Die neue Führung beim FC St. Gallen krempelt den Traditionsverein weiter um. Dafür gab es nach der jüngsten Entlassung nicht nur Lob, sondern auch viel Kritik. Besonders exponiert ist Alain Sutter.
Die Trennung von Giorgio Contini zeichnete sich schon länger ab. Man zog dem ehemaligen Meisterspieler von 2000 und Trainer seit 2017 Zahn für Zahn, ehe man ihn am 24. April freistellte.
Das kostet die Hauptaktionäre rund 500’000 Franken, da Contini noch einen laufenden Vertag hatte. Mit der Begründung, dass das Vertrauen nur einseitig vorhanden war, irritierte das Führungsduo Hüppi/Sutter am Dienstag die Öffentlichkeit.
«Ich hatte nicht das Gefühl, dass er mit mir arbeiten will», sagte etwa Sutter, während Hüppi, ganz der Medienprofi, die Arbeit des Trainers und dessen Erfolge lobte. Gewiss sind gegenseitiges Vertrauen und eine gemeinsame Stossrichtung die Grundlage konstruktiven Arbeitens, doch scheint derzeit beim ältesten Klub der Schweiz sehr vieles auf das Bauchgefühl und die Harmonie ausgerichtet.
Sutter nimmt mit diesem Entscheid auf dem Schleudersitz Platz
Anzurechnen ist Sutter, dass er die volle Verantwortung für den Entscheid übernimmt («Ich habe den Antrag auf Entlassung gestellt»), doch damit steigt der Druck auch auf ihn und seine Philosophie. Den Assistenztrainer vor der Verpflichtung des Cheftrainers zu kommunizieren, ist ein Novum, das man bisher noch nicht gekannt hatte.
Der neue Übungsleiter müsse die Philosophie des Klubs («ein guter Ausbildner», «offensive spielweise», «kommunikativ») mittragen und nicht derjenige sein, der die Philosophie entwickle, so die Devise in der Ostschweiz. Welcher Coach mit Format aber wird sich diesem Kredo und den fertigen Strukturen unterordnen?
Meistertrainer Marcel Koller dürfte damit wohl schon vom Tisch sein. Er wäre wohl auch zu teuer. Der anpassungefähige und leise Pierluigi Tami, der seine Sporen einst bei der Arbeit mit Nachwuchsspielern abverdiente, hat wohl die besten Karten. Urs Fischer oder Urs Meier gelten als weitere Kandidaten, die mit Assistent Boro Kuzmanovic harmonieren müssen.
Wer auch immer den Job annehmen wird, der weiss: Der sportliche Erfolg hat zum jetzigen Zeitpunkt nicht oberste Priorität. Pflicht ist primär die gute Harmonie. Bei fehlendem Erfolg dürfte dannzumal nicht der eigentlich dafür verantwortliche Trainer in den Fokus geraten, sondern Sportchef Alain Sutter.
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