Zum zweiten Mal nach 2012 gewinnt Chelsea die Champions League. Im englischen Duell mit Meister Manchester City bringt der Deutsche Kai Havertz den «Blues» den 1:0-Sieg.
Pep Guardiola findet ausserhalb seiner katalanischen Heimat sein Glück in Sachen Champions League nicht. Zweimal hatte es der 50-jährige Ausnahmetrainer mit Barcelona in den Final der Königsklasse geschafft, Guardiolas Team triumphierte 2008 wie auch 2010. Elf lange Jahre hatte Guardiola seither trotz Engagements bei Bayern München und Manchester City auf ein nächstes Champions-League-Final warten müssen – was lange währte wurde nicht gut. Guardiolas Manchester City blieb im inner-englischen Final-Vergleich mit Chelsea während einer Halbzeit lang blass und unterlag 0:1.
Der deutsche Youngster Kai Havertz, auf diese Saison hin für 80 Millionen Euro von Leverkusen nach England geholt, krönte eine starke erste Halbzeit der «Blues» drei Minuten vor der Pause mit dem 1:0. Der 21-Jährige profitierte auf dem Weg zu seinem ersten Champions-League-Tor der Karriere von einem perfekten Zuspiel von Mason Mount. Alleine vor dem aus dem Tor geeilten Ederson zeigte Havertz weniger Nerven als seine Teamkollegen zuvor. Der englische Meister und Ligacup-Sieger Manchester City fand erst nach einer Stunde und den Einwechslungen von Gabriel Jesus und Fernandinho ins Spiel. Zu einem Tor fehlte jedoch die Genauigkeit im letzten Pass.
Guardiolas Frust war am Samstagabend in Porto Thomas Tuchels Lust. Der deutsche Coach war mit der Finalniederlage in der Champions League aus dem Vorjahr mit Paris Saint-Germain gegen Bayern München im Gepäck nach Porto gereist, er kehrt als Champions-League-Sieger zurück. Damit löste er sich auch aus dem Schatten des Spaniers, der in den englischen Medien im Vorfeld des Duells als eine Art Ziehvater Tuchels dargestellt wurde.
Der Poker ging nicht auf
Guardiola wollte dies nie so verstanden haben. So zollte er Tuchels Chelsea schon vor dem Spiel höchsten Respekt, mit Worten aber vor allem mit Taten. Der spanische Coach traf für den Final eine unkonventionelle Personalwahl, ohne einen seiner nominellen Sechser Rodri und Fernandinho. Es war der Versuch, die unter Tuchel stabilisierte Defensive der Londoner stärker unter Druck zu setzen, als in den letzten beiden Aufeinandertreffen.
Der Poker ging nicht auf. Chelsea zeigte sich von Guardiolas Winkelzug wenig beeindruckt, setzte auf sein bewährtes System und fand entsprechend schneller zum Rhythmus. Beim einzigen Tor profitierte Passgeber Mount zudem davon, dass bei den «Citizens» kein Sechser auf dem Platz stand. Etwas, dass sich Perfektionist Guardiola kaum verzeihen wird.
Havertz trifft auch ein bisschen für Werner
Tuchel wird sich derweil gut damit abfinden können, dass sich die «Blues» in der ersten halben Stunde auch in ihrem vielleicht grössten Manko treu blieben: der mangelnden Effizienz. Der deutsche Internationale Timo Werner hatte in der Startviertelstunde drei gute Möglichkeiten auf ein frühes 1:0 liegen gelassen. Der 25-Jährige steht seit seinem Wechsel in die Premier League auf diese Saison hin sinnbildlich für die Abschlussschwäche in Tuchels Team.
Über 50 Millionen Euro hatte Chelsea für Werners 28 Bundesliga-Tore aus 34 Spielen nach Leipzig überwiesen, in England war der Deutsche in 51 Einsätzen bislang 12 Mal erfolgreich. Dennoch zahlte sich das grosse Investment dank Kai Havertz aus, das Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch zu dieser Saison in Bundesliga-Personal getätigt hat.