Die Bayern fühlen sich im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Arsenal (2:2) um einen Penalty betrogen. So bewertet Ex-Spitzenschiedsrichter Urs Meier die kuriose Szene.
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- Eine kuriose Handspiel-Szene erhitzt im Anschluss ans Viertelfinal-Hinspiel der Champions League zwischen Arsenal und Bayern München die Gemüter.
- Nach einem Abstoss nimmt Arsenal-Verteidiger Gabriel den Ball in die Hand, weil er glaubt, der Ball sei noch nicht im Spiel. Der Schiedsrichter lässt weiterlaufen und auch der VAR greift nicht ein.
- Für Ex-Spitzenschiedsrichter Urs Meier ist der Fall klar, es hätte Penalty für Bayern geben müssen: «Es ist eine klare Sache.»
Es läuft die 67. Minute im Emirates Stadium. Abstoss für Arsenal. Goalie David Raya spielt den Ball zu seinem Innenverteidiger Gabriel. Und der Brasilianer – nimmt den Ball einfach in die Hand. Harry Kane und Jamal Musiala drehen sich sofort zu Schiedsrichter Glenn Nyberg um und fordern einen Penalty. Der Schwede pfeift zwar, aber nur, um zu signalisieren, dass der Abstoss wiederholt werden soll. Auch der VAR greift nicht ein.
Den Münchnern fehlt nach dem Spiel das Verständnis für den Entscheid. Joshua Kimmich sagt im TV-Interview, der Schiedsrichter habe den reklamierenden Bayern-Spielern erklärt, dass er in einem Champions-League-Viertelfinal nach einem solchen «Kinderfehler» keinen Elfmeter pfeifen könne. «Ein 100-prozentiger Elfmeter, den wir nicht gekriegt haben», ärgert sich Trainer Thomas Tuchel. Harry Kane sagt: «Das ist der klarste Elfmeter, den ich je gesehen habe.»
Wie beurteilt ein ehemaliger Top-Schiri die Szene? Für Urs Meier ist der Fall klar. «Nach einer Auswechslung kommt der Pfiff des Schiedsrichters für die Wiederaufnahme des Spiels. In dem Moment gibt er den Ball frei. Der Goalie spielt den Ball nach dem Pfiff zu seinem Mitspieler und dieser nimmt den Ball auf. Heisst: Der Ball ist im Spiel und wenn er ihn dann in die Hand nimmt, ist es ein klarer Elfmeter», so die Bewertung des blue Sport Schiedsrichterexperten.
«Eine klare Sache»
Überhaupt kein Verständnis hat Meier zur vermeintlichen Aussage des Schiedsrichters, er könne für einen solchen «Kinderfehler» keinen Elfmeter pfeifen. «Auf diesem Niveau müssen die Spieler die Regeln kennen. Und wenn sie sie nicht kennen, müssen sie die Regeln lernen. Dann ist es halt ‹Learning by doing› und tut auch mal weh», so der 65-Jährige. Von Fingerspitzengefühl will Meier in dieser Situation nichts wissen. «Wenn es schwarz oder weiss ist, ist es eine klare Sache.»
Der frühere Spitzenschiedsrichter hatte in seiner Karriere selber die eine oder andere kuriose Szene, die nicht einfach zu bewerten war. «In einer EM gab es mal den Fall im Spiel Italien gegen Schweden, dass der Ball den Strafraum beim Abstoss nicht verlassen hat – das musste er damals noch. Der Goalie hat dann den Ball wieder in die Hand genommen und alle haben reklamiert», erinnert sich Meier. «Aber auch da haben die Spieler die Regeln nicht gekannt und ich musste sie ihnen erklären.»
Auch in der Super League kam es einst zu einer verrückten Situation. Meier: «Im Spiel St.Gallen gegen Zürich hat Jörg Stiel den Ball mal völlig unbedrängt ausserhalb des Strafraums in die Hand genommen. Ich weiss auch nicht, was er sich da gedacht hat. Der FCZ forderte dann eine Rote Karte für den Goalie, aber es gab ja keine Torgefahr, er hatte einfach ein Blackout. Ich habe dann einfach Freistoss gegeben.»