Analyse zum WM-Aus Imke Wübbenhorst: «Für den deutschen Frauenfussball ein Riesenschlag»

Redaktion blue Sport

4.8.2023

Imke Wübbenhorst: «Für den deutschen Frauenfussball ein Riesenschlag»

Imke Wübbenhorst: «Für den deutschen Frauenfussball ein Riesenschlag»

Imke Wübbenhorst versucht das WM-Aus der deutschen Damen einzuordnen. Sie macht auch die Entscheidungen des Trainer-Staff dafür verantwortlich.

03.08.2023

Imke Wübbenhorst, Trainerin bei der Damenschaft bei YB, analysiert für blue Sport das blamable Ausscheiden von Deutschland bei der WM. 

Redaktion blue Sport

Imke Wübbenhorst, Deutschland scheidet an der Frauen-WM nach der Gruppenphase aus. Ihre erste Reaktion?

Ja, ich bin ähnlich sprachlos wie die (Alexandra) Popp, weil man darauf einfach gar nicht vorbereitet war. Weder die Spielerin noch ich haben damit gerechnet, dass das ein Problem für Deutschland sein könnte, da ein Sieg –  auch ein 1:0 – ja gereicht hätte. Deswegen ist das gerade ganz schwer einzuordnen.

Die Ambitionen waren wie immer gross. Was bedeutet das Ausscheiden für Deutschland?

Ich glaube, dass das für Deutschland einfach ein Riesenschlag ist, gerade in Bezug auf die Entwicklung des Frauenfussballs, weil man sich jetzt gerade immer ein bisschen damit abheben konnte, dass man im Vergleich zu den Männern einfach sehr erfolgreich war. Und jetzt ist es halt eben so, dass man auch nicht mehr erfolgreich ist und dass man es dann noch schwerer hat, den Frauenfussball dauerhaft zu etablieren und diesen Aufschwung, den so eine WM hätte wieder auslösen können, in die Liga zu bringen. Und das ist extrem schade. Es zeigt aber auch auf der anderen Seite, wie sich das Niveau insgesamt im Frauenfussball auf der ganzen Welt – trotz dieser Aufstockung auf 32 Teams –  sich krass gesteigert hat.

In vielen Bereichen hat es auf dem Platz nicht gepasst. Hat Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg das Spiel vercoacht?

Ja, also ich glaube schon, dass Martina da weit genug ist, um vielleicht auch zu sagen, ob sie da Fehler gemacht hat. Nach der Schlacht ist jeder General, aber ich glaube, dass man auch als Trainer und ich glaube gerade sie als erfahrene Trainerin auch vielleicht sagen kann, okay, das war jetzt nicht die beste Lösung und im Nachgang hätte ich es vielleicht besser lösen können. Da bricht man sich keinen Zacken aus der Krone. Dass es jetzt natürlich das Ende einer Weltmeisterschaft, sprich Ausscheiden in der Vorrunde bedeutet, ist natürlich sehr bitter, aber sie trifft ja auch keine Entscheidung alleine. Sie hat einen grossen Staff um sich herum, mit Britta Carlsson eine gute Co-Trainerin, da müssen sie dann gemeinsam den Schuh anziehen, wenn sie es dann auch so analysieren, wie ich es jetzt tue und es auch wirklich so sehen.

War vielleicht das deutsche Team einfach zu überheblich, im Kopf nicht bereit?

Ich glaube einfach, dass immer ganz viel mitschwingt. Es reicht nicht, wenn wir erfolgreich sind, so wie es zum Beispiel die Schweizerinnen gemacht haben, die vielleicht keinen schönen, ansehnlichen Fussball gespielt haben, die aber wirklich es auf den Erfolg abgestimmt haben. Sie wollten weiterkommen, das haben sie mit ihrer destruktiven Spielweise erreicht. Die Deutschen, bei denen schwingt immer noch ein bisschen mit, es reicht nicht, wenn wir einfach nur erfolgreich spielen, es muss am besten auch noch schön aussehen. Da glaube ich, sind dann Länder ohne grossen Erwartungen einfach im Vorteil, weil sie einfach machen können, weil keiner was erwartet. Davon muss man einfach wieder wegkommen, weil es geht letztlich um Erfolg. Und wenn der Erfolg kommt, dann kommt das Selbstvertrauen, dann kommen die Automatismen und dann läuft das Spiel sowieso besser.