Zum Rückrunden-Auftakt schlägt Borussia Mönchengladbach die Bayern erneut und avanciert zu so etwas wie dem Angstgegner für den ersatzgeschwächten Serienmeister. Die Stimmen zum Spiel.
Insbesondere der starke Yann Sommer lässt die arg gebeutelten Bayern am Freitagabend verzweifeln. Nach dem Remis zum Saisonauftakt und dem sensationellen 5:0-Sieg im DFB-Pokal bietet die Mannschaft von Adi Hütter dem Serienmeister auch ein drittes Mal in dieser Saison Paroli, am Ende gewinnt Gladbach in der Allianz Arena dank den Toren vor der Pause von Florian Neuhaus und Stefan Lainer gar mit 2:1. «Wir haben gegen Bayern auswärts gewonnen, das ist super», frohlockt auch der bestechende Goalie Yann Sommer.
«Ich finde nicht, dass die erste Elf schlecht gespielt hat», sagt Bayern-Coach Julian Nagelsmann nach dem Schlusspfiff und lobt vor allem den guten Start seiner Schützlinge. «Anders als im Pokal und im ersten Bundesliga-Spiel, war es heute eher unverdient», so Nagelsmann, der allein wegen Corona auf neun bewährte Kräfte verzichten muss.
Gladbach-Manager Eberl lobt Bayern
Neben den Corona-Ausfällen von Coman, Davies, Hernandez, Neuer, Nianzou, Richards, Sane, Tolisso, und Upamecano fehlt derzeit auch Goretzka mit einer Knieverletzung, zudem sind Choupo-Moting und Sarr beim Afrika-Cup. Auch aus diesem Grund avanciert der erst 16-jährige Paul Wanner nach seiner Einwechslung in der 75. Minute zum jüngsten Bundesliga-Spieler in der Bayern-Geschichte. «Ich habe grossen Respekt davor, dass Bayern das durchgezogen hat», anerkennt Gladbach-Manager Max Eberl.
Allen Widrigkeiten zum Trotz sagt Thomas Müller: «Die Vorzeichen waren alles andere als rosig. Und trotzdem war mehr drin.» Nur habe man die eigenen Chancen nicht nutzen können. «Wir haben verloren, weil wir die Dinger vorne nicht reingemacht haben. Die gingen heute an den Pfosten oder an die Latte. Vielleicht war es dann zu wenig zwingend, aber das müssen wir schlucken.»
«Das muss die Liga wissen»
Die angespannte Personalsituation will der Bayern-Captain indes nicht als Ausrede gelten lassen, auch wenn er klarmacht: «Ob es jetzt fair ist, dass eindeutig verletzte Spieler zu einer Liste dazugehören, würde ich eher bezweifeln. Aber das ist zu politisch. Das muss die Liga wissen, was sie da tun.» Wegen der zahlreichen Corona-bedingten Ausfälle hatten die Bayern-Bosse bei der Liga vergeblich für eine Spielverschiebung geworben.
Zudem kritisierte Oliver Kahn die geltenden DFL-Regularien bereits im Vorfeld der Partie scharf. «Mir als ehemaliger Sportler will es nicht verständlich werden, dass Spieler die langfristig verletzt sind als einsatzfähig gelten», so Kahn. «Es gibt Regularien von der DFL, die nehmen wir an und akzeptieren wir für den heutigen Tag. Aber die wurden in einer Zeit gemacht, in der es Corona noch nicht gegeben hat. Ich kann nur anregen, wenn sich alles beruhigt hat, sich diese Regularien noch mal ganz genau anzuschauen und diese doch noch mal zu überarbeiten.»
Bis dahin müssen die Bayern aber versuchen, das Beste aus der schwierigen Situation herauszuholen. «Was dann an Spielern gegen Köln wieder zur Verfügung steht, werden wir sehen», zeigt sich Julian Nagelsmann mit Blick auf den kommenden Samstag verhalten optimistisch. «Ich rechne jetzt nicht mit extrem vielen Rückkehrern, die für die erste Elf infrage kommen.»