Die Tabelle der National League präsentiert sich knapp zwei Monate vor den Playoffs so spannend wie noch nie: Von Platz 3 bis 10 ist alles offen.
Der EV Zug und der SC Bern liegen mit 67 Punkten klar an der Spitze. Dass diese beiden Klubs die Qualifikation schaffen, ist reine Formsache. Bern hat am Dienstagabend gegen Genf ein 1:4 aufgeholt und schliesslich in der Verlängerung mit 5:4 gewonnen. Zug hat in den letzten acht Spielen nur zwei Mal verloren – einmal davon in der Overtime.
Insgesamt sind noch 17 Runden zu spielen. Vom 3. bis zum 10. Platz ist alles offen: Lediglich 11 Punkte trennen Lausanne (3. Rang) und Lugano (10. Rang) voneinander. Auf den ersten Blick ist das zwar eine beachtliche Differenz, aber Lausanne hat ganze drei Partien mehr absolviert als Lugano, weshalb die Ausgangslage noch enger ist.
Wer hat die besten Chancen auf einen Playoff-Platz? Prognosen sind heikel, zu nahe liegen die Klubs beieinander. Dennoch werfen wir einen Blick in die Kristallkugel und analyisieren die Lage der Wackelkandidaten.
Lausanne HC: Bereit für den Strichkampf
Lausanne hat mit dem 4:0-Sieg gegen die SCL Tigers gezeigt, dass mit ihnen im Kampf um die Playoffs zu rechnen ist. Doch der bisherige Verlauf der Saison offenbarte viele Höhen und Tiefen. Obwohl die Waadtländer zurzeit auf dem 3. Platz liegen, kann es für die Lausanner noch knapp werden mit der Qualifikation für die Playoffs. Denn das Team von Ville Peltonen hat drei Spiele mehr absolviert als die meisten seiner Konkurrenten und liegt nach Verlustpunkten auch hinter Biel, Langnau, Zürich, Ambri und Fribourg.
EHC Biel: Nach dem Regen scheint die Sonne
Biel hat eine augezeichnete erste Saisonhälfte hingelegt, führte immer wieder die Tabelle an. Anfangs Jahr mussten die Seeländer hingegen deutliche Niederlagen gegen Fribourg, die ZSC Lions und die SCL Tigers einstecken. Gegen Ambri meldeten sich die Bieler mit einem 3:0-Sieg zurück. Das könnte der Befreiungsschlag für Antti Törmänens Truppe sein. Wenn das Team noch konstanter gute Leistungen abrufen kann, sichert es sich frühzeitig einen Playoff-Platz.
SCL Tigers: Ein Auf und Ab
Die Überraschung der bisherigen Saison. Mit solider Defensivarbeit konnten die Emmentaler immer wieder mit den Grossen mithalten. Nur Bern und Zug haben weniger Tore kassiert. Im neuen Jahr zeigten sich die Tigers von einer ungewohnten Seite: Entweder kassierten sie viele Tore oder sie haben zu Null gewonnen. Ein stetiges Auf und Ab. Die zwei Duelle am Freitag und Samstag gegen die ZSC Lions können deshalb wegweisend für die Langnauer sein.
GE Servette: Mit der Heimstärke in Richtung Playoffs
Die Genfer haben am Dienstag gegen den SCB eine 4:1-Führung verspielt und in der Overtime gar verloren. Eine Niederlage im eigenen Stadion ist für die heimstarke Mannschaft zwar noch nicht dramatisch, aber auch bei Genf täuscht die aktuelle Platzierung (6. Rang) aufgrund der zwei zusätzlich absolvierten Spiele, die sie auf dem Konto haben. Wenn man nur den Trainer beurteilen müsste, wäre für die Playoff-Quali genug Feuer vorhanden. Aber eine solch unnötige Niederlage wie gegen Bern darf sich nicht wiederholen.
ZSC Lions: Neuer Trainer, neuer Aufwind
Egal ob Arno Del Curto nun an der Bande steht oder ein anderer – neue Trainer bringen kurzfristig fast immer neuen Schwung in die Mannschaft. Ausserdem wissen die Spieler, dass sie in der Bringschuld sind. Und mit Blick auf das breite und talentierte Kader dieser Mannschaft muss sich der ZSC als Titelverteidiger einfach für die Playoffs qualifizieren – und zwar vorzeitig.
Ambri Piotta: Ceredas System überzeugt
Wenn es nach unserem Tessiner Redaktionskollegen Klaus Öfen geht, wird Ambri Piotta die Qualifikation schaffen. Ihn überzeugt Luca Ceredas System. «Die Spieler dürfen einfach nicht zu viel über die Playoffs nachdenken, sie müssen Cereda vertrauen», so Öfen. Klar spricht hier ein Ambri-Sympathisant, aber die Bianco Blu haben in dieser Saison gezeigt, dass sie jeden Gegner schlagen können. Der Erfolg liegt deshalb in der hohen Intensität, mit der Ambri seine Schwächen kompensieren kann.
Fribourg-Gottéron: Die Tendenz ist negativ
Fribourg-Gottéron startete zwar mit drei Niederlagen in die Saison, steigerte sich dann aber kontinuierlich. Zurzeit liegen die Freiburger mit zwei Punkten Rückstand unter dem Strich. Gegen Ambri musste zuletzt einer der wichtigsten Assistgeber pausieren: Andrei Bykov hat sich am Wochenende eine Kopfverletzung zugezogen. Wie lange er ausfällt, ist ungewiss. Trotz des Sieges gegen den Direktkonkurrenten aus dem Tessin könnte Bykov in den nächsten, entscheidenen Wochen schmerzlichst vermisst werden. Es bleiben schwierige Zeiten für Fribourg-Gottéron.
HC Lugano: Wann wird Ireland gefeuert?
Wird Lugano noch vor den Playoffs den Trainer wechseln? Der letztjährige Finalist liegt sechs Punkte hinter Ambri und somit im Moment deutlich hinter einem Playoff-Platz. Lugano zeigte sich bisher äusserst heimstark, doch in diesem Jahr haben die Bianconeri noch kein Heimspiel für sich entscheiden können. Auch im letzten Auswärtsspiel gegen die Lakers kamen sie mit einem blauen Auge davon (3:2-Sieg). Lugano braucht jetzt Selbstvertrauen. Ob die Tessiner dies von Greg Ireland bekommen, ist fraglich. Im neuen Jahr wurde Linus Klasen, nachdem er am Spengler Cup für den HC Davos richtig gut spielte, wieder vermehrt eingesetzt. Da er das Vertrauen des Trainers aber nicht hat, traut er sich kaum, etwas zu wagen. Angst vor Fehlern zu haben, kann einer Mannschaft im Kampf um die Playoffs zum Verhängnis werden.