Waffen-ExportePulverfass Nahost – und am meisten profitieren die USA
Philipp Dahm
11.3.2019
Neue Zahlen zeigen, dass die Zufuhr von Waffen in den Nahen Osten stetig zunimmt. Die Rüstung in Russland und China steht im globalen Fokus – dabei sind es die USA, die den Abstand seelenruhig ausbauen.
Das Friedensforschungsinstituts Sipri in Stockholm hat neue Zahlen zum weltweiten Waffenhandel veröffentlicht. Dieser hat in den verglichenen Zeiträumen um 7,6 Prozent zugelegt – das mag zunächst noch moderat tönen.
Diese Flugzeuge wollen die USA 2019 in Dienst stellen:
Diese Flugzeuge wollen die USA 2019 in Dienst stellen
Sooo viel investieren wir 2019 in unsere Luftstreitkräfte, scheint Donald Trump zu sagen: Für 77 neue F-35-Jets werden zum Beispiel 7,6 Milliarden Dollar bereitgestellt. Neben Luftwaffe kaufen auch Marines und Navy die F-35.
Bild: Keystone
Die Tanker-Flotte der Air Force muss verjüngt werden: Für 15 KC-46 Pegasus stehen 3 Milliarden Dollar bereit.
Bild: Department of Defense (DoD)
Matrosen suchen das Deck eine Flugzeugträgers nach Gegenständen ab: Die F/A-18E/F ist das Arbeitspferd der Navy. 24 neue Maschinen für 2 Milliarden Dollar werden bestellt. E und F stehen dabei für ein- oder zweisitzige Jets.
Bild: Keystone
Eine P-8A Poseidon wirft einen U-Jagd-Torpedo ab: 10 Exemplare werden bei Boeing bestellt, was das Navy-Budget mit 2,2 Milliarden Dollar belastet.
Bild: DoD
Die Marines verstärken sich mit dem schweren Helikopter CH-53K King Stallion. Für 2,2 Milliarden Dollar werden 10 neue Maschinen geliefert.
Bild: DoD
Kampfhelikopter sind aus dem Arsenal der US-Armee nicht mehr wegzudenken: 25 Modelle vom Typ AH-1Z Viper sollen 2019 hinzukommen
Bild: DoD
Auf der Einkaufsliste stehen weiterhin 3 Aufklärungsdrohnen vom Typ MQ-4C Triton,...
Die Air Force erhält ausserdem 2,3 Milliarden Dollar für die Entwicklung des neuen Langstrecken-Bombers B-21.
Bild: Zeichnung: DoD
Bei genauerer Betrachtung ist jedoch eine Entwicklung ersichtlich, die bedrohlich scheint. In sämtlichen Regionen ist der Import von Kriegsmaterial zurückgegangen – dies jedoch nur, weil jenes militärische Gerät samt und sonders in den Nahen Osten strömt: 35 Prozent aller weltweiten Waffenexporte landen dort. Kein Wunder, bei dieser Vorgeschichte, liesse sich abermals konstatieren.
Fängt einer an, rüsten alle nach
Seit Briten und Franzosen 1916 am Verhandlungstisch das Gebiet geteilt haben, ohne den ethnographischen Gegebenheiten Rechnung zu tragen, teilen sich Schiiten und Sunniten oder Völker wie Kurden und Alewiten einen Staat. Das Fundament vieler Staaten dort ist latent wacklig, und sobald einer aufrüstet, setzt sich ein Kreislauf in Gang. Die Waffen sind dann der Funke, der das ohnehin brüchige Haus zum Einsturz bringen kann.
Welche Teilstreitkraft hat für 300 Millionen Dollar wohl ein Amphibious Combat Vehicle bestellt? Na klar, das Marine Corps braucht im kommenden Jahr 30 neue Fahrzeuge, die an Land und auf See funktionieren. Die Wahl fiel auf den SuperAV von BAE Sytems.
Bild: WikiCommons/Mattes
Das Joint Light Tactical Vehicle ersetzt den alternden Humvee-Jeep, der seit 1983 bei der US-Armee im Dienst ist. Der Zuschlag für das leichte Militärfahrzeug ging an Oskosh Corporation in Oskosh, Wisconsin. Für 5113 Wagen stehen 2 Milliarden Dollar bereit.
