Auf den Tag genau vor 13 Monaten fanden in der Super League die letzten Partien in vollen Stadien statt. Ein Ende der Geisterspiele ist auch im März 2021 nicht in Sicht. Die Einnahmeausfälle werden immer prekärer.
Als einer der ersten Profiklubs der Schweiz machte der FC Basel im Februar vom Hilfsangebot des Bundes Gebrauch und bezog laut Geschäftsführer Roland Heri «ein paar Millionen» der A-fonds-perdu-Gelder. Zwar schrieben die Basler bereits vor Corona Verluste – für das Geschäftsjahr 2019 waren es 19,6 Millionen Franken –, dennoch zeigt der Entscheid, wie prekär die Situation mittlerweile geworden ist: Selbst Top-Klubs kämpfen jetzt ums Überleben.
Dem aktuellen Primaten des Schweizer Fussballs scheint es etwas besser zu gehen. Noch wurde in Bern die Hilfe des Bundes nicht in Anspruch genommen. Auf Anfrage von «blue Sport» bestätigt aber auch der BSC Young Boys gewaltige, pandemiebedingte Einnahmeausfälle im tieferen zweistelligen Millionenbereich. Getragen werden diese aktuell noch von den hohen Überschüssen aus den Jahren zuvor. 2018 und 2019 erwirtschaftete der Schweizer Meister Gewinne von 17,3 und 21,1 Millionen Franken.
Die Schere geht auf
Immer schwieriger wird es für die kleineren Klubs. Der FC St. Gallen, der zuletzt fussballerisch mit den Grossen spielte, spürt bereits erste Rückschläge. Captain Jordi Quintilla wird Grün-Weiss aller Voraussicht nach in Richtung Basel verlassen. Hauptgrund war offenbar der zu tiefe Lohn in der Ostschweiz. Alleine im zweiten Halbjahr 2020 mussten die St. Galler auf Einnahmen in der Höhe von mehreren Millionen Franken verzichten, wie der Klub auf Nachfrage mitteilt. Besonders bitter: Aufgrund der guten Leistungen wäre der Kybunpark letzte Saison wohl stets ausverkauft gewesen.
Auch der FC Vaduz kämpft laut eigener Aussage mit Einnahmeausfällen, die beinahe die Millionengrenze knacken – das bei einem Budget von gerade mal sechs Millionen Franken. Immerhin in Sachen Sponsoring hat es einen Grossteil der Super-League-Klubs noch nicht allzu schlimm getroffen. Herrscht hier eine gewisse Kulanz der – häufig lokal verbundenen – Partner?
Zu vermuten wäre es, darauf zählen darf man aber nicht. Der FC Luzern, der bereits für das Geschäftsjahr 2019/20 wegen Corona einen Millionen-Verlust schrieb, rechnet erneut mit massiven Ausfällen. Die Zentralschweizer seien deshalb erneut auf die dringend benötigte Unterstützung der Partner, Sponsoren und Fans angewiesen.
Erst drei von zehn Klubs beantragen Gelder
Es sind Hilfeschreie, denen die im Februar gesprochenen A-fonds-perdu-Gelder nun Abhilfe schaffen können. An das Geld sind aber Bedingungen geknüpft. So müssen beantragende Klubs beispielsweise Jahreslöhne von über 148’200 Franken um 20 Prozent kürzen. Nur so erhalten sie zwei Drittel der fehlenden Zuschauereinnahmen ausbezahlt. Das Parlament sprach sich dafür aus, auch jenen Vereinen Unterstützung zukommen zu lassen, die die Regeln der Lohnkürzungen nicht einhalten. Ihnen wird aber nur die Hälfte der Ausfälle der Zuschauereinnahmen vergütet.
Bisher haben sich trotz der bedrohlichen finanziellen Lage erst drei der zehn Super-League-Klubs für das Geld des Bundes entschieden. Sie sind nicht bereit nach den Lohnreduktionen der letzten Monate, den Spielern die Perspektive einer Lohnerhöhung für eine Zeitspanne von fünf Jahren zu nehmen.
Beim FCSG wird zudem damit argumentiert, weitere Schlüsselspieler ziehen lassen zu müssen, wäre man gezwungen, ihnen die Löhne zu kürzen. In Luzern wurden statt A-fonds-perdu-Geldern normale Kredite aufgenommen.
Abschliessend lässt sich sagen, dass die Pandemie in ihren 13 Monaten dicke Löcher in die Vereinskassen der Super League geschlagen hat. Wie gross diese genau sind, werden die demnächst anstehenden Jahresberichte aufzeigen. Klar ist: Die Klubs sind auch weiterhin vor unglaubliche finanzielle Herausforderungen gestellt.
Aber der Schweizer Fussball wird den Corona-Sturm trotz Verlusten in Millionenhöhe überleben. Inwiefern grosse und kleine Klubs durch die Krise gleich weit zurückgeworfen werden, wird sich zeigen. Die Schere droht jedoch in den kommenden Monaten und Jahren noch weiter aufzugehen.