Corona-Lockdowns Jedes Kind war weltweit im Schnitt ein halbes Jahr isoliert

SDA/sob/uri

8.10.2021 - 07:50

Der Lockdown ist für Kinder schlimmer als gedacht: 83 Prozent der Kinder berichteten über einen Anstieg von negativen Gefühlen.
Der Lockdown ist für Kinder schlimmer als gedacht: 83 Prozent der Kinder berichteten über einen Anstieg von negativen Gefühlen.
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Depressionen, Angstzustände, Einsamkeit und Selbstgefährdung: Corona-Lockdowns wirken sich weltweit stark auf die psychische Gesundheit von Kindern aus. 83 Prozent berichten von negativen Gefühlen im Zuge der Pandemie. 

8.10.2021 - 07:50

Die Politik der Corona-Lockdowns hat einer aktuellen Studie zufolge weltweit zu deutlich mehr Erkrankungen bei Kindern geführt. Das berichtete die Hilfsorganisation Save the Children am Freitag unter Berufung auf Daten des «Oxford Covid-19 Government Response Trackers».

Zugenommen hätten Fälle von Depressionen, Angstzuständen, Einsamkeit und sogar Selbstgefährdung. Berücksichtigt wurden die Umfrageergebnisse von mehr als 13'000 Kindern in 46 Ländern.



83 Prozent der Kinder berichteten den Angaben zufolge über einen Anstieg von negativen Gefühlen aufgrund der Pandemie. Diese Gefühle zeigten sich bei der Mehrheit der Kinder (96 Prozent) weitaus stärker, nachdem Schulen bereits über 17 Wochen geschlossen waren. In den Industrieländern blieben bis zu 50 Prozent der psychischen Erkrankungen unbehandelt, in den Entwicklungsländern seien es sogar zwischen 76 Prozent und 85 Prozent.

Kinder blieben in Europa im Schnitt neun Monate zu Hause 

Marie Dahl, Leiterin des Bereichs psychische Gesundheit von Save the Children, sagte, die Corona-Massnahmen seien wichtig, um die Ausbreitung von Covid-19 einzudämmen. Aber soziale Isolation könne bei Kindern Angst und Depressionen hervorrufen. «Wird hier nicht reagiert, kann es zu Langzeitfolgen kommen – selbst wenn die Beschränkungen aufgehoben werden.»

Seit Beginn der Covid-19-Pandemie im Jahr 2020 hätten Kinder im Durchschnitt an 184 Tagen unter gesetzlichen Schliessungen oder Einschränkungen gelebt, hiess es weiter. In einkommensstarken Ländern wie Kanada mussten einige Kinder insgesamt 13 Monate (402 Tage) lang zu Hause zu bleiben, wie es weiter hiess. In Europa waren es im Durchschnitt neun Monate. In Indien verbrachten Kinder mindestens 100 Tage zu Hause.

Forderung nach geregeltem Lernen

Aber auch die Unregelmässigkeit des Online-Unterrichts habe gestörte Routinen zur Folge, wie Save the Children anlässlich des Welttages für psychische Gesundheit am Sonntag berichtete.

Das wirke sich auch auf soziale Interaktionen und ihren Schlaf und somit das Wohlbefinden der Kinder aus. Alle Regierungen seien aufgefordert, der psychischen Gesundheit und dem geregelten Lernen von Kindern während und nach der Covid-19-Pandemie Priorität einzuräumen und in sie zu investieren.

SDA/sob/uri