Ostschweiz statt Rheinknie, Challenge League statt Super League, Wil statt Basel – nichtsdestotrotz geht Alex Frei seine neue Aufgabe beim FC Wil mit grosser Motivation an.
Fast auf den Tag genau zehn Jahre ist es her. Am 3. September 2010 testet die Schweizer Nati in St. Gallen gegen Australien (0:0). Alex Frei ist dazumal schon Rekordtorschütze der Nati, wartet aber bereits seit zwölf Monaten auf sein 41. Länderspiel-Tor, nachdem es auch an der WM in Südafrika nicht geklappt hatte. Dann die 60. Minute: Die Schweiz kriegt einen Penalty, Frei tritt an – und verschiesst. Das St. Galler Publikum pfeift laut. Und es pfeift noch lauter, als Frei wenige Augenblicke später den Platz verlässt. Wenige Wochen danach pfeifen die Zuschauer auch in Basel, worauf Frei seinen Rücktritt aus der Nati gibt.
Lange ist es her, doch vergessen hat der heute 41-Jährige die Pfiffe offenbar nie. Als er am Montag beim FC Wil als neuer Trainer vorgestellt wird, sagt Frei: «Wenn mir jemand vor neun Jahren gesagt hätte, dass ich eines Tages in der Ostschweiz arbeiten würde, hätte ich ihn für irre erklärt. Es war ja nicht immer die grosse Liebe. Aber ich bin überzeugt, dass es die grosse Liebe wird.»
Sein Herz gehört ja eigentlich dem FC Basel. Doch bei seinem Stammverein kündigte Alex Frei vor wenigen Wochen seinen Vertrag als U21-Coach, nachdem ihm der damalige Sportchef Ruedi Zbinden einen Vertrag als Cheftrainer anbot, die Klubführung aber offensichtlich andere Pläne hatte und schliesslich Ciriaco Sforza als neuen Chefcoach engagierte. Frei sagt dazu etwas überraschend: «Die Leute, die mich kennen, wissen, dass ich es ausschloss, FCB-Trainer zu werden.»
Schlechte Worte will er über seinen Herzensklub ohnehin nicht verlieren. «Ich werde den FC Basel öffentlich nie kritisieren», so Frei. «Ich habe in Basel eine unglaubliche Zeit erlebt, durfte den Klub als Spieler prägen und habe durch die Zeit als Trainer im Nachwuchs viel lernen dürfen.» Er habe seine Karriere schon als Spieler immer Schritt für Schritt geplant. «Darum ist Wil auch die ideale Lösung, um einzusteigen.» Jetzt freue er sich darauf, «zu sehen, ob die Ideen, die ich habe, in der Challenge League funktionieren».