Fieber, Atemnot, Bauchschmerzen So äussert sich Corona bei Kindern

Von Lukas Meyer

22.8.2021

Ein Kind wird getestet.
Ein Kind wird getestet.
KEYSTONE

Die Kinder sollen besonders geschützt werden, doch die meisten von ihnen werden mit Covid-19 in Kontakt kommen. Wie stark betroffen sind die Kleinen wirklich? Und wie äussert sich das Virus bei ihnen?

Von Lukas Meyer

22.8.2021

«Fast alle Kinder werden mit Corona in Berührung kommen», sagt die neue Taskforce-Präsidentin Tanja Stadler. Dabei ist eines der vordringlichen Ziele in der Normalisierungsphase – die der Bundesrat bald einläuten will – der Schutz der Kinder. Die Impfquote bei den 12- bis 17-Jährigen ist noch sehr tief, einige Kantone versuchen momentan, diese mit Impfungen an Schulen zu steigern. Für Kinder unter 12 ist noch keine Impfung zugelassen.

Doch klar ist: Kinder können sich mit Corona anstecken und das Virus auch weitergeben. Schwere Krankheitsverläufe sind weiterhin selten. In den USA werden seit einigen Wochen immer häufiger Kinder ins Spital eingewiesen: 1 bis 2 Prozent der infizierten Kinder müssen dort hospitalisiert werden.



Todesfälle bei Kindern bleiben in der Schweiz die absolute Ausnahme: Seit Beginn der Pandemie verzeichnet das BAG zwei Todesfälle in der Altersgruppe 0 bis 9 und einen in der Gruppe 10 bis 19. «Ein Säugling ist an einer schweren Hirnentzündung gestorben. Das andere Kind ist nicht wegen, sondern mit einer Corona-Infektion gestorben. Zum dritten Kind habe ich keine Informationen», sagt Kinderarzt Christoph Aebi vom Inselspital der «Neuen Zürcher Zeitung».

Lebensalter beeinflusst Symptome

Wie äussert sich Corona bei Kindern? «Das Lebensalter beeinflusst bei den Kindern die häufigsten Symptome», sagt PD Dr. med. Nicole Ritz, Leitende Ärztin Infektiologie/Vakzinologie am Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB), auf Anfrage von «blue News». In den ersten Lebensmonaten hätten die Kinder meist Fieber ohne andere Symptome.

Ältere Kinder könnten Fieber, Husten, Schnupfen, Halsschmerzen, Atemnot oder Hautausschläge haben. Auch Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall seien möglich. Jugendliche zeigten zusätzlich auch Geruchsverluste. «Kinder mit einem PIMS-TS – einer Entzündungsreaktion, welche verzögert nach einer SARS-CoV-2-Infektion auftreten kann – haben am häufigsten Fieber und Bauchschmerzen.»

«Kinder mit Vorerkrankungen mussten nicht häufiger auf einer Intensivstation behandelt werden.»

Welche Kinder und Jugendlichen besonders gefährdet sind, sei schwierig zu sagen, weil es wenig gute Daten gebe. «In der Schweiz haben wir gesehen, dass Kinder mit Vorerkrankungen häufiger ins Spital aufgenommen wurden als Kinder ohne Vorerkrankungen. Sie mussten aber nicht häufiger auf einer Intensivstation behandelt werden.» Es könnte auch sein, dass man bei diesen Patienten besonders vorsichtig sei und zur Sicherheit stationär aufnehme. Patienten mit PIMS-TS bräuchten häufiger eine Aufnahme auf eine Intensivstation.

«Im Gegensatz zu Erwachsenen bestehen keine zusätzlichen Risiken für Kinder mit Vorerkrankungen», schreibt das Kinderspital Zürich auf seiner Corona-Infoseite. Bei Kindern gebe es keine besonders gefährdeten Gruppen, für die zusätzliche Schutzmassnahmen nötig seien.



Vergangene Woche wurden 10 Kinder unter 10 Jahren mit Corona ins Spital eingeliefert, momentan machen sie gemäss «Blick» drei Prozent der Hospitalisierten aus. Insgesamt waren es bisher 300 im Alter von 0 bis 9 und 170 im Alter von 10 bis 19 Jahren.

Christoph Berger vom Kinderspital Zürich relativiert in der «Wochenzeitung» allerdings die Hospitalisierungszahlen, da viele Kleinkinder ins Spital gebracht würden, um die Ursache abzuklären und andere Infekte auszuschliessen: «Viele der ganz Kleinen sind zwar mit, aber nicht wegen Covid hospitalisiert.» Auch Christoph Aebi vom Inselspital sagt gemäss CH Media, dass die meisten Kinder nicht wegen Corona im Spital seien, sondern wegen etwas anderem.

«Eltern schützen ihre Kinder, wenn sie sich impfen»

«Je mehr das SARS-CoV-2-Virus in der Bevölkerung zirkuliert, umso mehr werden sich auch Kinder anstecken», sagt Ritz vom UKBB. Um sie zu schützen, brauche es die Massnahmen, die man kenne: Impfungen, Masken, Hygieneregeln, Abstandsregeln, Lüftung von Innenräumen und Luftfilter.



«Am besten schützen Eltern ihre Kinder, wenn sie sich selber impfen», sagt Christoph Berger. Das Virus werde aber alle Kinder über kurz oder lang erreichen. Auch Massnahmen wie Massentests an Schulen oder Luftfilter sind aus Sicht von Christoph Aebi ein Kampf gegen Windmühlen. Sie würden die Durchseuchung höchstens verzögern.