Super League Sions Horrortrip geht weiter – Koller beim FCB vor dem Aus

Von Patrick Lämmle

3.7.2020

Selbst beim Tragen der Hygienemaske taugt Sion-Präsident Christian Constantin nicht als Vorbild.
Selbst beim Tragen der Hygienemaske taugt Sion-Präsident Christian Constantin nicht als Vorbild.
Bild: Keystone

Seit dem 19. Juni rollt in der Super League der Ball, vier Runden wurden gespielt. «Bluewin» zieht ein erstes Fazit und zeigt auf, was uns in den kommenden Wochen noch erwartet.


Entscheidet YB’s Auswärtsschwäche die Meisterschaft?

Die drei Titelanwärter St. Gallen, YB und Basel sind nicht optimal aus den Startblöcken gekommen, dennoch hat aus den ersten vier Spielen kein Team mehr Punkte geholt als der FCSG (9).

FC St. Gallen: Die Espen spielen erfrischenden Powerfussball. Einzig bei der 0:4-Heimpleite gegen den FCZ hinterliess die Mannschaft von Peter Zeidler einen überraschend desolaten Eindruck. Der FCSG führt die Tabelle nun mit zwei Punkten Vorsprung an. Bis zum Meistertitel ist es noch ein weiter Weg.

BSC Young Boys: Das Problem der Berner sind die Auswärtsspiele – die letzten sieben Partien in der Fremde konnte YB nicht mehr gewinnen. Der letzte Vollerfolg datiert vom 24. November 2019, 4:3 gewann man damals im Wallis gegen Sion. Bitter auch, dass der mit Abstand beste Torschütze der Liga, Jean-Pierre Nsame, nach seiner Tätlichkeit gegen Servette für drei Spiele zum Zuschauen verdammt ist.

FC Basel: Der FCB belegt sowohl in der Heim- wie in der Auswärtstabelle den 2. Platz und dennoch ist der Titel in weiter Ferne. Der FCB hat schon acht Punkte Rückstand auf St. Gallen und deren sechs auf YB. Nach der Corona-Pause, während der es am Rheinknie mächtig rumorte, konnte Basel nur die beiden Partien gegen die Abstiegskandidaten Xamax und Sion gewinnen. Gegen Luzern und Lugano setzte es Niederlagen ab. Das Ende von Trainer Marcel Koller scheint kaum mehr abzuwenden.


Abstiegskampf: Sion im freien Fall

Unter der Woche macht der FC Thun einen Sprung von Platz zehn auf acht. Sion befindet sich derweil im freien Fall.

FC Thun: Früh in der Saison zeichnete sich ab, dass der FC Thun gegen den Abstieg spielen würde, zeitweise sah es zappenduster aus. Seit dem neunten Spieltag belegten die Thuner durchwegs den letzten Platz. Doch bereits vor der Corona-Pause starteten die Oberländer eine eindrückliche Aufholjagd. Thun spielt definitiv nicht wie ein Absteiger, die Moral ist absolut intakt, das Selbstvertrauen und die Zuversicht der Spieler gross. Es sind beste Voraussetzungen, um den Ligaerhalt zu packen.

FC Sion: Den letzten Sieg feierte Sion am 30. November – seither haben die Walliser siebenmal verloren und viermal Remis gespielt. Wäre Sion nicht furios in die neue Saison gestartet, wären sie längst Tabellenletzter. Seit der Corona-Pause steht mit Paolo Tramezzani wieder einmal ein neuer Trainer an der Seitenlinie. Er hat im Wallis bereits einmal erfolglos gecoacht und er tut es wieder. Drei der vier Spiele unter dem neuen Übungsleiter gingen verloren. Sion befindet sich im freien Fall.

Neuchâtel Xamax: Die Neuenburger haben beim Restart 2:1 gegen Thun gewonnen, gegen die Meisterkandidaten Basel (1:2), YB (0:6) und St. Gallen (1:2) setzte es Niederlagen ab. Am Samstag geht es erneut gegen den FCB, eine Knacknuss. Danach folgen der Reihe nach die Spiele gegen den FCZ, Thun und Sion. Dann wird sich zeigen, wohin der Weg führt.


Kampf um Platz vier wichtiger als Cup-Erfolg

Seit heute Freitag ist bekannt, dass der Cup-Sieger keinen Europacup-Platz bekommt. Dafür berechtigt nach dem UEFA-Entscheid Platz vier in der Meisterschaft definitiv zur Teilnahme an der Europa-League-Qualifikation.

Servette FC: Aktuell sind die Genfer im vierten Rang klassiert und der Aufsteiger hat nach der Corona-Pause als einziges Team noch kein Spiel verloren. Allerdings hat Servette seit dem Restart auch noch nicht gewonnen. Das wichtigste Ziel wird das Team von Alain Geiger problemlos erreichen: Servette wird auch in der kommenden Spielzeit in der Super League vertreten sein.

FC Luzern: Seit Fabio Celestini in Luzern das Sagen hat, zeigt die Formkurve nach oben – sechs Siegen stehen eine Niederlage und zwei Remis gegenüber. Der Rückstand auf das viertklassierte Servette beträgt nur noch drei Punkte. Seit heute ist klar, dass Luzerns Weg nach Europa nur über die Liga – und nicht über den Cup – führen kann. Aufgrund der Formkurve geht Luzern trotz drei Punkten Rückstand auf Servette als Favorit ins Rennen um Platz vier.

FC Lugano: Die Tessiner präsentieren sich nach der Corona-Pause defensiv äusserst solide. In den ersten vier Spielen hat Lugano bereits sieben Punkte eingefahren und lediglich drei Gegentreffer kassiert. Der Rückstand auf Platz vier beträgt satte acht Punkte. Wichtiger: Der Vorsprung auf den Barrage-Platz beträgt neun Punkte, auf den Abstiegsplatz ganze elf.


Angezählte Trainer

Eine Super-League-Saison ohne Trainerentlassungen? Gibt es nicht. Auch die laufende Saison hat schon mehrere Opfer gefordert. Und das Ende der Fahnenstange ist wohl noch nicht erreicht.

Aufgrund der tabellarischen Situation ist insbesondere Paolo Tramezzani akut gefährdet. Zwar steht der Italiener erst seit vier Spielen an der Seitenlinie der Walliser, doch Christian Constantin ist nicht für seine Geduld bekannt. Und was er bisher gesehen hat, dürfte ihn nicht erfreut haben. Es würde deshalb nicht überraschen, sollte bei Sion schon bald Trainer Nummer fünf an der Seitenlinie stehen.

Stark gefährdet ist auch Marcel Koller. Sein «Glück» dürfte sein, dass er nicht entlassen wird, da der FCB aus finanziellen Gründen die Hände gebunden sind und sein Vertrag jüngst bis zum tatsächlichen Saisonende verlängert wurde. Klar scheint indes, dass der 59-Jährige kommende Saison nicht mehr FCB-Coach sein wird. Es sei denn, Basel gewinnt völlig überraschend doch noch den Titel, dann würde sich Kollers Vertrag nämlich automatisch um ein Jahr verlängern …



Ebenfalls nicht ganz so sicher im Sattel sitzt Xamax-Coach Joël Magnin. Sollten die Neuenburger auch nach den Spielen gegen den FCZ, Thun und Sion im letzten Rang klassiert sein, so sehen sich die Verantwortlichen möglicherweise dazu gezwungen, neue Impulse zu setzen. Bedeutet im Normalfall, dass der Trainer über die Klippe springen muss.


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