Matchwinner Frey FCZ vermiest Adi Hütter im Cupfinal den Abschied aus Bern

SDA

27.5.2018 - 15:58

Jubel beim Aufsteiger: Der FC Zürich ist Schweizer Cupsieger 2017/2018.
Jubel beim Aufsteiger: Der FC Zürich ist Schweizer Cupsieger 2017/2018.
Source: Keystone

Der FC Zürich belegt seine Cupfinal-Qualitäten ein weiteres Mal. Im neunten Endspiel setzt sich der FCZ zum 10. Mal durch. In Bern besiegt der Aufsteiger den Meister Young Boys 2:1.

Für die Szenen mit Raffinesse und Emotionen war in den entscheidenden Phasen ausnahmslos der FC Zürich besorgt – mehrfach mittendrin der frühere YB-Junior Michael Frey. Mit seinem 1:0 (11.) gab der bullige Angreifer früh den Tarif bekannt und die Richtung vor. Im Sog Freys legte der Aufsteiger von Minute zu Minute an Selbstvertrauen zu. Und selbst in Unterzahl liess er sich nicht mehr abdrängen – im Gegenteil: Antonio Marchesano schloss ein wunderbares Solo mit dem wegweisenden 2:0 (74.).

Nach Sulejmanis Kopfballtor hatten die personell dezimierten Zürcher im Finish zwar noch ein paar heikle Situationen zu überstehen, mehr liessen sie nicht zu. Deshalb war der letzte Sprint eines unterhaltsamen Nachmittags Ludovic Magnin vorbehalten: In seiner ersten (halben) Saison als Chef stürmte er im Anzug euphorisiert vor die Kurve der FCZ-Anhänger und mit seinem Verein zum Triumph.

Luft bei YB draussen

Während Wochen hatten die Young Boys ihren ersten Meistertitel seit 1986 zelebriert. Der Festmarathon hinterliess Spuren, anders ist der überaus laue Auftakt zum Endspiel im eigenen Stadion nicht zu interpretieren. Derweil der Aussenseiter sich sofort energisch Zutritt verschaffte, fehlte beim Champion die Spannung. In verschiedenen Rencontres hinterliess der FCZ einen kompromissloseren Eindruck.

Der Meister hielt nicht Wort. «In unserer letzten gemeinsamen Woche werden wir noch intensiver arbeiten und alles abrufen», hatte Adi Hütter im Vorfeld betont. Seine Botschaft verflüchtigte sich. Nach 101 teilweise hochklassigen Liga-Spielen mit 223 Treffern endete die Ära Hütters enttäuschend. YB blieb nicht nur torlos, sondern auf dem Weg zur vierten Cup-Final-Niederlage in Folge auch weitgehend emotionslos.

Matchwinner Michi Frey

Zum Winner avancierte gleichwohl ein gebürtiger Berner: Michael Frey. Der Stürmer ist während seiner Karriere selten einer Konfrontation ausgewichen – Mit- und Gegenspieler inklusive. Der 23-Jährige mit langer YB-Vergangenheit versteht sein Engagement als neuen Anlauf. In einem Klub, «der einen Namen hat, der etwas auslöst», wie er im letzten Sommer immer wieder betonte.

Beim FCZ löste er selber einiges aus. Er markierte in der Liga überdurchschnittlich viele Tore und sorgte auch neben dem Platz für Schlagzeilen. Mitte April wurde er wegen Meinungsverschiedenheiten vorübergehend suspendiert. Frey, an manchen Tagen der introvertierte Kunstmaler, dann aber wieder impulsiv und egozentrisch, reagierte im Stil des Champions auf die vorübergehende Verbannung: mit sechs Treffern in den letzten fünf Meisterschaftsrunden.

Und wie er das bisherige Highlight seiner Karriere prägte, war eindrücklich. Frey versorgte das Spiel der Zürcher mit Energie. Seine Kraft, sein Enthusiasmus, seine unangenehme Art setzte YB zu.

Magnins Siege und Ansagen

Ludovic Magnin fand einen Weg und Konsens mit Frey. Und der junge Coach löste auch andere Probleme ziemlich souverän. Trotz einer teilweise schwierigen, mehrheitlich unkonstanten Rückrunde erreichte er in der Liga Position 4 und führte Zürich im Knock-out-Wettbewerb zu zwei Siegen mit Strahlkraft: zuerst im Derby gegen GC, dann auf dem Terrain des Super-League-Dominators YB.

Der Romand mit engem Kontakt zum früheren Zürcher Meistercoach Lucien Favre ist keiner, der sich öffentlich zurückhält. Er träumt und denkt gross. «Ich habe höchstens Zweifel, wie lange es dauert, bis ich das Ergebnis der Arbeit sehe, bis die Spieler umsetzen, was ich verlange», sagte er vor wenigen Tagen in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger«.

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