Covid-Folgen Steigen mit den Fallzahlen bei Kindern auch die schweren Fälle?

uri, mit Material von dpa

26.3.2021

Schüler einer deutschen Grundschule beim Corona-Test. (Symbolbild)
Schüler einer deutschen Grundschule beim Corona-Test. (Symbolbild)
Bild:  Keystone

Jugendliche und Kinder stecken sich immer häufiger mit dem Coronavirus an. Ein deutscher Experte bemerkt bereits mehr «Post-Covid-Fälle» in der Altersgruppe. Laut dem Zürcher Infektiologen Christoph Berger bleibt es in der Schweiz diesbezüglich bislang aber ruhig.

Die dritte Welle der Corona-Pandemie hat Europa im Griff. Und neu ist dabei, dass sich vermehrt Kinder und Jugendliche mit dem Coronavirus anstecken. Gemäss neuesten Zahlen des Robert-Koch-Instituts lag der stärkste Anstieg unter allen Altersgruppen in Deutschland bei Kindern zwischen 0 und 14 Jahren, «wo sich die Sieben-Tage-Inzidenzen in den letzten vier Wochen mehr als verdoppelt» hätten.

Steigende Fallzahlen bei Kindern und Jugendlichen sind auch in der Schweiz zu beobachten. Während viele der Älteren hierzulande inzwischen bereits geimpft sind und es entsprechend selten zu Ansteckungen kommt, sind die Zahlen bei den Unter-20-Jährigen auch hierzulande deutlich gestiegen. Ende vergangenen Jahres hatte diese Altersgruppe noch einen Anteil von 8 Prozent am Infektionsgeschehen ausgemacht, nun liegt sie bei fast 20 Prozent.



Auch wenn Kinder und Jugendliche generell weniger schwer an Covid erkranken als Erwachsene, könnten sie laut einer Studie des Londoner Imperial College eine grössere Anfälligkeit für eine Ansteckung mit der britischen Virus-Variante B.1.1.7 haben. Und mit Zunahme der Corona-Ansteckungen sind nach Einschätzung von Infektiologen auch mehr Spätfolgen in diesen Gruppen zu erwarten.

Spätfolgen bei Minderjährigen befürchtet

Man rechne mit Kindergarten- und Schulöffnungen «mit mehr Betroffenen mit meist diffusen, länger anhaltenden gesundheitlichen Problemen», sagte etwa Markus Hufnagel vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsklinik Freiburg der Deutschen Presse-Agentur.

Obwohl Corona-Infektionen bei Kindern oft symptomlos ablaufen und schwere Krankheitsverläufe auch noch bei Jugendlichen eher selten seien, gebe es auch bei den Minderjährigen schwere Spätfolgen. Diese setzten manchmal auch erst Monate nach der Corona-Infektion ein oder verschlechterten sich, meint Hufnagel.

Das Problem dürfe dabei nicht unterschätzt werden, meint der Experte, denn je höher die Fallzahlen insgesamt seien, desto grösser werden auch die Zahlen der langfristig Betroffenen. «Das Problem wird derzeit eher grösser als kleiner, wir sehen schon jetzt deutlich mehr Post-Covid-Fälle», sagt Hufnagel.

Im medialen Fokus steht dabei nicht zuletzt auch das seltene, aber dramatisch verlaufende «Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome (PIMS)». Hierbei kommt es meist rund vier bis sechs Wochen nach der Covid-Infektion zu einer irregeleiteten Immunreaktion, durch die es zu Bauchschmerzen, Hautausschlag, Entzündungen von Organen und auch Blutgefässen kommen kann. Die meisten der betroffenen Kinder und Jugendlichen landen auf der Intensivstation, die sie erst nach mehreren Tagen wieder verlassen können.

Bislang keine Zunahme der schweren Fälle am Kinderspital

Eine Nachfrage, wie sich die Lage in der Schweiz und speziell am Kinderspital in Zürich bislang darstellt, macht in dieser Beziehung aber Hoffnung, dass es vielleicht nicht so schlimm kommen muss. Christoph Berger, Leiter der Infektiologie an der Universität Zürich und Präsident der Eidgenössischen Impfkommission, erklärte «blue News», in den letzten drei, vier Wochen sei die Zahl der Corona-Fälle ziemlich stabil geblieben. Man müsse zwar vereinzelt Kinder hospitalisieren, «aber das sind wenige, vielleicht eine Handvoll pro Woche», so Berger.

«PIMS-Fälle haben wir hie und da mal, aber keinen Anstieg», so der Mediziner. Die britische Virus-Variante B.1.1.7 zirkuliere in der Schweiz und sei auch dominant, sagt Berger, aber auch das habe im Kinderspital bislang nicht zu einer Zunahme von schweren Fällen oder auch solchen mit PIMS geführt. «Wenn wir das über den Kanton Zürich oder über die Schweiz anschauen, dann gibt das vielleicht eine leichte Zunahme der Fälle, aber bislang keine Zunahme der Hospitalisationen bei Kindern.»