Im Juniorenalter sollten Kinder am Fussball vor allem eines haben: Freude! Das betont ein ehemaliger U-Trainer, der auch seine Erfahrungen mit unseriösen Beratern und Eltern gemacht hat, im Gespräch mit «Bluewin».
Diese Woche wurde publik, dass sich GC von fünf Juniorentrainern getrennt hat. Einer von ihnen «förderte» Kinder gegen Bezahlung, die anderen standen Spielervermittlern zu nahe oder gaben private Trainings. «Blick» liegen sogar Whatsapp-Dialoge vor, in denen der Hauptangeklagte mit einem Vater eines U16-Juniors Preise für eine Sonderbehandlung für seinen Sohn ausmacht.
Massimo Agnelli* war bis vor wenigen Jahren im Nachwuchs eines renommierten Vereins aus Zürich mit einer grossen Juniorenabteilung tätig. Ihm persönlich sei nie Geld angeboten worden, aber er habe immer wieder Diskussionen führen müssen mit Eltern, die beispielsweise das Gefühl hatten, ihr Sohn müsse mehr spielen.
Auch Eltern pushen bisweilen viel zu stark
In solchen Fällen sei es wichtig, dass man mit Argumenten dagegenhalten könne und sich nicht beeinflussen lasse. «Da ist es hilfreich, wenn man sich alles notiert: Wer war im Training. Wer hat wie viele Minuten gespielt. Wie war das Engagement. Und so weiter.» Dass nun einige Fälle publik wurden, in denen Trainer sich nicht an die Spielregeln gehalten haben, überrascht Agnelli nicht. Er sagt aber auch: «Das ist sicher nicht nur bei GC ein Problem.»
Auch mit Spielervermittlern hat der ehemalige Nachwuchs-Coach seine Erfahrungen gemacht – etwa nach dem Gewinn der Meisterschaft. Da habe sich einer als Mittelsmann einer Nationalmannschaft ausgegeben und Interesse an einigen Spielern bekundet. «Die Eltern dieser Kinder wurden aber nie kontaktiert. Das mit den Vermittlern ist immer mit grosser Vorsicht zu geniessen, da wird viel heisse Luft geredet.»
Agnelli persönlich findet es ohnehin bedenklich, wenn bereits Kinder «einen Berater haben». «In diesem Alter muss ein Kind Freude am Fussball spielen haben, es soll kein Zwang sein.» Ab der U-15 gehe dann bei vielen auch die Suche nach Lehrstellen los, «manche Eltern wollen aber, dass ihre Kinder voll auf Fussball setzen. Das finde ich total verantwortungslos. Da sind aber auch die Vereine gefordert, dass sie Strukturen schaffen, die das verunmöglichen.» Denn eine Profikarriere als Fussballer lasse sich nicht planen, «den Sprung nach oben schaffen die Wenigsten».
* Name der Redaktion bekannt