Die Ansprüche beim FC Bayern München sind momentan etwas gesunken. Nach dem Aus im DFB-Pokal und in der Champions League wäre schon die Meisterschaft etwas Besonderes.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Bayern-Boss Oliver Kahn wäre aufgrund der Turbulenzen der letzten Wochen und Monate mit dem Meistertitel zufrieden. Er geht von einem engen Meisterrennen aus.
- Kahn verrät, dass er «eine Art Filtersystem» entwickelt habe, um mit der Kritik an seiner Person umzugehen. Hinzuschmeissen ist für Kahn kein Thema.
- Dietmar Hamann stärkt Oliver Kahn den Rücken und kritisiert stattdessen Bayern-Coach Thomas Tuchel.
Bayern Münchens Vorstandsboss Oliver Kahn würde den erneuten Gewinn der deutschen Meisterschaft in dieser Saison sehr hoch einschätzen. «Es sind so viele Dinge passiert und trotzdem steht die Mannschaft da, wo sie steht, trotzdem haben wir alle Chancen auf die deutsche Meisterschaft und ich denke, das ist eine grosse Leistung», sagte Kahn am Samstagabend im «Aktuellen Sportstudio» des ZDF.
«Man muss das im Gesamtkontext sehen, speziell die Rückrunde», so Kahn. «Was wir da nach der Weltmeisterschaft als Klub alles verkraften mussten an Ausfällen, an Problemen, an Langzeitverletzen, einem neuen Torwart, den wir noch holen mussten, dann noch der Trainerwechsel, der auch noch zwischendrin war», beschrieb Kahn die vergangenen Monate.
Nach dem 2:1 bei Werder Bremen am Samstagabend stehen die Bayern drei Spieltage vor dem Saisonende weiter an der Tabellenspitze. Kahn geht davon aus, «dass das bis zum Ende super spannend bleiben wird». Der Vize-Weltmeister von 2002 war in den vergangenen Wochen selbst heftig in die Kritik geraten.
Kahn mit «Filtersystem» gegen Kritik
Vor dem Spiel bei Werder Bremen erklärt er, wie er damit umgeht. «Ich habe da so eine Art Filtersystem entwickelt. Wir alle können entscheiden, welche Kritik, was lassen wir überhaupt an uns heran? Was kann uns überhaupt bewegen, was nehmen wir wirklich ernst?», meinte der frühere deutsche Nationaltorwart bei Sky. «Wir wissen, dass man Dinge auch ausblenden muss.»
Sportvorstand Hasan Salihamidzic «und ich konzentriere uns auf das, was möglich ist, auf den Job, auf die deutsche Meisterschaft, um den bestmöglich zu machen».
Er habe gewusst, dass der Job als Vorstandschef nicht einfach werden würde. «Aber ich habe diese Aufgabe angenommen, und ich bin bestimmt der Allerletzte, der dann, wenn einem der Wind ins Gesicht bläst, so wie es jetzt der Fall ist, der dann gleich hinwirft», sagte Kahn.
Die Gerüchte, sein Aus sei schon besiegelt, nerven ihn gewaltig. «Ich würde doch irgendwann jetzt mal aufhören, über meine Person zu diskutieren. Ich weiss nicht, wie lange das jetzt schon geht, schon seit Wochen und fast schon Monaten.»
Kahns Fazit: «Für mich zählen nur die letzten drei Spieltage. Ich gehe davon aus, dass wir alle diese drei Spiele gewinnen müssen. Darauf konzentriere ich mich», hält der 53-Jährige fest. Die Bayern spielen noch daheim gegen den FC Schalke 04 und RB Leipzig sowie am letzten Spieltag beim 1. FC Köln.
Hamann verteidigt Kahn – und greift Tuchel an
Dietmar Hamann, der in seiner Expertenrolle bei «Sky» nicht davor zurückschreckt, die Akteure teils harsch zu kritisieren, stellt sich vor seinen früheren Mitspieler.
«Das hat man doch vorher gewusst! So war er bereits als Spieler. Er wurde damals verehrt, weil er so gut war – und nicht, weil er so volksnah war», findet Hamann in einem Interview des Portals web.de und konterte damit Vorwürfe, wonach Kahn nicht empathisch genug agiere. «Du kannst dem Mann nicht vorwerfen, dass er im Alter von 53 Jahren nun keine Kehrtwende mehr macht. Daher verstehe ich die Vorwürfe nicht.»
Hamann hofft, dass die Bayern den Weg mit Kahn und dem ebenfalls in die Kritik geratenen Sportvorstand Hasan Salihamidzic weitergehen. «Ansonsten würde das im Umkehrschluss heissen: Wenn du nicht Meister wirst, fliegt der Vorstand! Es ist nicht selbstverständlich, dass man jedes Jahr Meister wird», meinte der frühere Bayern-Profi. «Man muss den Leuten die Chance geben, das geradezurücken.»
Das Wirken von Trainer Thomas Tuchel, der Ende März Julian Nagelsmann abgelöst hatte, sieht Hamann dagegen kritisch. «Bisher ist festzustellen, dass der FC Bayern nicht nur ergebnistechnisch enttäuscht, sondern auch durch die Art und Weise, wie sie Fussball spielen», sagte der 49-Jährige.