Nach dem verpatzten Saisonstart setzen die Young Boys mit dem 3:2-Heimsieg gegen Galatasaray ein Ausrufezeichen. Die Champions-League-Teilnahme ist etwas näher gerückt, aber noch nicht greifbar.
Keine Zeit? blue Sport fasst für dich zusammen
- YB gewinnt das Hinspiel der Champions-League-Playoffs gegen Galatasaray Istanbul 3:2.
- Nach dem harzigen Saisonstart scheinen die Berner langsam aber sicher in die Gänge zu kommen. Sinnbild für den Aufschwung des Meisters ist Joël Monteiro, der mit einem Doppelpack glänzt.
- Schafft YB den Einzug in die Ligaphase der Königsklasse, winken allein mit der Antrittsprämie 18,6 Millionen Euro. Insgesamt könnten die Berner über 40 Millionen Franken einnehmen.
Fussball ist manchmal paradox: YB feierte gegen den türkischen Meister einen Sieg, mit dem nur wenige gerechnet hatten. Und doch trauerten die Berner am Ende den vergebenen Chancen nach. Vor allem jene in der 58. Minute, als sich Ebrima Colley auf der linken Seite durchsetzte, auf den Goalie zulief und den Ball an diesem vorbeischob – an den Pfosten. Das wäre das 3:0 und «wahrscheinlich der Nackenschlag» für Galatasaray gewesen, wie YB-Trainer Patrick Rahmen sagte.
Stattdessen kamen die Gäste zurück ins Spiel und glichen sogar aus. Da habe man gesehen, wie abgezockt der Gegner sei, sagte Rahmen. Es war ein Ausblick auf den kommenden Dienstag, wenn Galatasaray mit gut 50'000 Fans im Rücken zur Aufholjagd ansetzen will.
Angesichts dessen gab sich Rahmen zurückhaltend. Das 3:2 gegen den im Vorfeld klar favorisierten Gegner sei ein schöner Erfolg, mehr aber auch nicht. Insgesamt wertete der 55-Jährige die Leistung seiner Mannschaft aber als Bestätigung des allgemeinen Aufwärtstrends, den er seit Anfang des Monats beobachte.
Monteiro als Sinnbild
Symbolisch für den Berner Aufschwung steht Joël Monteiro, der gegen Galatasaray seine ersten beiden Saisontore erzielte. Damit erinnerte der 25-Jährige daran, warum im Frühling plötzlich ein Hype um seine Person entstanden war. Nach seinen guten Leistungen in der Meisterschaft hatte Nationaltrainer Murat Yakin öffentlich bedauert, dass die Einbürgerung Monteiros nicht schneller voranging.
Der im Wallis aufgewachsene Portugiese erhielt kurz vor der EM endlich den Schweizer Pass und wurde für die Vorbereitung aufgeboten. In dieser konnte Monteiro aber nicht überzeugen und wurde Opfer des ersten Kaderschnitts. Rahmen glaubt auch zu wissen, warum das so war. «Seine Körpersprache ist manchmal nicht so positiv», erklärte der YB-Trainer. Aber man täte ihm unrecht, wenn man da zu viel hineininterpretieren würde. «Er denkt anders als er wirkt.»
Monteiros Motivation sei im Gespräch deutlich zu spüren, so Rahmen. Aber natürlich habe er den schnellen Aufstieg und den ebenso schnellen Fall im Nationalteam erst verdauen müssen. Nach einem harzigen Saisonstart glänzte Monteiro im Cup beim 10:0 gegen Printse-Nendaz als mehrfacher Vorbereiter und gegen Galatasaray wieder als Torschütze.
Millionenspiel in Istanbul
Mit Monteiro und Colley verfügt YB über eine starke Flügelzange, mit der die türkischen Verteidiger im Pressing unter Druck gesetzt wurden. Die beiden Angreifer brachten die Intensität in die Zweikämpfe, die in der Meisterschaft noch weitgehend gefehlt hatte.
Genau so müsse es jetzt weitergehen, sagte Rahmen. «Auch wenn wir wissen, dass uns in Istanbul ein Hexenkessel erwartet.» Seine Mannschaft werde sich jedoch nicht darauf beschränken, den knappen Vorsprung zu verteidigen. «Wir werden auch dort zu unseren Möglichkeiten kommen und weitere Tore anstreben.»
Schliesslich geht nicht nur sportlich um viel für den Verein. Allein als Antrittsprämie würde YB in der Champions League 18,6 Millionen Euro erhalten. Zum Vergleich: In der Europa League sind es 4,3 Millionen Euro. Rechnet man noch mögliche Punkteprämien, Rangprämien, Wertprämien und Ticketeinnahmen hinzu, winken den Young Boys bei der Champions-League-Teilnahme insgesamt wohl mehr als 40 Millionen Franken. Der Aufschwung der Berner, so er denn anhält, kommt also zur rechten Zeit.