YB-Trainer vorgestelltSeoane hat Verständnis für verärgerte FCL-Fans: «Emotionen gehören dazu»
jar
4.6.2018
Ziemlich überraschend gaben die Young Boys am Freitag bekannt, dass Gerardo Seoane der Nachfolger von Adi Hütter wird. Der neue Trainer freut sich auf die neue Herausforderung, zeigt bei seiner Präsentation aber auch Verständnis für die Anfeindungen der Luzern-Fans.
Erst in der Winterpause wurde Gerardo Seoane beim FC Luzern zum Cheftrainer ernannt. Jetzt ist der 39-Jährige schon wieder weg. «Beim ersten Anruf aus Bern war auch ich überrascht», sagt der neue Coach. «Aber ich war auch geehrt, dass meine Arbeit in Luzern verfolgt wurde. Ich war ja nicht nur ein paar Monate da, ich war sieben Jahre in Luzern.»
Dass es nach Seoanes Wechsel aus dem Luzerner Fanlager zu überwiegend negativen Reaktionen kam, war zu erahnen. Auch wenn Seoane den FCL im Januar noch als Vorletzter übernahm und in die Europa-League-Quali führte. In den Sozialen Medien wird er als «Verräter» und «Geldgeiler» beschimpft, beim Eingang seines Wohnblocks haben verärgerte Anhänger sogar ein Hass-Transparent aufgehängt. «Gmüetlech ide Sonne, Gedanke bem Meister, zrog gods First Class, du Hu$o chasch ders etz leiste!», steht da drauf. Primitiv: «Hu$o» bedeutet «Hurensohn» und ist mit den YB-Farben gelb-schwarz gekennzeichnet.
Seoane reagiert ziemlich cool auf die Anfeindungen. «Emotionen gehören zum Sport. Der Entscheid kam ja so überraschend, dass es irgendwo auch nachvollziehbar ist, dass die eine oder andere Reaktion kommen wird. Da muss man schon Verständnis haben», sagt er. «Aber es gibt natürlich immer eine Grenze der Privatsphäre.» Jetzt wolle er einfach nach vorne schauen und sich auf die neue Aufgabe konzentrieren.
Ziele könne er zu diesem Zeitpunkt noch keine nennen, «da müssen wir erst abwarten, wie sich unser Team zusammenstellt». Mit YB will Seoane aber auch in der kommenden Saison für Spektakel sorgen. «Wir sind ambitioniert und wollen unsere Zuschauer begeistern. Das sind Zielvorgaben, die wir auch mit Werten in Verbindung bringen.»
Spycher: «Seoane war am Anfang nicht der Favorit»
YB-Sportchef Christoph Spycher gibt derweil zu, dass Seoane zu Beginn der Trainersuche nicht sein Favorit war. Befassen hätten sich die Berner mit dem Coach, der Luzern auf Platz 3 führte, aber schon müssen. «Die Gespräche waren dann so gut, dass wir ihn noch näher kennenlernen wollten.»
Mehr und mehr sei Seoane dann zur Wunschlösung geworden. Spycher: «Und deshalb sind wir auch stolz, dass er jetzt hier ist und wir gemeinsam in die Zukunft gehen können».