Nach den wüsten Szenen im Anschluss ans Spiel zwischen St.Gallen und Sion ist von einem Rassismus-Skandal die Rede. Timothy Fayulu bekräftigt die Vorwürfe gegen die FCSG-Fans. St.Gallen-Präsident Matthias Hüppi spricht mit blue Sport über die hitzigen Momente im kybunpark.
Mit einem Last-Minute-Treffer rettet Guillaume Hoarau dem FC Sion in St.Gallen am Samstagabend einen Punkt. Darüber spricht aber schnell keiner mehr. Denn direkt nach dem Schlusspfiff gehen im kybunpark die Wogen hoch. Weil Sion-Goalie Timothy Fayulu von den gegnerischen Fans rassistisch beleidigt worden sein soll.
Am Sonntag teilt der Schweizer Keeper mit Wurzeln aus dem Kongo auf Instagram mit, dass die Geschehnisse am Samstagabend «inakzeptabel» seien. «Fussball ist ein Mannschaftssport, der Menschen aus der ganzen Welt zusammenbringt. Ich finde es bedauerlich, dass wir im Jahr 2021 noch so ein kindisches und empörendes Verhalten akzeptieren müssen», schreibt der 22-Jährige und versieht seinen Post mit dem Hashtag #NORACISM.
In einem Interview auf der klubinternen Vereinswebseite nimmt Fayulu noch genauer Stellung: «Mir geht es schlecht. Was gestern passiert ist, kann ich nicht in Worte fassen. All das hat mich sehr verletzt. (...) Die St.Gallen-Fans haben mich zuerst mit Bier und Feuerzeugen beworfen, aber das ist noch gar nichts. Danach hörte ich die Worte 'Scheiss Fayulu, Affe Fayulu.' Sowas ist mir bisher noch nie widerfahren.»
Hüppi: «Wir versuchen herauszufinden, was wirklich passiert ist»
Gegenüber blue Sport äussert sich am Sonntag auch Matthias Hüppi zu den Ereignissen im kybunpark. «Wenn man mit dieser Thematik konfrontiert wird, kommt zunächst Wut auf. Dann versucht man sich zu orientieren, was denn wirklich passiert ist», erklärt der St.Gallen-Präsident. «Wenn tatsächlich etwas aus der eigenen Ecke gekommen ist, fühlt man sich auch mitverantwortlich. Da muss man sehr gründlich dahinter. Wir sind dran und wollen herausfinden, was wirklich passiert ist.»
Auch die Swiss Football League lässt verlauten, dass die Disziplinarkommission ein Verfahren eröffnet hat, um «die mutmasslichen rassistischen Vorfälle zu untersuchen». Hüppi betont, dass man auch beim FC St.Gallen mit aller Vehemenz gegen jegliche Form von Rassismus und unsportlicher Aggression klare Position beziehe. «Wir tolerieren das nicht und verurteilen das aus Schärfste», sagt der FCSG-Präsident.
Im Hinterkopf hat Hüppi wohl auch noch den Vorfall vom Juni 2020, als FCZ-Stürmer Aiyegun Tosin von einem St.Gallen-Anghänger rassistisch beleidigt worden war. Hüppi wendete sich damals sogar in einem offenen Brief an den fehlbaren «Fan», der nicht ausfindig gemacht werden konnte.
«Ich persönlich engagiere mich sehr (im Kampf gegen Rassismus). Wichtig ist natürlich auch, dass man versucht herauszufinden, was wirklich passiert ist und keine Pauschal-Verurteilungen von ganzen Gruppen kommen», so Hüppi. «Wenn die ganze Geschichte dann noch hochgekocht wird, bringt das im Endeffekt auch nichts auf der Suche nach einer Lösung des Problems.»