Bild: Oshkosh Defense
197 neue Fahrzeuge für 800 Millionen Dollar: Das Armored Multi-Purpose Vehicle ist nicht teuer und wird der neue Truppentransporter der US-Armee.
Bild: DoD
Teuer ist dagegen das Aufrüsten von M-1 Abrams Kampfpanzern. 135 von ihnen fit zu machen, kostet satte 2,7 Milliarden Dollar. Die Maschinen bekommen zum Beispiel eine bessere, reaktive Panzerung.
Bild: DoD
Bezüglich Waffen ist Saudi-Arabien ein erster Kandidat. Das Land ist zum grössten Importeuer von Kriegsgerät weltweit aufgestiegen – der Zuwachs bei der Nachfrage beträgt 192 Prozent. Andere Staaten ziehen nach: Ägypten hat seine Waffenimporte um 206 Prozent gesteigert, Israel um 354 Prozent, Katarr um 225 Prozent, der Irak um 139 Prozent und die Türkei um 170 Prozent. Sipri vergleicht die Zahlen der Perioden 2014 bis 2018 und 2009 bis 2013.
Neue Raketen- und Raumfahrt-Projekte des Pentagon 2019:
Neue Raketen- und Raumfahrt-Projekte des Pentagon 2019
Das US-Verteidigungsministerium will dieses Jahr ordentlich in Raketen und andere Projekte investieren: Hinter der Abkürzung SM-3 verbirgt sich (mehr oder weniger) die RIM-161 Standard Missile, mit der in einem System namens Aegis ballistische Raketen oder Satelliten bekämpft werden. 43 Exemplare sollen 1,7 Milliarden Dollar kosten.
Bild: Bild: Department of Defense (DoD)
Apropos Raketenabwehr: Für die Patriot-Flugabwehr werden 240 neue Mittelstreckenraketen vom Typ PAC-3 für 1,1 Milliarden Dollar beschafft.
Bild: Bild: DoD
Die Raketenabwehr THAAD (Terminal High Altitude Area Defense ) bekommt 82 neue Flugkörper für 1,1 Milliarden Dollar.
Bild: Bild: DoD
Hinter dem Begriff Ground-Based Midcourse Defense steckt ein weiteres Raketenabwehrsystem. Für 4 Silos nebst Raketen werden 2,1 Milliarden Dollar fällig.
Bild: Bild: DoD
Die Air Force kann mit 1,5 Milliarden Dollar in ihr GPS-System stecken, durch das auch unsere Handys und Navigationsgeräte funktionieren.
Bild: Bild: Keystone
800 Millionen Dollar investiert die Air Force in das Space-Based Infrared System, das als weltraumgestütztes Frühwarnsystem verstanden werden kann.
Bild: Bild: DoD
Für Zugang zum All hat die Air Force das Evolved-Expendable-Launch-Vehicle-Programm, das zwei Milliarden Dollar schwer ist.
Bild: Bild: NASA
Zwischen 2009 und 2018 gab es insgesamt 87 Prozent mehr entsprechende Exporte in den Nahen Osten. Das Gros der Geschäfte wickelten die USA ab: 52 Prozent ihrer Waffenverkäufe gehen in jene Krisenregion. Insgesamt hat die Industrie um 29 Prozent zugelegt und den Abstand zum Rest der Welt weiter vergrössert. 2009 bis 2013 war Washington für 30 Prozent des Handels verantwortlich, 2014 bis 2018 stieg der Anteil auf zuletzt 36 Prozent an.
In fünf Jahren 98 Staaten exportiert
«Die USA haben in den letzten fünf Jahren Waffen in wenigstens 98 Staaten exportiert», veranschaulicht Sipri-Chefin Aude Fleurant. «Zu diesen Lieferungen gehören oftmals fortschrittliche Waffen wie Kampfflugzeuge, Kurzstrecken-Raketen und eine Vielzahl gelenkter Bomben.» Bei grossen Waffensystemen liegt Washington 75 Prozent vor Moskau – im Vergleichszeitraum davor waren es noch zwölf Prozent.
Doch nicht nur die Vereinigten Staaten profitieren von der politischen Situation in Nahost, weiss Sipri-Forscher Pieter D. Wezeman. «Waffen aus den USA, [aber auch aus] Grossbritannien und Frankreich sind in der Golfregion gefragt, wo sich Konflikte häufen und Spannungen steigen. Die Verkäufe nach Ägypten haben Russland, Deutschland und Frankreich dramatisch angekurbelt.»
