Einmal mehr findet Jürgen Klopp in der Halbzeitpause eines wichtigen Spiels die perfekten Worte und bringt seinen FC Liverpool damit auf Siegkurs. Nach der Partie erzählt der 54-Jährige von seiner Ansprache.
Im Estadio de la Ceramica herrscht nach 45 Minuten getrübte Stimmung bei den Überfliegern aus Liverpool. Im Rückspiel des Champions-League-Halbfinals liegt man bei Villarreal mit 0:2 hinten. Droht nach dem bereits sicher geglaubten Finaleinzug plötzlich das Aus?
Für die Reds ist klar: Die in Liverpool viel beschworene Magie Jürgen Klopps muss in der Halbzeitpause einmal mehr wirken. «Wir haben nur die langen Bälle irgendwohin geschossen und versucht, es zu erzwingen. Wir hatten elf Probleme in der ersten Halbzeit, wenn man so will», sagt Klopp nach dem Spiel. Zumindest eins davon löst der deutsche Taktiker, indem er zur Pause Luis Diaz für Diogo Jota bringt – ein Schachzug, der sich als entscheidend herausstellen soll.
Den Rest muss seine Ansprache richten. «Wir wollten in der Pause Videos von Situationen zeigen, in denen wir Dinge richtig gemacht haben. Aber die gab es nicht», beschreibt der 54-Jährige die 15-minütige Pause in den Katakomben des Ceramicas. «Ein bisschen Taktiktafel, ein bisschen erklärt, wo wir hinwollen», sagt er gegenüber Amazon Prime. Das war's?
«Und dann haben wir gedacht, das probieren wir jetzt, wo wir schon mal da sind», gibt sich Klopp lässig, betont aber, dass es ohnehin mehr darauf ankomme, wie die Mannschaft reagiere und nicht darauf, was er sage. So simpel, so erfolgreich – denn es funktioniert. Dank Toren von Fabinho, Diaz und Mané drehen die Reds die Partie.
«So wie wir reagiert haben, das war besonders», fügt Klopp an. Vor allem der eingewechselte Diaz stellt sich mit seiner Laufbereitschaft, seiner Stärke im Dribbling, insgesamt vier Abschlüssen und einem Tor als Matchwinner heraus.
Der Traum vom Quadrupel
Schlussendlich kommt es trotz kurzzeitigen Aufbäumens des Underdogs aus Spanien zum dritten Finaleinzug der Reds in der fünften Champions-League-Saison unter Klopp. «Herausragend, gewaltig», fühle sich das an, verrät Klopp, der mit Liverpool 2018 im Endspiel an Real gescheitert war und 2019 den Henkelpott gewonnen hatte. «Es fühlt sich an, als wäre es das erste Mal.»
Er habe den Jungs vor der Partie gesagt, er wolle die Schlagzeile lesen: «Die Mentalitätsmonster waren in der Stadt», so Klopp, der gar nicht schlecht ins Spanische übersetzt: «Mentalidad monstruoso».
«Monstruoso» ist auch der verbleibende Spielplan der Reds. Denn dank des 3:2 in Villarreal kann Liverpool nach wie vor Geschichte schreiben. Vier Titel könnten die Engländer insgesamt gewinnen. Zwar sagt Klopp zu diesem Thema auch am Dienstagabend: «Das ist einfach Quatsch mit diesem Quadruple-Mist», trotzdem dürfte längst auch er vom Vierfach-Erfolg träumen.
In der Premier League geht Liverpool mit einem Punkt Rückstand auf Man City in die finale Phase der Saison, im FA-Cup-Endspiel am 14. Mai in London ist der FC Chelsea mit Trainer Thomas Tuchel der Gegner. Und im Champions-League-Final wartet der Sieger des zweiten Halbfinals zwischen ManCity und Real Madrid. Immerhin den Ligapokal hat Liverpool bereits eingetütet – gegen Chelsea.
«Die Spannung ist da, ich muss nicht viel machen. Wir spielen jedes Spiel, das auf dem Spielplan möglich war», so Klopp. «Wir haben alles durchgespielt, wir spielen alle Finals, aber es gibt einen Grund, warum noch niemand das Quadrupel gewonnen hat.»