Extreme Unwetter Meteoschweiz-Experte: «Im Maggiatal kamen alle Zutaten zusammen»

SwissTXT/pab/toko

30.6.2024 - 17:05

Die eingestürzte Visletto-Brücke zwischen Visletto und Cevio.
Die eingestürzte Visletto-Brücke zwischen Visletto und Cevio.
EPA/MICHAEL BUHOLZER/KEYSTONE

Die Unwetter vom Wochenende haben das obere Maggiatal schwer getroffen. Ein Experte erklärt, wie das Extremereignis zustande kam – und was der menschengemachte Klimawandel damit zu tun hat. 

Keystone-SDA, SwissTXT/pab/toko

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  • Die extremen Unwetter im Tessin sind laut dem Meteoschweiz-Experten Marco Gaia durch ein fatales Zusammenspiel mehrerer Faktoren zurückzuführen.
  • «Was sich ereignet hat, hat unsere Erwartungen übertroffen», sagt Gaia.
  • In wenigen Stunden sei so viel Regen gefallen wie sonst in einem Monat.
  • Meteoschweiz erwartet durch den menschengemachten Klimawandel auch in der Schweiz eine Zunahme solcher Extremwetterereignisse.

Das Tessin wurde von den verheerenden Unwettern am Wochenende hart getroffen, bedingt durch eine besondere Wetterlage.

Gegenüber dem RSI erklärt MeteoSchweiz-Experte Marco Gaia, was sich im oberen Onsernonetal und vor allem im oberen Maggiatal abgespielt hat: «Einmal mehr sind innerhalb weniger Tage alle Zutaten in der richtigen Menge und Zusammensetzung zusammengekommen, um eine sehr intensive Gewitterlinie zu erzeugen», sagt Gaia.

Diese Zutaten sind: «Warme, feuchte Luft mit Winden in tiefen Lagen, eine Störung in hohen Lagen, die zur Destabilisierung führte, und kalte Luft, die in hohe Lagen gelangte.»

Regen eines Monats in wenigen Stunden

Gaia erklärt weiter: «Die Gewitterlinie, die aus diesen Zutaten entstand, stabilisierte sich und bildete sich kontinuierlich über dem oberen Maggiatal aus. In wenigen Stunden fiel so viel Regen, wie normalerweise in einem Monat fällt.»

Bereits am Freitagabend hatte MeteoSchweiz eine Vorwarnung der Stufe 4 von 5 für das ganze Tessin herausgegeben. Einige Stunden vor dem Extremereignis wurden dann spezifische Warnungen herausgegeben, insbesondere für das obere Maggiatal.

Doch Gaia gesteht, dass er eine solche Heftigkeit nicht erwartet hatte.

Extremereignisse nehmen durch Klimawandel zu

«Was sich ereignet hat, hat unsere Erwartungen übertroffen. Es war ein mögliches Szenario, aber nicht das wahrscheinlichste», so der Experte.

Solche Gewitterlinien, wie sie vor einer Woche auch in der Mesolcina auftraten, «gehören zu unserer Klimatologie südlich der Alpen», so Gaia weiter, «aber mit dem laufenden Klimawandel, ausgelöst durch die vom Menschen verursachte Erwärmung, erwarten wir auch in der Schweiz eine Zunahme dieser extremen Phänomene.»