Der Armata T-14 ist Russlands neuer Superpanzer. Er soll westlichen Modellen in vielen Belangen überlegen sein.
Bild: Getty Images
Eine Keramik-Panzerung schützt das Innere des T-14. Seine 125-Millimeter-Kanone soll Lenkraketen und Granaten abfeuern können.
Bild: Getty Images
Der Turm des T-14 ist unbemannt und soll sich sogar komplett fernsteuern lassen. Russland will in den nächsten Jahren rund 2300 T-14-Panzer anschaffen.
Bild: Keystone
Die Sukhoi Su 35 ist schon länger im Einsatz - das Nachfolgemodell Su 35 S besitzt verbesserte Flugeigenschaften, ein weitreichendes Radar und ein schwer zu knackendes Luftverteidigungssystem.
Bild: Keystone
Ein weiterer Vorteil der Sukhoi Su 35 S: Sie ist vergleichsweise günstig in der Herstellung - ganz im Gegensatz zu westlichen Pendants.
Bild: Keystone
Das Flugabwehrsystem S-400 erreicht Ziele in bis zu 60 Kilometern Höhe, ist extrem schnell aufgebaut und kann vier verschiedene Raketen abfeuern.
Bild: Keystone
Die russische S-400 Triumf Raketenabwehrsysteme sind ein internationaler Bestseller.
Bild: Keystone
Die Delta III- und Delta-IV-U-Boote (Foto) bekommen einen Nachfolger: die Borei-Klasse. Diese ist ein Trägersystem für seegestützte Interkontinentalraketen.
Bild: Keystone
Russland plant eine Modernisierung seines Atomwaffen-Arsenals. Ziel ist es, alle Interkontinentalraketen aus der Sowjetära bis 2020 zu ersetzen.
Bild: Keystone
China wieder auf dem Teppich
In weitem Abstand auf den Rüstungsprimus folgt Russland, dies vor Frankreich, Deutschland und China. Doch Moskaus Verkäufe sind zwischen 2009 und 2018 summa summarum um 17 Prozent eingebrochen, weil grosse Bestellungen aus Indien und Venezuela ausgeblieben sind. Frankreich legte im selben Zeitraum um 43 Prozent zu, Deutschland verbuchte ein Plus von 13 Prozent. Alle EU-Staaten zusammen haben zwischen 2014 und 2018 einen Weltmarktanteil von 27 Prozent erreicht.
China auf Platz fünf der Exporteure verzeichnete einen moderaten Zuwachs von 2,7 Prozent. Auch China fiel in der Rangliste der grössten Exporteure zurück – Aufträge von wichtigen Stammkunden blieben aus. Hersteller aus der Volksrepublik gehören zu den wichtigsten Ausrüstern der Armeen in Pakistan, Bangladesch oder Algerien.
Für die Fertigstellung des Flugzeugträgers USS Gerald R. Ford muss die Navy 2019 noch 1,8 Milliarden Dollar einplanen, obwohl das Schiff seit diesem Jahr im Dienst ist. Insgesamt kostete der Bau geschätzt 17,5 Milliarden Dollar.
Bild: Keystone
2 neue U-Boote der Virginia Class sind nicht gerade billig: Satte 7,4 Milliarden werden dafür fällig.
Bild: Zeichnung: Department of Defense (DoD)
3 neue Zerstörer der Arleigh-Burke-Klasse (im Vordergrund) sind dagegen schon für 6 Milliarden Dollar zu haben.
Bild: Keystone
Das Littoral Combat Ship ist ein neuer Bootstyp. Auf Deutsch nennt man sowas Schiff für küstennahe Gefechtsführung. Für drei neue Exemplare sind 1,3 Milliarden Dollar eingeplant.
Ohne sie geht bei der Navy nichts: 2 neue Öltanker kosten die Marine 1,1 Milliarden Dollar.
Bild: DoD
Die USS Lewis B. Puller ist eine Art mobiler Flugplatz. Ein ähnliches Schiff soll für 700 Millionen Dollar gekauft werden
Bild: DoD
Apropos Asien: Südkorea steigerte seine Waffenexporte um 94 Prozent. Und nachdem allein Australien 37 Prozent mehr Kriegsmaterial einführt, ist der fünfte Kontinent der viertgrösste Waffenimporteur der Erde – dies hinter Ägypten.
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