CEO Berisha bereitet Deal vor «Man darf beim FC Schaffhausen von saudischen Millionen-Investitionen träumen»

Michael Wegmann (Text), Julian Barnard (Video)

12.4.2024

Jimmy Berishas grosser Traum mit dem FC Schaffhausen

Jimmy Berishas grosser Traum mit dem FC Schaffhausen

Wird der FC Schaffhausen der erste Scheich-Klub der Schweiz? CEO Jimmy Berisha redet mit blue Sport über die Pläne mit dem saudischen Prinzen Abdullah bin Saad bin Abdulaziz und über das Verfahren, welches die Liga gegen seinen Klub eingeleitet hat.

12.04.2024

Wird der FC Schaffhausen der erste Scheich-Klub der Schweiz? CEO Jimmy Berisha redet mit blue Sport über die Pläne mit dem saudischen Prinzen Abdullah bin Saad bin Abdulaziz und über das Verfahren, welches die Liga gegen seinen Klub eingeleitet hat. 

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Michael Wegmann (Text), Julian Barnard (Video)

12.4.2024

Keine Zeit? blue Sport fasst für dich zusammen

  • blue Sport trifft Jimmy Berisha, den CEO des FC Schaffhausen, in der Berformance Arena und redet mit ihm über die Verhandlungen mit dem saudischen Prinzen Prinz Abdullah bin Saad bin Abdulaziz Al Saud.
  • Berisha verrät, dass es natürlich auch eine Option sei, den Klub an saudische Eigentümer zu verkaufen.

Der saudische Prinz Abdullah bin Saad bin Abdulaziz Al Saud hat kürzlich ein Foto mit Ihnen und einem Shirt des FC Schaffhausen in seinen sozialen Medien veröffentlicht und dazu geschrieben: «Wir haben eine Einigung erzielt, dass wir in den Club investieren werden.» Gehört der FC Schaffhausen schon den Saudis?

Nein. Was heisst schon eine Einigung? Man kann sich auch mündlich darauf einigen, dass man eine Zusammenarbeit anstrebt. Es geht eher in diese Richtung.

Also darf man beim FC Schaffhausen künftig von saudischen Millionen-Investitionen träumen?

Ja. Man darf träumen. Es wird sich aber erst noch weisen, in welche Richtung diese Kooperation gehen wird. 

Ist es auch eine Option, dass der Klub nach Saudi-Arabien verkauft wird?

Eine gemeinsame Zukunft? Prinz Abdullah bin Saad bin Abdulaziz und Berisha präsentieren zusammen das Schaffhausen-Dress.
Eine gemeinsame Zukunft? Prinz Abdullah bin Saad bin Abdulaziz und Berisha präsentieren zusammen das Schaffhausen-Dress.
zVg

So weit sind wir nicht. Aber natürlich ist es eine Option. Das ist ja auch mit ein Grund, weshalb ich hier beim FC Schaffhausen bin. Einerseits um sportlich den Abstieg zu verhindern, andererseits um eine neue Eigentümerschaft zu präsentieren. Es soll eine gute und langfristige Lösung für den Klub werden. 

Was man sich beim FC Schaffhausen vom Deal verspricht, ist klar. Doch was erhofft sich der Prinz Abdullah bin Saad von der Kooperation?

Saudische Privatinvestoren wollen nicht nur in den saudischen Fussball investieren, sie wollen auch expandieren. 

Wird der FC Schaffhausen zu einem zweiten Newcastle United?

Die Saudis haben den Traditionsverein nicht nur gerettet, sie haben ihn sogar in die Champions League geführt. Aber ich weiss, dass wir beim FC Schaffhausen nicht dieselben Ansprüche haben können wie Newcastle. Trotzdem wäre es eine fantastische Story, wenn ein ausländischer Investor uns eine erfolgreiche Zukunft bescheren könnte. Saudische Investoren wollen auch in kleinere Konstrukte investieren.

Warum?

