Stammtisch-Wissen Die verrücktesten Fakten und Geschichten zu den 16 EM-Teilnehmern

Von Jan Arnet

1.7.2022

Der Countdown läuft. Nächste Woche beginnt die Fussball-EM der Frauen in England.
Der Countdown läuft. Nächste Woche beginnt die Fussball-EM der Frauen in England.
Getty Images

Hast du gewusst, dass Fussball für Frauen in der Schweiz bis ins Jahr 1968 verboten war? Oder dass die Nati den Italienerinnen ihre bislang höchste Niederlage zufügte? Kuriose Geschichten und spannende Fakten zu den 16 EM-Teilnehmern.

Von Jan Arnet

England 🏴󠁧󠁢󠁥󠁮󠁧󠁿 Football? Not for you

England gilt nicht nur als Mutterland des Fussballs, sondern auch als das Mutterland des Frauenfussballs. Das erste internationale Länderspiel gewann England im Jahr 1920 gegen Frankreich. Im Jahr darauf wurde der Frauenfussball auf der Insel aber verboten und das Verbot erst in den späten 60er-Jahren – nicht zuletzt wohl auch dank des WM-Triumphs der Männer im Jahr 1966 – wieder aufgehoben.

Österreich 🇦🇹 Die Münze vergessen?

Platzwahl mal anders: Anstelle des Münzwurfs hat eine Schiedsrichterin in der österreichischen Frauen-Bundesliga im April 2021 zwei Ostereier aneinanderschlagen lassen.

Nordirland 🇬🇪 Der krasse Aussenseiter

Nordirland liegt auf Platz 47 der Weltrangliste und ist damit auf dem Papier das mit Abstand schlechteste Team der EM. «Vorletzter» ist Portugal auf Rang 30. Schweden belegt hinter den USA Rang 2 und ist damit vor Deutschland, Frankreich und Holland der wohl grösste Titelfavorit. Die Schweiz (Rang 20) ist gemäss Weltrangliste das zwölftbeste Team aus Europa.

Norwegen 🇳🇴 «Wir sind wirklich schlecht»

Kein «richtiger» Fussball, zu langsam, alles nur Lesben – Fussballerinnen müssen sich immer wieder gegen dieselben Vorurteile wehren. Norwegens Nationalspielerinnen haben sich vor der WM 2015 etwas Spezielles einfallen lassen und ironischerweise allem einfach zugestimmt. «Wir können einfach nicht Fussball spielen», «ich will den Ball ständig in die Hand nehmen», «das Tor ist einfach zu gross» – so einige Aussagen der Norwegerinnen in einem Video des TV-Senders NRK. Bei der WM erreichten sie dann aber immerhin den Achtelfinal.

Dänemark 🇩🇰 Der gewaltige Unterschied

Pernille Harder wurde 2020 zur teuersten Fussballerin aller Zeiten. Chelsea bezahlte Wolfsburg die Rekordablösesumme von 330'000 Euro für die dänische Angreiferin. Verglichen mit den Männern ist diese Summe natürlich gar nichts – Neymar wechselte 2017 für sagenhafte 222 Millionen Euro von Barcelona zu Paris Saint-Germain.

Finnland 🇫🇮 Ein Uhu als Fussballfan

Die finnische Frauen-Nati wird «Helmipöllöt» (die Raufusskäuze) genannt. Warum? 2007 musste das EM-Qualispiel der Männer zwischen Finnland und Belgien für sechs Minuten unterbrochen werden, weil ein riesiger Uhu es sich zunächst auf dem Grün bequem machte, dann von der einen Torlatte zur anderen flog und schliesslich majestätisch übers Spielfeld kreiste. Die Zuschauer hatten ihren Spass am Schauspiel, johlten das Wort «Huuhkaja» (Uhu auf Finnisch) durchs Stadion. Seither werden die finnischen Nationalspieler «Huuhkajat» (die Uhus) genannt. Und eben auch die Spielerinnen des Frauennationalteams verdanken ihren Übernamen dem legendären Uhu.

Deutschland 🇩🇪 Solidarität der Männer

Um auf den Frauenfussball und die bevorstehende EM aufmerksam zu machen, hat die deutsche Männer-Nationalmannschaft Anfangs Juni im Testspiel gegen England die EM-Trikots der Frauen getragen.

Leroy Sané trug zuletzt das gleiche Trikot wie Landsfrau Sydney Lohmann.
Leroy Sané trug zuletzt das gleiche Trikot wie Landsfrau Sydney Lohmann.
Keystone

Spanien 🇪🇸 Ballon d'Or statt Sandburg

Die Spanierinnen haben mit Alexia Putellas die aktuelle Weltfussballerin in ihren Reihen. Diese begann mit sechs Jahren Fussball zu spielen, war in ihrem Team mit Abstand die Jüngste und hatte bis zu acht Jahre ältere Mitspielerinnen. Kein Wunder, verbrachte die kleine Alexia viel Zeit auf der Ersatzbank. Doch das störte sie nicht. Putellas beschäftigte sich mit dem Ausleeren von Wasserflaschen und baute auch mal Sandburgen.

