Jetzt drückt Harry Kane den Lionesses ganz fest die Daumen: Englands Fussballerinnen können wie 1966 die Männer erstmals den WM-Titel holen.
Englands Fussballerinnen tanzten freudetrunken zu ihrem Erfolgsschlager «Sweet Caroline» durch das Stadion – Australiens Matilda vergossen viele Tränen nach dem verpassten Endspieleinzug bei ihrer Weltmeisterschaft. Das Team von Sarina Wiegman spielt nach dem 3:1 (1:0) im Halbfinale gegen den Mit-Gastgeber nun gegen Spanien am Sonntag (12.00 Uhr MESZ/ZDF) ebenfalls in Sydney erstmals um den WM-Titel. «Es ist fast wie ein Märchen hier», sagte die niederländische Trainerin von Europameister England voller Stolz.
Selbst der König Charles schickte zum Erreichen des Endspiels die «herzlichsten Glückwünsche» auf der Plattform X, die vormals Twitter hiess. Beide Teams seien «eine Inspiration auf und neben dem Platz» gewesen.
England in absoluter WM-Euphorie
Die Engländerinnen liessen sich am Mittwoch von der lautstarken Kulisse von 75 784 Zuschauern wenig beeindrucken und versetzten durch die Tore von Ella Toone (36. Minute), Lauren Hemp (71.) und Alessia Russo (86.) die australische Sport-Nation in Trauer.
«Brilliant@Lionesses!!» («Brillant, Löwinnen!!») schrieb Harry Kane, der neue Stürmerstar des FC Bayern München. Er hatte mit der Frauen-Auswahl seines Landes mitgefiebert. «Wir stehen alle hinter ihnen. Hoffentlich schaffen sie es im Finale», sagte Englands Kapitän beim englischen Pay-TV-Sender Sky. «Als sie die EM gewonnen haben, hat das das Land weiter zusammenrücken lassen. Ich werde mir das Finale angucken in Deutschland und wünsche ihnen nur das Beste. Sie verdienen es.»
«Mit ihrem 3:1-Sieg brachten die Löwinnen das Publikum im ausverkauften Australia-Stadion zum Schweigen und erreichten als erste englische Mannschaft seit 1966 das Finale auf der Weltbühne», hiess es bei BBC Sport. Wiegman stand am Ende im Kreis ihrer strahlenden Spielerinnen. «Es ist unglaublich. Also wirklich: Was für eine Leistung!», sagte die 53-Jährige kurz darauf und meinte mit Blick auf das grosse Finale: «Es fühlt sich fast schon so an, als ob wir da gewonnen hätten. Aber wir haben natürlich noch nicht gewonnen.»
Der Pep Guardiola des Frauen-Fussballs
Wiegman ist die letzte verbliebene Trainerin im Turnier. Nachdem sie mit den Niederlanden 2017 Europameisterin und 2019 WM-Zweite war, wird es die vierte Endspiel-Teilnahme bei einem grossen Turnier in Folge. «Sarina Wiegman ist der Pep Guardiola des Frauen-Fussballs», titelte der «Telegraph» nach dem Finaleinzug der Lionesses.
Die Engländerinnen agierten von Beginn an ballsicherer und Angriffs-freudiger als die Matildas, die euphorisiert von der Begeisterung im Lande mit grosser Leidenschaft zu Werke gingen – aber durch Abwehrspielerin Ellie Carpenter beim 1:2 entscheidend patzten.
Für Schlagzeilen hatte unmittelbar vor der Partie ein Vorfall beim geheimen Abschlusstraining der Engländerinnen gesorgt: Die Übungseinheit wurde offenbar aus der Luft gefilmt. Nach Angaben der australischen Zeitung «Daily Telegraph» ist das Blatt selbst für die veröffentlichten Bilder verantwortlich. «Wenn Englands Löwinnen dachten, sie würden einfach unter dem Radar in das Halbfinale der Weltmeisterschaft fliegen, erlebten sie einen herben Schock. Wir haben den Hubschrauber hochgeschickt, um zu sehen, wie sich der alte Feind vorbereitet», hiess es in markigen Worten: «Willkommen im Dschungel, Löwinnen, wir haben Spass und Spiel.»