HSV-Drama im Aufstiegs-Krimi «Als die Fans den Platz stürmten, gingen wir davon aus, das Ding ist durch»

Von Luca Betschart

29.5.2023

Drama im Aufstiegkampf: Der HSV muss erneut in Relegation

Drama im Aufstiegkampf: Der HSV muss erneut in Relegation

Trotz Sieg in Sandhausen: HSV muss erneut in Relegation

28.05.2023

Der HSV jubelt nach dem Sieg in Sandhausen für einige Momente über den vermeintlichen Aufstieg in die Bundesliga. Die lange Nachspielzeit im Parallel-Spiel machen Fans und Spielern aber einen Strich durch die Rechnung.

Von Luca Betschart

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  • Nach dem Sieg im letzten Saisonspiel in Sandhausen stürmen die HSV-Fans beim Schlusspfiff den Rasen im Glauben, den Aufstieg in die Bundesliga geschafft zu haben. 
  • Im Parallel-Spiel gelingt dem 1. FC Heidenheim nach zwei Toren in der 93. und 99. Minute aber eine verrückte Wende. Dem HSV entgleitet so der direkte Aufstieg in letzter Sekunde. 
  • Den Hamburgern bietet sich aber noch eine zweite Aufstiegs-Chance über die Relegation, in der sie auf Stuttgart treffen.

Für einige Minuten hat es der HSV geschafft: Dank des knappen 1:0-Sieges bei Sandhausen sieht es so aus, als würde der einstige Bundesliga-Dino am letzten Spieltag der Saison den FC Heidenheim noch abfangen und in die oberste Liga Deutschlands zurückkehren.

Als die Partie der Hamburger abgepfiffen wird, liegt der Aufstiegskonkurrent gegen Regensburg noch mit 1:2 im Hintertreffen. Das bewegt die etwas voreiligen HSV-Fans dazu, den Platz zu stürmen. Der Sandhauser Stadionsprecher lässt sich davon offenbar anstecken und gratuliert dem HSV über die Lautsprecher zur geschafften Bundesliga-Rückkehr.

Die vermeintliche Aufstiegsfeier endet nach rund zehn Minuten aber abrupt. Heidenheim schafft dank Toren in der 93. und in der 99. Minute tatsächlich noch die späte Wende in der schlussendlich rund 15-minütigen Nachspielzeit.

Wie die Schalker Vier-Minuten-Meisterschaft

Die Konsequenz der dramatischen Schlussphase: Heidenheim zieht noch um einen Punkt an den Hamburgern vorbei und steigt direkt in die Bundesliga auf, die konsternierten Hamburger müssen in die Relegation gegen Stuttgart. Die Szenen, als die jubelnden Fans des HSV auf dem Rasen in Sandhausen von der unglaublichen Wende Heidenheims erfuhren, erinnerten an die Schalker Vier-Minuten-Meisterschaft vor 22 Jahren.

HSV-Sportvorstand Jonas Boldt richtet daraufhin über das Mikrofon einen Appell an die enttäuschten Fans auf dem Rasen. «Das ist bitter gelaufen heute», so Boldt: «Leider gehört das zum Sport dazu. Bündelt alle Kräfte. Das Ding ist noch nicht zu Ende. Wenn wir das alles noch mal in die Waagschale legen nächste Woche, dann ziehen wir das halt mit einer Extra-Runde durch.»

Auch HSV-Coach Tim Walter gibt sich kurz nach Schlusspfiff kämpferisch: «Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Am Ende haben die anderen sie auch gemacht. Glückwunsch an Heidenheim. Wir schütteln uns und dann werden wir wieder aufstehen und wieder angreifen.»

«Darum lieben wir den Fussball»

«So ist es im Fussball. Es ist teilweise brutal. Wir sind davon ausgegangen, als die Fans auf den Platz kamen, dass das Ding durch ist. Wir haben es dann aber irgendwann mitbekommen», schildert Hamburgs Verteidiger Sebastian Schonlau die hektische Schlussphase. «In der Kabine lief noch ein bisschen Radio, weil noch 2 bis 3 Minuten zu spielen waren. Aber im Endeffekt ist es auch egal, wir sind Dritter und wir haben noch zwei Spiele. (…) Gegen Stuttgart ist was drin. Wir werden uns darauf freuen, wenn nicht heute, dann morgen.»

Ganz anders die Gefühlslage beim 1. FC Heidenheim, der als 57. Klub in die 1. Bundesliga aufsteigt. «Da gibt's keine Worte dafür», sagt der Schütze des Siegestores Tim Kleindienst bei Sky: «Darum lieben wir den Fussball, darum lieben wir den Sport. Weil solche Geschichten geschrieben werden. Das ist einfach geil, Wahnsinn, geisteskrank. Das war einfach der pure Glaube. Aber wir haben es einfach verdient.»

Und Trainer Schmidt, der bei Heidenheim seit 2007 an der Seitenlinie steht, zeigt sich überglücklich: «Solange der Schiedsrichter nicht abpfeift, machen wir einfach weiter. Es war beeindruckend, wie wir bis zum Schluss für diesen Traum gekämpft haben.»