Früher baute sie auf der Ersatzbank Sandburgen, heute ist sie Weltfussballerin: Alexia Putellas.
Früher baute sie auf der Ersatzbank Sandburgen, heute ist sie Weltfussballerin: Alexia Putellas.
Keystone

Niederlande 🇳🇱 Keine Lust auf Frauenfussball

Ellen Fokkema hat zwar noch kein Spiel fürs niederländische Frauen-Nationalteam absolviert, gehört aber trotzdem zu den bekanntesten Fussballerinnen des Landes. Weil sie 2020 als erste Frau in einer Männermannschaft im niederländischen Amateurfussball mitspielen durfte. Obwohl sie auch Angebote von Vereinen aus der höchsten Frauenliga hatte, spielt Fokkema lieber bei den Männern mit. Ihrem Antrag wurde allerdings erst im dritten Anlauf zugestimmt.

Schweden 🇸🇪 Der legendäre Kuss

Bei der WM 2019 ging ein Foto um die Welt: Es zeigte, wie die Schwedin Magdalena Eriksson nach dem gewonnenen Achtelfinal eine andere Frau im Schweden-Trikot küsste. Es handelte sich dabei nicht um einen Fan, sondern um die dänische Nationalspielerin Pernille Harder. Das Foto wurde sozusagen zum Symbolbild im Frauenfussball für Vielfalt, Offenheit und Toleranz. Mittlerweile spielt das Paar übrigens gemeinsam bei Chelsea.

Magdalena Eriksson küsst ihre dänische Freundin Pernille Harder.
Magdalena Eriksson küsst ihre dänische Freundin Pernille Harder.
Getty

Schweiz🇨🇭Ein Schritt zur Gleichberechtigung

Erst 1968 liess der Schweizerische Fussballverband den ersten Frauenfussballverein zu. Davor war der Sport auch hierzulande für Frauen verboten. Aus medizinischen Gründen, so die offizielle Erklärung: Fussball sei zu roh und physisch nicht zumutbar für Frauen. 1970 wurde dann die Schweizerische Damenfussball-Liga ins Leben gerufen. Vom Fussball leben können bis heute aber die wenigsten Schweizer Fussballerinnen. Ein erster Schritt zum «Equal Pay» wurde nun getan: Bei der anstehenden EM kassieren die Nati-Spielerinnen die gleichen Erfolgsprämien wie ihre männlichen Kollegen.

Portugal 🇵🇹 Trauriges Glück

Portugal hatte die Qualifikation zur EM eigentlich verpasst, in den Playoffs scheiterte man an Russland. Wegen der russischen Invasion in die Ukraine und dem darauffolgenden Beschluss, dass Russland bis auf Weiteres von der Teilnahme an internationalen Spielen der FIFA und der UEFA ausgeschlossen wird, durfte sich Portugal Anfang Mai doch noch übers EM-Ticket «freuen».

Frankreich 🇫🇷 Ein unvergessliches Eigentor

Wendie Renard ist der grosse Star im französischen Team – und wirklich gross. Mit 1,87 Metern ist die Innenverteidigerin die grösste Spielerin bei der EM. Achtmal gewann Renard mit Lyon schon die Champions League, 14 Mal wurde sie Französische Meisterin und neunmal gewann sie den Pokal in Frankreich. Zahlreiche Erfolge und viel Erfahrung bringt die 31-Jährige also mit, doch auch Renard ist nicht immun gegen böse Patzer. An der WM 2019 schoss sie gegen Norwegen ein unglaubliches Eigentor: Nach einer harmlosen Hereingabe schob Renard den Ball aus einem Meter völlig unbedrängt in den eigenen Kasten.

Belgien 🇧🇪 Das Loch im Tornetz

Auch die belgische Torhüterin Justien Odeurs hat schon mal eine kuriose Situation erlebt. Bei einem Länderspiel gegen die Niederlande fiel Odeurs nach einer Klärungsaktion ins Tornetz, hielt sich dabei an den Maschen fest und riss so ein Loch ins Netz. Die Keeperin half dann höchstpersönlich mit, das Loch zu flicken. So konnte das Spiel nach einer kurzen Unterbrechung fortgesetzt werden.

Island 🇮🇸 Vorsicht, Verwechslungsgefahr!

Hast du gewusst, dass es in Island keine Familiennamen gibt, wie wir sie kennen? Der Nachname des Kindes wird aus dem Vornamen des Vaters und einem angefügten «-(s)son» (Sohn) oder «-dottir» (Tochter) zusammengesetzt. Beispiel: Eine Island-Spielerin heisst Alexandra Johannsdottir. Ihr Vater heisst also Johann. Im Kader der Isländerinnen stehen aber auch zwei Frauen, deren Nachname nicht auf -dottir endet: Sandra Jessen und Elin Jensen.

Italien 🇮🇹 Eine späte Genugtuung

Die Italienerinnen fügten der Schweizer Nati im April dieses Jahres eine empfindliche Niederlage zu und stehen in der Qualifikation zur WM 2023 an der Spitze der Quali-Gruppe – den Schweizerinnen droht nun der Gang in die Playoffs. Für Italien war dieses Spiel auch sowas wie eine Revanche. Denn die Schweizerinnen waren vor fünf Jahren für die bislang höchste Niederlage der Italienerinnen verantwortlich: Im März 2017 gewann die Nati in einem Testspiel gleich mit 6:0!