Der FC Schaffhausen ist ein erster Schritt für den Prinz nach Europa, in ein Land, welches sehr stabil ist und im Zentrum umgeben von grossen Nationen liegt. Auch auf der Fussballlandkarte liegen wir inmitten der Top-5-Ligen Italien, Deutschland, England, Spanien und Frankreich. Aus diesem Grund ist die Schweiz für jeden Investor interessant.

Nach Ihrem Foto mit dem saudischen Prinzen wurde bereits Kritik wegen Menschenrechtsverletzungen laut. Haben Sie keine moralischen Bedenken?

Ich war schon ein paarmal in Saudi-Arabien und habe mir mit meinen eigenen Augen ein Bild von Land, Leute und Kultur machen dürfen. Dabei habe ich viele nette, interessante und auch bodenständige Menschen kennenlernen dürfen. Ich finde, dass unsere moralischen Wertvorstellungen nicht für alle Menschen auf der Welt gelten müssen. Und ich will hier auch betonen, dass auch der Schweizer Staat, namentlich das Eidgenössiche Departement für auswärtige Angelegenheiten, eine Strategie und eine Zusammenarbeit mit Saudi Arabien vorsieht und empfiehlt. 

Wie lernt man eigentlich einen saudischen Prinzen kennen?

Jimmy Berisha zusammen mit Prinz Abdullah bin Saad bin Abdulaziz Al Saud.
Jimmy Berisha zusammen mit Prinz Abdullah bin Saad bin Abdulaziz Al Saud.
zVg

Ich habe früh erkannt, dass der saudische Markt im Fussball in Bewegung kommt. Deshalb habe ich schon länger Beziehungen in diesem Raum geknüpft und gepflegt. Seit einigen Jahren arbeite ich mit einem saudischen Partner. Wir haben zusammen mit dem FC Schaffhausen ein Projekt in Jeddah lanciert. In diesem Rahmen lernten wir diverse Persönlichkeiten kennen – dabei wurde auch der Prinz und seine Leute auf uns aufmerksam und hat uns kontaktiert.

Träumen Sie davon, dass in ein, zwei Jahren Cristiano Ronaldo beim FC Schaffhausen seine Karriere beenden wird?

Dass ein grosser Star dereinst nach Schaffhausen kommen wird, ist natürlich ein Traum. Falls ein saudischer Investor einsteigt, würde dieser Traum mit Sicherheit realistischer werden. Denn solche Träume erfüllen sich nur, wenn man Beziehungen und Geld hat. In erster Linie träume ich aber davon, dass die Zukunft des Klubs langfristig gesichert werden kann. Ich rede da von einem Engagement für die nächsten fünf bis zehn Jahre. 

Themenwechsel: Die Liga hat gegen den FC Schaffhausen ein Verfahren eröffnet, weil man zwei wegtransferierten Spielern die Löhne nicht komplett bezahlt haben soll. Klären Sie uns auf.

Wir haben bei der Liga bereits Stellung bezogen und unsere Sicht der Dinge dargelegt. Die Löhne sind längst überwiesen.

Dennoch: Wie ist es dazu gekommen?

Es handelte sich um zwei Spieler, welche im Dezember den Klub verlassen haben. Wir haben bei ihren Abgängen erst einmal einen Teil ihres Lohnes zurückbehalten – so wie das vielerorts üblich ist.

Warum tut man das?

Ich erkläre es Ihnen anhand vom Beispiel von Augustin Gonzalez, der uns im Winter verlassen hat. Er ist Hals über Kopf in seine Heimat Uruguay gereist, weil er da einen neuen Vertrag unterschreiben wollte. In seinem Fall haben wir keinen Teil seines Lohnes zurückbehalten können und sitzen nun auf Kosten von rund 10'000 Franken. Dieses Geld werden wir nie mehr sehen. 

Aus was setzen sich in diesem Fall die Kosten zusammen?

Seine Wohnung bekam er vom Klub zur Verfügung gestellt. Weil er schnurstracks abgereist ist, konnten wir diese vor seiner Abreise nicht mehr rechtzeitig besichtigen und abnehmen. Die Schäden, die er hinterlassen hat, wurden auf etwa 10'000 Franken beziffert.