Rassismus-Eklat Sion-Goalie Fayulu: «Hätte nie gedacht, dass mir das in der Schweiz passieren wird»

jar

22.8.2021

Sion-Präsident Christian Constantin tröstet seinen Goalie Timothy Fayulu.
Sion-Präsident Christian Constantin tröstet seinen Goalie Timothy Fayulu.
Bild: Keystone

Sion-Goalie Timothy Fayulu bekräftigt am Sonntag, dass er am Samstagabend von Anhängern des FC St.Gallen rassistisch beleidigt wurde. Nun will der 22-Jährige rechtliche Schritte einleiten.

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«Ich will ehrlich sein, ich fühle mich schlecht, mir geht es nicht besonders gut. Was gestern passiert ist, kann ich nicht in Worte fassen. All das hat mich sehr verletzt», sagt Timothy Fayulu am Sonntag in einem Interview auf der Vereinswebseite des FC Sion.

Im Anschluss ans Spiel gegen den FCSG (1:1) wurde der Goalie offenbar von gegnerischen Fans rassistisch beleidigt. «Zuerst haben sie mich mit Bier und Feuerzeugen beworfen. Danach hörte ich die Worte 'Scheiss Fayulu, Affe Fayulu'. Sie haben mich einen Affen genannt.» Er habe sich dann geweigert, in die Kabine zu gehen und seinem Gegenüber, FCSG-Keeper Lawrence Ati Zigi, gesagt, dass sie dass nicht zulassen sollten. «Ich wollte, dass die Leute, die dort waren, wissen, was die Fans zu mir gesagt hatten», erklärt Fayulu.



Er sei regelrecht schockiert gewesen, sagt der gebürtige Genfer mit Wurzeln aus dem Kongo. Dass ihm sowas in einem Schweizer Fussballstadion widerfahren würde, hätte er «absolut nicht gedacht», so Fayulu. «Wir sind in der Schweiz und hier gibt es viele Kulturen. Diese Worte haben mir das Herz gebrochen. Ich hoffe, dass sich die Swiss Football League damit befassen wird».

Es sei das erste Mal gewesen, dass er rassistisch beleidigt wurde, sagt der Goalie. «Ich will nicht, dass das noch einmal einer durchmachen muss. Ich hoffe, dass alle Vereine und die Liga etwas unternehmen werden, damit so etwas in unserer Liga nicht mehr vorkommt.» Nun werde er mit seinen Anwälten und dem Verein die Angelegenheit prüfen und rechtliche Schritte einleiten.

Fernandes: «Fayulu ist Schweizer, er liebt die Schweiz»

Dies bestätigt auch Sion-Vizepräsident Gelson Fernandes: «Fayulu wird eine Anzeige gegen Unbekannt erstatten. Der Anwalt des Vereins steht ihm zur Verfügung. Der Gerechtigkeit muss Genüge getan werden.»



Fernandes war bei den tumultartigen Szenen nach dem Schlusspfiff selber auf den Platz gestürmt und versuchte in erste Linie, die Streithähne zu beruhigen. Und er habe dem Schiedsrichter auch mitgeteilt, dass der Goalie Opfer rassistischer Bemerkungen geworden ist, damit er dies in seinen Spielbericht aufnimmt.

«Er ist als Mensch in seinem Herzen berührt worden. Das ist nicht einfach. Das ist es, was mich am meisten beunruhigt», sagt Fernandes. «Timothy Fayulu ist Schweizer und er hat sich entschieden, für die Schweiz zu spielen. Er liebt die Schweiz. Eine grössere Verbundenheit als diese kann man kaum zeigen.» 

«Wir werden für Fayulu da sein», sagt Gelson Fernandes.
«Wir werden für Fayulu da sein», sagt Gelson Fernandes.
Bild: Keystone

So sei es ihm sehr wichtig, den Spieler zu schützen. «Ich habe ihm gesagt, dass es nicht das letzte Mal sein wird. Es tut mir weh, das zu sagen, aber es wird wieder passieren. Er muss daraus gestärkt hervorgehen und diese Erfahrung nutzen», erklärt Fernandes. «Viele Menschen können sich vorstellen, wie es sich anfühlt, aber sie können es nicht spüren. Wir, mit unserer Hautfarbe, können das spüren. Wir sind nicht hier, um ihn zu bemitleiden, aber wir werden für ihn da sein, das steht fest.»

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