikte häufen und Spannungen steigen. Die Verkäufe nach Ägypten haben Russland, Deutschland und Frankreich dramatisch angekurbelt.»

Russlands neue Waffen:

China wieder auf dem Teppich

In weitem Abstand auf den Rüstungsprimus folgt Russland, dies vor Frankreich, Deutschland und China. Doch Moskaus Verkäufe sind zwischen 2009 und 2018 summa summarum um 17 Prozent eingebrochen, weil grosse Bestellungen aus Indien und Venezuela ausgeblieben sind. Frankreich legte im selben Zeitraum um 43 Prozent zu, Deutschland verbuchte ein Plus von 13 Prozent. Alle EU-Staaten zusammen haben zwischen 2014 und 2018 einen Weltmarktanteil von 27 Prozent erreicht.

Die grössten Waffen-Importeure.
Die grössten Waffen-Importeure.
Grafik: Sipri

China auf Platz fünf der Exporteure verzeichnete einen moderaten Zuwachs von 2,7 Prozent. Auch China fiel in der Rangliste der grössten Exporteure zurück – Aufträge von wichtigen Stammkunden blieben aus. Hersteller aus der Volksrepublik gehören zu den wichtigsten Ausrüstern der Armeen in Pakistan, Bangladesch oder Algerien.

Diese Schiffe schafft die US Navy 2019 an:

Apropos Asien: Südkorea steigerte seine Waffenexporte um 94 Prozent. Und nachdem allein Australien 37 Prozent mehr Kriegsmaterial einführt, ist der fünfte Kontinent der viertgrösste Waffenimporteur der Erde – dies hinter Ägypten.

Zurück zur Startseite